„Souls tend to go back to who feels like home.“ - N. R. Hart
F A Y E
"Es ist besser so."
"Es wird alles wieder gut."
"Bald wirst du es hinter dir haben, glaub' mir."
"Noch tut es weh, aber das hört irgendwann auf."
"Du musst dein Leben weiterleben, du kannst nicht für immer daran festhalten."
"Was geschehen ist, ist geschehen. Du kannst es nicht rückgängig machen."
Alles Sprüche und Floskeln, die mir beinahe jeden Tag zugesagt wurden. Jeden Tag musste ich mir das Gerede anhören. Das ging die ersten drei Monate so, doch an diese Monate konnte ich mich kaum erinnern. Es schien alles wie in einem Traum an mir vorbeigezogen sein, wie in einem schlechten Film, in der ich die Hauptrolle spielte. Und in diesem stand Schmerz im Vordergrund. Tiefer, abgrundtiefer psychischer Schmerz, bei dem keine Schmerzmittel halfen. Niemand hatte mir helfen können. Niemand.
Wenn ich so auf diese Zeit zurückblickte konnte ich wirklich sagen, dass das mein absoluter Tiefpunkt im Leben war. Ich hatte existiert, aber kaum etwas anderes wahrgenommen als den ständigen Schmerz über meinen Verlust. Ich hatte nicht geredet, mit niemanden. Ich hatte mich tagelang in meinem Zimmer eingeschlossen, kaum noch was gegessen und niemanden, absolut niemanden an mich herangelassen. Meine Eltern hatten sich Sorgen gemacht und mir eine Psychiaterin besorgt. Doch ich hatte mich geweigert, dahinzugehen, hatte mich immer in meinem Zimmer eingesperrt und mich unter meiner Decke verkrochen. Irgendwann war diese Psychiaterin zu uns nach Hause gekommen, was ihr aber im Endeffekt auch nichts gebracht hatte, denn ich hatte nur stumpf an die Wand gestarrt und keinen Laut über meine Lippen kommen lassen.
Wenn ich so darüber nachdachte, hätte es vielleicht nicht geschadet, mich auf sie einzulassen. Aber nach ein paar Wochen hatten meine Eltern es aufgegeben und diese Psychiaterin verschwinden lassen, nachdem sie bemerkten, dass es sowieso keinen Zweck hatte.
Die nächsten drei Monate hatte ich zwar klar vor Augen, doch es kam mir immer noch so vor, als wenn das nicht mein Leben gewesen war. Dinge kamen, Dinge gingen - Ich hatte mich nicht dafür interessiert. Zwar ging ich in der Zeit wieder regelmäßig zur Schule, aber auch nur, weil meine Eltern mich dazu zwangen. Von meinen Klassenkameraden bekam ich mitleidige Blicke zugeworfen, obwohl sie gar nicht wirklich wussten, was vorgefallen war. Alles was sie wussten war, dass jemand aus meinem Bekanntenkreis gestorben war. Unser Klassenlehrer hatte mit meinen Klassenkameraden darüber geredet und ihnen befohlen, mich erstmal in Ruhe zu lassen und ja nicht auszufragen. Ich wurde behandelt, wie ein rohes Ei, das sofort entzweibrach, wenn man es auch nur berührte. Meine Freunde standen mir zwar bei, aber auch von ihnen bekam ich öfter mal diese Blicke zugeworfen. Diese mitleidigen Blicke. Ich versuchte, es soweit es ging zu ignorieren, doch der Fakt, dass sie mich ebenfalls wie eine Porzellanfigur behandelten, machte es nicht einfach. Die Atmosphäre hatte sich zwischen uns geändert und meistens herrschte nur noch betretenes Schweigen, wenn ich bei ihnen war.
Aber der Schmerz, der war immer noch da. Und noch genauso stark, wie noch am Anfang. Ich hatte mich gefragt, ob der Schmerz überhaupt irgendwann nochmal vergehen würde. Er schnürte meine Brust zu und nahm mir die Luft zum Atmen. Sah ich einen tattoowierten Jungen mit einer Zigarette in der Hand, dachte ich sofort an ihn und brach meistens in Tränen aus. Ich hatte mich gefragt, ob es jemals aufhören würde. Würde ich jemals aufhören, alles mögliche mit ihm zu verbinden? Würde ich jemals aufhören, mich ständig an ihn, an seine Augen, an sein Lächeln zu erinnern?
Es ging sogar schon so weit, dass ich mir einbildete, ihn überall zu sehen. Mal hinter einem Busch lauernd, mal als Schatten in einer dunklen Gasse und mal vor meinem Fenster stehend und mich beobachtend, doch beim zweiten Mal hinschauen war er immer wieder verschwunden. Ich fragte mich, ob ich verrückt wurde. Ich musste mich damit abfinden, dass er weg war - für immer - und dass ich ihn niemals wieder sehen würde, so sehr ich mir das auch wünschte. Ich hatte ihn geliebt - liebte ihn immer noch - aber ich hielt den Schmerz nicht mehr aus.
DU LIEST GERADE
Danger ↣ l.t
Fanfic»Du musst dich von mir fernhalten, ich meine es Ernst.« »Aber ich will mich nicht mehr von dir fernhalten!« »Verdammt Faye, ich sollte dich umbringen! Ich sollte dir die beschissene Kehle durchschneiden, bis du elendig verreckst, also geh' jetzt! Ve...