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F A Y E

"Oh, Faye!", wurde mir  entgegengerufen, als mein Finger noch über der Klingel schwebte.

Ich wirbelte herum und sah Hayden auf mich zu laufen, ihr Fahrrad neben sich herschiebend.

"Oh", sagte ich und starrte auf das Fahrrad. "Ich dachte, du wärst zu Hause gewesen."

"Ich musste nur was vom Supermarkt holen, Mum hat mich losgeschickt", erwiderte sie und stellte das Fahrrad unter dem Carport ab.

Danach kam sie auf mich zu und schloss mich in eine enge Umarmung, woraufhin ich leicht aufzischte, aber trotzdem erleichtert war.

"Oh, tut mir leid", murmelte Hayden bezüglich auf meine Schulter und ließ von mir ab, starrte auf den Boden.

"Schon okay", lächelte ich, bevor ich wieder ernst wurde. Ich hatte um ehrlich zu sein Angst vor dem, was als nächstes passieren würde. "Hay, ich... Ich wollte mit dir reden, wenn das in Ordnung ist." Meine Stimme war eine ganze Tonlage leiser geworden und ich schluckte schwer.

Als keine Antwort von ihr kam, schaute ich auf und sah, wie sich mich mit schiefgelegtem Kopf fragend anstarrte. Ich seufzte auf und malte mit meinem Fuß Kreise auf die Steine. "Wegen dem Streit, den wir-"

"Oh Gott", unterbrach sie mich lachend. "Das ist schon längst vergessen." Sie schenkte mir ein ehrliches Lächeln und meine Mundwinkel hoben sich ebenfalls, bevor ich sie wieder in die Arme schloss.

"Wirklich?", fragte ich vorsichtshalber noch einmal, denn wenn sie noch sauer auf mich war, dann sollte sie das ruhig rauslassen. Ich spürte ihren Körper an meinem vibrieren und wusste, dass sie lachte.

"Wirklich", nickte sie. "Hör mal, es war sowieso ziemlich dumm und unfair von mir, dir sowas vorzuwerfen. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn du mir das alles vorher gesagt hättest, aber ich muss deine Entscheidung akzeptieren und außerdem hast du's mir ja noch gesagt. Also, alles in Ordnung", sagte sie und entfernte sich von mir, um mich mit ihren großen, blauen Augen anzustarren.

Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte. Ich war zwar überrascht von ihrer Einsichtigkeit, denn wenn man mit Hayden stritt, war das kein schönes Unterfangen, da sie immer ihren Standpunkt vertritt und nicht nachlässt, aber ich war froh, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung schien.

"Mir tut es leid, dass ich dir nicht vorher alles erzählt habe. Ich war mir eben noch nicht sicher, ob ich überhaupt wollte, dass irgendjemand davon weiß, aber es vor dir Geheim zu halten, war nicht richtig gewesen", entschuldigte ich mich. "Und falls du jetzt Zeit hast, würde ich dir gerne weitere Details erzählen. Ich will dir nichts mehr vorenthalten, aber natürlich nur, wenn du möchtest." Nervös strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ich wollte nicht so rüberkommen, als wenn ich nur hier hergekommen war, um mich bei ihr zu entschuldigen, damit ich wieder jemanden hatte, um über Louis zu reden. Ich wollte einfach nur meine beste Freundin zurück. Die, die ich schon seit dem Kindergarten kannte und vor der ich normalerweise keine Geheimnisse hatte.

"Hör' auf, dich zu entschuldigen!", lachte sie und verdrehte die Augen. "Aber mich interessiert's brennend, was du noch zu erzählen hast. Willst du mit reinkommen, oder wollen wir einfach spazieren gehen?"

Ich war eigentlich unter dem Vorwand gekommen, danach den Tag noch bei ihr zu verbringen. Aber angesichts des schönen Wetters und der angenehmen Temperatur, überlegte ich noch einmal. "Spazieren gehen?"

Hayden nickte und deutete kurz mit ihren Daumen zu ihrem Fahrrad. "Ich muss noch eben die Sachen reinbringen, dann können wir los."

"Ich helfe dir", bot ich an und nahm mir ein paar Teile, damit sie nicht die ganzen Sachen auf einmal tragen musste.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt