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„The fool doth think he is wise, but the wise man knows himself to be a fool.“ - William Shakespeare

F A Y E

Als ich nach fünf Minuten Fußmarsch endlich zu Hause ankam und ich die Schlüssel in das Haustürschloss steckte, bemerkte ich, dass etwas anders war, als in den letzten zwei Tagen. Ein mir bekanntes Auto stand auf unserer Einfahrt. Mit freudigem Erwarten öffnete ich die Haustür, schloss sie schnell hinter mir wieder zu und lief in die warm beleuchtete Küche.

„Tyler“, rief ich mit einem großem Lächeln im Gesicht. Lachend drückte mein Bruder mich an seine warme Brust. Ich atmete seinen bekannten Geruch nach irgendeinem Aftershave ein und seufzte.

„Du übertreibst ein bisschen, findest du nicht?“, ein belustigter Unterton schwang in seiner tiefen Stimme mit, als er mich wieder losließ und mit seinen lieben braunen Augen auf mich hinunterstarrte. Tyler überragte mich mindestens um einen Kopf.

Ich zuckte etwas verlegen mit den Schultern. Gut, vielleicht übertrieb ich ein wenig. Aber ich hatte seine Präsenz um mich herum vermisst. Ohne ihn war das Haus so leise und leer. Er war nunmal mein einziger Bruder und ich war noch nicht bereit, vollkommen als Einzelkind zu leben, sobald er weg war.

„Wo kommst du eigentlich her?“, fragte Tyler hinter mir, als ich in den Flur lief um meine Sachen auszuziehen. „Oder gibt es da Jemanden, von dem ich wissen sollte?“ Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen, dass er gerade neckend mit den Augenbrauen wackelte.

„Was? Nein!“, schüttelte ich energisch mit den Kopf. „Ich war nur bei Brooke.“

Als er darauf nichts antwortete, zog ich mir meine Jacke aus und hing sie an die Gaderobe. „Wie läuft's bei dir in der Uni?“, fragte ich beiläufig.

Ich drehte mich kurz zu ihm um und war ein wenig verwundert, als ich einen Anflug von Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen sehen konnte. Doch im nächsten Moment war es wieder verschwunden und ich war mir nicht sicher, ob ich mir das vielleicht nicht nur eingebildet hatte.

„Gut, schätze ich“, zuckte er mit den Schultern und lehnte sich an den Türrahmen, während er mich dabei beobachtete, wie ich mir die Schuhe auszog - doch ich verlor in dem Moment das Gleichgewicht und wäre fast umgefallen, wenn Tyler mich nicht rechtzeitig festgehalten hätte.

„Schön zu sehen, dass deine Tollpatschigkeit sich nicht abgelegt hat“, scherzte mein Bruder und lachte mich aus.

„Sehr witzig“, murmelte ich und stellte meine Schuhe in den Schuhschrank, dann richtete ich mich auf und drehte mich wieder zu ihm um. Wenigstens hatte die Uni ihn nicht komplett verändert. Er war immer noch mein nerviger, mich ständig neckender großer Bruder. Ein Leben ohne ihn könnte ich mir nicht vorstellen. Er war der beste große Bruder, den man sich wünschen konnte. Seit ich zurückdenken konnte, war er immer für mich da gewesen und hat immer versucht, mich vor Allem und Jedem zu beschützen.

Tyler und ich liefen geradewegs ins Wohnzimmer und ich ließ mich mit einem wohligen Seufzer auf das Sofa fallen. Er tat es mir gleich und schloss erschöpft die Augen.

„So anstrengend?“, neckte ich ihn und schnappte mir die Fernbedienung vom Wohnzimmertisch.

Er öffnete ein Auge, schenkte mir einen bösen Blick und schloss es wieder. Ich lachte. „Es geht gerade viel ab, okay?“, verteidigte er sich. „Bald sind die Prüfungen und ich hab das Gefühl, ich kann gar nichts.“ Er rieb sich mit beiden Händen durch sein Gesicht.

Tyler studierte mathematische Physik und Biotechnologie - er war schon immer ein Genie in Sachen Naturwissenschaften und Technik gewesen. Im Gegensatz zu mir. Ich war eine totale Niete in solchen Sachen. Manchmal fragte ich mich, wie ich mit ihm verwandt sein konnte.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt