» 18 «

810 51 3
                                    

L O U I S

Mit einem lauten Krachen flog die schwere, alte und verottete Tür zu. Die allzu bekannte Eingangshalle lag nun komplett im Dunkeln, abgesehen von dem wenigen Licht, das durch die zerbrochenen Fensterscheiben schien.

Ich konnte hören, wie sich der Atem des Schattens vor mir verschnellerte und unregelmäßig wurde. Sie hatte Angst. Und das zurecht. Doch das war nicht das einzige, was zu hören war. Wenn man ganz still war, konnte man das Quitschen und Rascheln der Mäuse und der fetten Ratten hören. Von was sie sich ernährten, war nicht schwer zu erraten, wenn man schon öfters hier war.

Und das war ich. Oft genug. Ich hatte sehr viel Zeit meiner Kindheit hier verbracht, mit meinen damaligen Freunden. Ich kannte dieses Haus in und auswendig. Und das selbst im Dunkeln.

Leise schlich ich an dem tollpatschigen, verängstigten Mädchen vor mir vorbei, zu der linken Holzwand, an der sich zwischen den jeweiligen Fenstern zwei Wandfackeln befanden.

Ich ließ meine Hand in die rechte Hosentasche gleiten und fischte mein Feuerzeug raus. Ich zog die Fackel aus ihrem Gewinde und ließ einen Funken des Feuerzeuges überspringen. Sofort flammte das Feuer auf und brachte etwas Licht in diese Bude. Bei der zweiten Fackel tat ich genau das selbe, sowie bei den beiden Fackeln an der gegenüberliegendenden Wand.

Die Eingangshalle war nun in einem Dämmerlicht beleuchtet und ich beobachtete an der staubigen Wand gelehnt, wie sich Faye staunend und mit leuchtenden Augen umblickte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das so spannend finden würde. Aber um so besser.

Ihr Blick schweifte über die Mottenzerfressenden roten Vorhänge an den Fenstern, zu den mit abgebrannten Kerzen bestückten Kronleuchter, der hoch oben in der Mitte der Halle hing, zu der breiten Holztreppe genau gegenüber von ihr, die nach oben führte, bis zu der Breiten Tür die zum Speisesaal führte neben mir.

Die grauen, unschuldigen Augen blieben bei der Treppe stehen und ich konnte genau sehen, dass sie das Verlangen verspürte, nach oben zu gehen.

"Können wir... Also... Hält die Treppe?", fragte sie vorsichtig.

Sie wirkte so zierlich und unschuldig, dass es zu Schade war sie umzubringen. Doch Regeln waren nunmal Regeln und auch ich musste mich manchmal dran halten. Auch wenn ich sonst einen Scheiß darauf gebe. Und es hatte mir vorher nie Probleme eingebracht, von daher hatte es mich auch nie interessiert.

"Ja, tut sie.", antwortete ich einfach.

Sie schaute wieder auf die Treppe und biss auf ihre Unterlippe. Ich hatte von den vorherigen Unterhaltungen gelernt, dass sie das immer tat wenn sie nachdachte. Sie ist eigentlich wie ein offenes Buch. Man konnte die Emotionen sofort in ihrem Gesichtsausdruck erkennen, was allerdings ein leichtes Spiel für mich bedeutete.

Vorsichtig schritt sie auf die Holztreppe zu und machte den ersten Schritt auf die unterste Stufe. Sie knarzte einmal laut, woraufhin sie verunsichert zu mir hinüber blickte.
Doch kaum konnte ich in ihre Augen mit der noch nie gesehenen stahlgrauen Farbe sehen, wandte sie schon wieder den Kopf auf die Treppenstufen vor ihr.

Ich beobachtete sie im Schatten stehend, wie sie langsam jede einzelne Stufe vorher mit dem Fuß abtastete, bevor sie die Stufe emporstieg. Als sie oben angekommen war, schaute sie noch einmal zu mir nach unten, bevor sie rechts um die Ecke im oberen Flur verschwand.

Ich lauschte ihren leisen Schritten, bis sie nach einem Türöffnen verstummten. Sie war neugieriger als ich dachte. Ich hätte nicht mal gedacht, das sie hier mit hinein kommen würde. Vor nicht mal einer Woche hatte sie immer umhergestottert wenn sie mal mit mir reden musste.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt