Different but somehow the same

Leona Chapter 1

Leona p.o.v

Ein ganz normaler Tag, in einer ganz normalen Woche, in einem ganz normalem Jahr. Jedenfalls für mich. Angelehnt an der Wand eines riesigen Gebäudes beobachtete ich wie die Tauben gierig Krümel vom Boden aufsammelten und zupfte an den Seiten meiner Gitarre. Ein Pärchen stand schon eine Weile unmittelbar in meiner Nähe und hörte mir beim Singen und Spielen zu. Nach jedem Ende eines Liedes klatschten sie begeistert. Ab und zu schlossen sich hier und da mal andere Personen an und sahen mir ebenfalls zu, doch niemand blieb so lange wie sie. Ich fühlte mich langsam schon ein wenig von ihnen beobachtet, doch irgendwie gefiel es mir das sich wer für meine Musik interessierte. Nicht für mich. Denn das tat sowieso niemand von den Leuten die hier vorbei gingen. Das ist mir schon lange bewusst. Die meisten liefen einfach an mir vorbei und würdigten mich keines Blickes. Sagten höchstens mal was zu meiner Musik, das sie gut war, kümmerten sich aber nicht darum wer ich war. Als das Pärchen mir dann ein paar Scheine in meinen Gitarrenkoffer legten, bevor sie verschwanden war ich enttäuscht und traurig, das sie gingen. Ich hatte ihre Aufmerksamkeit meiner Musik gegenüber genossen.

Nach einer Weile legte ich meine Gitarre beiseite um meinen Gewinn vom heutigen Tag zu zählen. Es war inzwischen dunkel geworden, die Sterne und der Mond waren klar am Himmel zu sehen. Die Läden schlossen alle langsam einer nach dem anderen. Die Leute hetzten, um hier und da noch ein paar Sachen zu ergattern, von denen ich nur träumen konnte. Dank dem Pärchen von vorhin hatte ich zwar mehr Geld zusammen als sonst, aber auch dies war weitaus weniger als jeder normale in seinem Portmonee hatte. Ich sparte jeden Cent den ich verdiente. Gab ihn nicht aus. Legte alles beiseite als Notgroschen für härtere Zeiten.

Noch länger blieb ich hier sitzen und sah in den Sternenhimmel. Er war wunderschön. Kein Dach über dem Kopf zu haben war an nicht allen Tagen schrecklich. Viele Tage waren wie dieser. Warm, mit einem klarem Himmel der sich schützend über einen in die Unendlichkeit ausbreitete. Doch leider gab es weitaus mehr Tage an denen das Wetter verrückt spielte und man fror. Die Winter waren besonders schlimm. Man wünschte sich nur noch am Kamin zu sitzen und sich aufzuwärmen, während man sich ein trockenen Platz zum schlafen suchte. Ja die Winter waren am schrecklichsten.

Irgendwann machte ich mich auf den Weg zur alten Lagerhalle, nach Hause. Dort erwarteten mich Steve, Ethan und Mikki auch schon. Sie hatten ebenfalls kein zuhause mehr. Wohnten auf der Straße, wie ich. Ich war unglaublich glücklich, das es sie gab. So musste ich jedenfalls nicht mein Leid alleine mit mir rumschleppen. Wir teilten es alle. Doch ich wollte endlich runter von der Straße. Ein richtiges Leben aufbauen. „Schmeiß mir mal Bier rüber!“, rief ich Mikki zu ehe sie es mir reichte. „Danke.“

Wie jeden Abend erzählten wir uns die verrücktesten Geschichten, wie wir uns ein Leben vorstellten in dem wir nicht Arm waren. Wir lachten viel und tranken ein Bier nach dem anderen. Wurden betrunkener und betrunkener.

Eigentlich wollten wir so nur unseren Schmerz verstecken. Nicht zeigen wie verwundbar wir waren. Wollten aus allem das beste machen. Und wollten für einen Moment vergessen das wir nichts hatten.

Der Tag endete und wir tranken unser Bier leer. Ein ganz normaler Tag. Irgendwann im Rausch schlief ich ein.

Ich wurde durch schritte Geweckt. Jeder einzelne verstärkte meine dröhnenden Kopfschmerzen

um einiges.

„Hey sei leise, das erträgt ja kein Mensch. Gooott!“, fluchte ich.

„Nein mein Name ist Eleanor, nicht Gott. Aber angenehm. Bist du nicht das Mädchen mit der Gitarre?“, fragte mich eine Stimme lächelnd.

Ich setzte mich, langsam um den Schmerz in meinem Kopf nicht zu verstärken, im Schneidersitz hin und öffnete langsam meine Augen. Vor mir erschien das Mädchen, das gestern mit ihrem Freund so großzügig zu mir war. Ihre langen braunen Haare hingen ihr über die Schulter,während sie mich freundlich anlächelte.