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F A Y E

Dort stand ich nun. Völlig durchnässt, die Haare in meinem Gesicht klebend und die Augen weit aufgerissen. Das meinte er nicht so. Doch sein Blick erzählte mir eine ganz andere Geschichte und ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz in tausende Einzelteile zerschmetterte.

"Das meinst du nicht ernst", krätzte ich und weitere Tränen brannten in meinen Augen. Ich schluckte schwer. Das durfte nicht wahr sein.

Er sollte mich umbringen.

Louis sollte mich umbringen. Er sollte dafür sorgen, dass ich aus dem Weg geräumt wurde und schließlich im Grab enden würde. Louis wollte mir das Leben nehmen.

Mit jeder weiteren Sekunde die verstrich fühlte es sich so an, als wenn mir jemand wieder und wieder in den Magen schlug. Mir wurde schlecht.

Und plötzlich drängten sich Bilder wie Erinnerungen vor mein inneres Auge. Bilder von der Villa, in der ein Messer knapp an mir vorbeirauschte. Damals dachte ich, er wollte beweisen, was er konnte oder es sei ihm einfach aus der Hand gerutscht. Jetzt wusste ich, dass er mich eigentlich in dem Moment umbringen wollte, aber er hatte mich einfach nicht getroffen. Während ich ihm soweit vertraut hatte, dass ich sogar mit ihm in diese Villa gegangen war, hatte er sich hinter mir aufgebäumt und wollte mich erstechen. Ich spürte, wie die Galle ihren Weg durch meine Speiseröhre nach oben fand.

Dann kam ein weiteres Bild vor meinem Auge auf; Er, wie er mir per Handy geschrieben hatte, er wolle sich mit mir im Park treffen. Auch jetzt wurde mir klar, dass das nur ein Vorwand gewesen war, um mich umzubringen. Wäre Marc nicht vorher dagewesen, und hätte nicht angefangen, vorher auf mich einzuprügeln, hätte Louis mich im Park erstochen. Ich bekam nur wage mit, wie die Tränen unablässig flossen und ich dastand und einfach nur in die Ferne starrte, während immer mehr Hinweise auf mich einprasselten, mich ertränken wollten.

Dann war da das Treffen am See. Die Motorradfahrt. Hatte er mich da auch umbringen wollen? Wahrscheinlich. Aber hier fiel mir kein Grund ein, warum er es nicht tun konnte. Was war ihm dabei in die Quere gekommen? Wir waren alleine. In mir wuchs der Gedanke, dass er da wohl seine Messer vergessen hatte. Warum sonst sollte er es da nicht wenigstens versucht haben? Ich nahm wie in Trance wahr, wie Louis versuchte, mich anzusprechen, aber ich ignorierte ihn.

Er hatte so viele Möglichkeiten gehabt, mich umzubringen. Es wäre so einfach gewesen, denn ich hatte ihm vertraut. Was jedoch nicht in mein Kopf passen wollte - was einfach nicht in das Muster passte - war der Fakt, dass er mir das Leben gerettet hatte. Er hätte mich auch einfach da liegen lassen können, als Jace auf mich geschossen hatte. Aber nein, er hatte mein Leben gerettet und damit seines riskiert. Warum? Was brachte ihm das? Inwiefern war ich ihm noch von Nutzen gewesen? Und wieso bringt er mich nicht einfach jetzt um? Stattdessen versucht er mich zum Gehen zu zwingen, bevor es zu spät war. Bevor was zu spät war? Bevor er sich nicht mehr beherrschen konnte, bevor bei meinem Anblick so viel Hass in ihm hochkochte, dass er innerhalb einer Millisekunde das Messer in der Hand hielt und warf? Ich konnte das nicht mehr. Meine Gedanken und Erinnerungen drohten mich zu ertränken und ich konnte das nicht mehr.

Ich bekam nur wage mit, wie ich begann, den Kopf zu schütteln. Ich musste hier weg. Das alles war ein Fehler gewesen. Alles in mir wünschte sich mit einem Mal, dass ich Louis nie kennengelernt hätte. Dass wir uns nie begegnet wären. Denn ab diesem Moment, in dem Louis in mein Leben trat, ging alles den Bach hinunter und das hatte ich nur ihm zu verdanken. In mir tat alles weh, mein Herz fühlte sich an, als wenn sich eine Hand drumherum schlang und es zerquetschte, als wäre es ein Stück Knete. Die Tränen liefen unaufhörlich und meine Augenlider brannten bei jedem Blinzeln, während meine Knie drohten, unter meinem Gewicht nachzugeben. Und trotz alledem riss ich mich zusammen, sammelte all die zerbrochenen Teile meines Daseins auf und lief auf Louis zu. Ich musste in diese Richtung, denn das andere Ende der Gasse war eine Sackgasse und ich musste zu Liam. Es war ein Fehler gewesen, hier her zu kommen und ich hätte es wissen müssen.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt