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F A Y E

Ich hörte Stimmen. Leise, murmelnde bekannte Stimmen. Doch ich konnte sie nicht zuordnen. Woher kamen diese Stimmen? Helles Licht drang durch meine Augenlider und ich musste meine geschlossenen Augen noch weiter zusammenpressen. Ein leises raues Stöhnen entkam mir, als die Stimmen lauter und das Licht heller wurde. Schließlich vernahm ich einige Wortfetzen, die nur langsam in mein Gehirn wanderten.

"....Arzt hat gesagt, höchstens in zwei Stunden." Dad? Ich wollte meine Augen öffnen, doch meine Lider fühlten sich so schwer an...

"...gegeben?" Mum.

"...die Krankenschwester... Betäubungsmittel... Ich glaube..." Was redeten meine Eltern da? Und wieso konnte ich nicht einfach die Augen öffnen und zeigen, dass ich hier war? Ich war doch wach... Oder?

Wie als eine Antwort auf meine Frage hörte ich die Stimmen meiner Eltern nur noch wie durch einen Wattebausch; verzerrt und immer leiser werdend... Aber ich wollte doch noch mithören, ich war doch wach...? Immer mehr verschwand ich im Dunklen, wurde ins endlose Schwarz getaucht, bis ich nichts mehr als Schwerelosigkeit wahrnahm. Wohlig seufzte ich auf, es war so gemütlich...

***

Langsam ließ ich meine Augenlider aufflattern, wartete, bis sich meine Sicht etwas klärte, damit ich etwas erkennen konnte. Mein Körper fühlte sich irgendwie... Taub an, so als ob ich mich schon längere Zeit nicht mehr bewegt hatte. Ich versuchte vorsichtig, meine Fingerspitzen zu bewegen. Nach ein paar Sekunden verblasste die Taubheit wieder und ich konnte auch meine anderen Körperteile spüren. Als ich mich vorsichtig umsah, erkannte ich das Krankenzimmer von gestern wieder, wobei ich noch etwas anderes im Zimmer erkannte.

"Tyler...?", krätzte ich und musste gleich darauf Husten. Mein Hals fühlte sich trocken und rau an. Wenn ich doch nur etwas zu trinken hier hätte...

Langsam wandte ich den Blick nach Rechts, dahin, wo mein Bruder auf dem Stuhl saß. Sein Kopf war an der Wand angelehnt, doch sein Gesicht konnte ich von dieser Position aus nicht sehen. Vermutlich schlief er.

"Tyler", versuchte ich es nochmal, meine Stimme diesmal weniger kratzig. Als Antwort bekam ich ein leises Stöhnen zu hören, allerdings schien es nicht dem Anschein nach, als wenn er bald aufwachen würde. Ein leises Seufzen entkam mir und ich schaute an die Decke. Es dauerte nicht lange, da war ich schon wieder eingeschlafen...

***

Das dritte Mal wachte ich auf, als mir jemand an die Stirn fasste. "Mum?", murmelte ich, als sie erschrocken ihre kalte Hand wieder wegzog. "Faye! Gott sei Dank..." Vorsichtig nahm sie mich in den Arm, doch eine andere Stimme unterbrach uns.

"Miss, sie braucht Ruhe. Das ganze Theater gestern hat schon gereicht."

"Ich darf doch wohl meine eigene Tochter umarmen", gab Mum empört von sich und drehte sich zu einer Person hinter ihr um. Dort stand eine Krankenschwester, die mir nicht wirklich bekannt vorkam. Sie ignorierte meine Mum und lief zu mir herüber, bevor sie meinen Puls fühlte und sich etwas auf ihrem Klemmbrett notierte. Ich versuchte mich etwas aufzusetzen, denn ich fühlte mich unwohl und hilflos wie ich da im Krankenbett lag. Ein stechender Schmerz in meiner Brust machte mir einem Strich durch die Rechnung und ich verzog das Gesicht. Wieso tat es jetzt auf einmal so weh? Gestern hatte ich davon kaum was gespürt.

"Liegen bleiben", befahl mir die etwas ältere Krankenschwester. "Wo genau haben Sie Schmerzen?"

Ich deutete mit meinem Finger auf die Stelle und lehnte mich wieder zurück. "Gut, wir werden später den Verband wechseln. Ansonsten ist alles gut soweit, ich bin mir sicher, dass du in Nullkommanichts wieder auf den Beinen sein wirst", lächelte sie mich freundlich an, bevor sie etwas an der Maschine einstellte und dem Raum wieder verließ.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt