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F A Y E

Zitternd stand ich da. In einem der dreckigen, muffigen, einsamen und alten Zimmer dieser gruseligen aber zugleich faszinierenden Villa. Zumindestens so lange faszinierend, bis ich sah, was in diesem Zimmer stand.

Das, was sich vor mir befand, war alles andere als faszinierend. Es war ekelerregend. Und abscheulich. Einfach nur widerwärtig.

Ich wünschte, ich wäre nicht näher getreten, um mir die verstaubten alten Gläser im Regal anzuschauen. Ich wünschte, ich hätte das nicht gesehen und könnte jetzt meinen Blick von dem Regal abwenden. Ich wollte es mir nicht länger ansehen. Ich wollte meinen Kopf wegdrehen.

Doch ich konnte es nicht. Dieses Auge in dem staubigen Glas fesselte meinen Blick. Es war die schönste Augenfarbe, die ich je gesehen hatte. Dieses Blau war so strahlend hell, das der Anblick schon fast wehtat.

Doch ich wollte es nicht länger anschauen. Es war ekelhaft. Ich schaffte es unter großer Mühe, den Blick abzuwenden, jedoch war ich gezwungen, mir die anderen Gläser anzuschauen.

Als ich mit Schrecken erkannte, was sich darin befand, wollte ich nur noch eins: Raus hier.

Und nie wieder kommen. Mir drehte sich der Magen um. Es war einfach das widerwärtigste, was ich je gesehen hatte. Was für ein Psychopat muss hier früher gelebt haben? Wer sammelte bitteschön Gehirne? Oder Augen?
Oder Leber, Nieren und die anderen Sachen, die ich zum Glück nicht mehr identifizieren konnte?

Ich wusste zwar, das der Mensch, der all das besessen haben musste, unmöglich noch Leben könnte, doch trotzdem bekam ich Angst. Angst vor dem Ungewissen. Ich wollte nicht wissen, was ich hier noch finden würde, wenn ich mich in den anderen Räumen umschauen würde.

Plötzlich holte ein Atemzug mich aus meinen Gedanken. Wie erstarrt blieb ich stehen. Hatte ich mir das bloß eingebildet, oder stand da jemand hinter mir?

'Quatsch Faye! Du halluzinierst schon wieder, wer sollte da schon stehen?', redete mir mein Unterbewusstsein ein.

Doch irgendwie konnte ich das nicht glauben. Ich meinte immernoch einen Luftzug in meinen Haaren zu spüren. Meine Haut überzog eine Gänsehaut und meine Angst steigerte sich. Was war das? Gerade als ich im Begriff war mich umzudrehen, schoss etwas Silber blitzendes an mir vorbei. Und im Bruchteil einer Sekunde wusste ich, dass ich sowas schon einmal gesehen hatte. Und in dem Moment, als ich das gedacht hatte, ertönte ein Ohrenbetäubender Knall und Glas zersplitterte in alle Richtungen. Erschrocken schrie ich auf. Gleichzeitig brüllte eine Stimme laut:

"Fucking Scheiße!"

Mit wild pochendem Herzen drehte ich mich um. Für einen Augenblick war ich erleichtert, Louis dort vorzufinden. Doch im nächsten Moment bekam ich wieder Angst bei seinem Anblick.
Er stand da und zog sich wütend an den Haaren. Doch plötzlich hörte ich etwas auf dem Holzboden umherrollen. Langsam richtete ich den Blick nach unten. Ein Hellblaues Auge schaute ausdruckslos direkt in meine und berührte meinen Schuh.

Voller Panik fing ich an zu Schreien und ich konnte spüren, wie salzige Angsttränen meine Augen verließen. Ich bemerkte noch, wie mein Fuß sich bewegte und den Augapfel wegtrat. Es war wieder so still, dass man das Kullern des Auges auf dem staubigen Holzboden hören konnte.

Ich versuchte es zu ignorieren, während ich mich Zitternd zu Louis umdrehte. Der stand da, völlig unberührt von der Tatsache, dass hier jetzt verschiedene Innereien auf dem Boden lagen. Er beobachtete mich mit einer ausdruckslosen Mimik, als wenn er gerade nicht so gebrüllt und wie verrückt an seinen Haaren gezogen hätte. Doch mir war in dem Moment völlig egal, was es damit aufsich hatte.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt