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„Hers is an old fashioned heart that holds timeless love. She's a three page love letter in a world of relationship status updates.“ - J.M. Storm

F A Y E

Nach dem Film war ich bleich wie ein Geist - worauf mich mein Bruder freundlicherweise hingewiesen hatte. Er hatte sich einen Horrorfilm ausgesucht, der nicht mal für mein Alter bestimmt gewesen war! Dieser Film war - und das zurecht - erst ab achtzehn Jahre freigegeben, doch Tyler hatte das natürlich geflissentlich übersehen. Ich könnte ihn erwürgen.

Eigentlich war mir schon klar gewesen, dass Tyler so gemein sein würde, aber ich hatte gehofft, dass er wenigstens heute Gnade haben würde. Hatte er aber nicht.

„Komm' schon, so schlimm war der jetzt auch nicht. Ich hab schon Schlimmere gesehen“, erwiederte Tyler augenverdrehend, als ich ihn ausschimpfte. Wir waren gerade dabei, das Kino zu verlassen und in Richtung des Autos zu gehen.

„Du vielleicht!“, rief ich aufgebracht. „Man, Tyler! Wie soll ich denn jetzt schlafen?“, murrte ich schlecht gelaunt und beschleunigte meine Schritte.

„Faye, die einzig schlimme Szene war die, wo der Typ ihr den Kopf abgeschlagen hat und davor hab ich dich sogar extra gewarnt. Und wenn du es so schlimm findest, dann zieh' das Ganze doch einfach ins Lächerliche. Das hilft immer“, zuckte er desinteressiert mit den Schultern.

Ungläubig schnaubte ich. Wie kann man so was lustig finden? Ich fand es ekelhaft. Am liebsten hätte ich mich mittem im Kinosaal übergeben. Die Hälfte des Films hatte ich sowieso damit verbracht, wimmernd wegzuschauen.

Als wir draußen an der frischen Luft waren, hielt mich mein Bruder an der Schulter zurück. „Pass auf“, fing er an. „Wie wäre es, wenn wir jetzt einfach ein bisschen spazieren gehen? Das hilft meistens auch, um auf andere Gedanken zu kommen.“

Ich betrachtete ihn etwas verwirrt. Tyler und spazieren gehen? Doch dann zuckte ich mit den Schultern. „Von mir aus. Aber hör auf, von diesem blöden Film zu reden“, warnte ich ihn mit erhobenem Finger. Ich konnte mir nämlich schon bildlich vorstellen, wie er jede einzelne Szene analysierte und auseinandernahm.

Mein Bruder verdrehte die Augen. „Abgemacht“, sagte er schließlich und zog mich nach rechts, in Richtung des Flusses, an dem das Kino lag. „Ich wollte sowieso mit dir über etwas Anderes reden.“

Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn von der Seite, doch er mied meinem Blick. Er schien etwas nervös zu sein. Worüber wollte er mit mir reden? Ich hatte doch nichts angestellt, oder? Gerade als ich nachfragen wollte, fing er an zu reden. „Es hatte einen Grund, warum ich heute Zeit mit dir verbringen wollte“, gab er zu und lehnte sich an den Zaun, der uns von dem schmalen Fluss trennte. Er holte kurz tief Luft. Inzwischen ein wenig verunsichert, spielte ich nervös mit meinen Fingern. Ich begann mir Sorgen zu machen.

„Ich wollte, dass du die Erste bist, die es erfährt“, sagte er und schaute mich plötzlich Ernst an.

Ich riss die Augen auf. „Oh Gott, du wirst doch nicht etwa Vater, oder?“, rief ich geschockt, bevor ich mich selbst stoppen konnte. Gleich darauf hielt ich mir die Hand vor dem Mund.
Tyler riss die Augen auf und schüttelte wild mit dem Kopf. „Ach du Scheiße, nein! Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn?“

Mir fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. „Gott sei Dank. Ich dachte schon...“, murmelte ich. Für einen Moment hatte ich wirklich befürchtet, ich würde Tante werden. Nicht, dass ich das nicht wollte, aber mein Bruder war erst zwanzig!

„Nein, nein, keine Panik. So weit bin ich noch nicht“, lächelte er kurz, doch das Lächeln erstarb wieder, als er fortfuhr. „Ich werde zwei Auslandssemester machen.“

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt