Ein Wille der Natur

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Die Monate zogen dahin, ohne dass es weitere Komplikationen gab und der Winter brach mit all seiner Härte und Kälte über die westliche Hauptstadt ein. Über die Obstplantage wurde ein Überwinterungshaus gebaut. Die Blumenbeete, die Mrs. Briefs sorgsam pflegte, wurden mit Tannenzweigen bedeckt, so dass die Knospen unter der Erde einen warmen Platz hatten, bis diese im Frühling wieder gedeihen konnten.
Der Kamin wurde nun öfters entfacht, was die Kosten natürlich wieder ins Unermessliche trieben. Sämtliche Gasheizungen waren aufgedreht worden, um es der Erfinderin so warm wie möglich zu machen.

Nur mühselig kämpfte sich Bulma aus ihrem Bett. Mittlerweile war das reine Aufstehen, eine Qual für sie geworden. Die Kugel die sie vor sich herschob war immens. Kaum zu glauben, dass das noch zunehmen würde. Immerhin war sie erst in der 28. Schwangerschaftswoche.

Erst als sie wackelig auf ihren Füßen stand, schritt sie zu ihrem Kleiderschrank. Dieses luftige Nachtkleid, konnte sie einfach nicht mehr sehen und es müffelte allmählich.
Ihre Mutter hatte so viel eingekauft in letzter Zeit, das ihr Schrank schon von Umstandsmode überquoll. Die Entscheidung viel daher nicht so leicht, wie sie sich das gehofft hatte. Nach langem hin und her überlegen, entschied sie sich für eine Bluse, die lila-kariert war. Um die Hüfte gab es da noch zwei Bändchen, die sie dekorativ zusammen schnüren könnte. Dazu nahm sie sich eine bequeme rötliche Leggins.

Lächelnd sah sie auf ihren Bauch und strich eins, zwei Mal darüber.

„Gute Morgen, mein Kleiner.", flüsterte sie und wie, als ob sie darauf gehofft hatte, kam die Antwort mit einem kräftigen Tritt.

Kurz fuhr sie zusammen. Diese Schläge wurden auch immer heftiger. Sie atmete leicht ein und aus, so wie sie das bei der Schwangerschaftsvorbereitung geübt hatte und der Schmerz verging wieder.

Wenn das Vegeta wieder gesehen hätte, dann wuchs nirgends mehr auch nur ein Grashalm. Er sah das ganze einfach noch zu eng. Immer wieder beteuerte sie, dass es ihr dabei gut ging und das der kurze Schmerz aushaltbar war. Außerdem war es die einzige Kommunikation, der der Kleine ausüben konnte. - Aber Vegeta sah darin immer nur etwas Schlechtes.

Einmal, als sich der Embryo in ihrem Bauch gedreht hatte, war sie fast in der Küche zusammengebrochen. Es hörte sich dramatischer an, als es war, aber der Saiyajin hatte gleich den Teufel an die Wand gemalt und reagierte so... überaus empfindlich darauf. Er wollte sie an diesem Tag sogar in die Klinik bringen. Völlig überzogen...

Die Blauhaarige wusste mittlerweile wie sie mit ihm umzugehen hatte. Sie beschwichtigte ihn und gab ihm das Zeichen das alles okay war. Auch wenn sie manchmal auf taube Ohren stieß.

So langsam glaubte sie, dass alle Männer in dieser Hinsicht empfindlich waren. Immerhin steckten sie nicht in der Sache drin. Sie musste bei diesem Gedanken kichern. Vegeta und Schwanger...nein, nein.

„Das sollte ich lieber für mich behalten.", kicherte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund.

Bulma fing sich wieder und schloss ihren Kleiderschrank, um sich auf ins Bad zu machen. Es würde wieder eine halbe Ewigkeit dauern, aber dafür hatte sie ihre Ruhe bei der Körperhygiene.

Vegeta trainierte wieder häufiger in seinem Gravitationsraum, den sie sogar noch verbessert hatte. Zumindest soweit, wie es ihr möglich war, mit dieser bombastischen Kugel vorne weg.
Sie hatte den Gravitationsmesser erhöht und noch einige weitere Details eingebaut. So konnte er beispielsweise eine Simulation eines ihm bekannten Planeten erschaffen und sie hatte die Wände mit einem verdammt teuren Material verstärkt, dass sowohl seinen Kräften standhielt und sogar ihn abschottete von allen Störfaktoren.
Wenn er dort drin war, konnte er sich einfach ganz auf sich konzentrieren.

Die Routine war jedoch das schönste, was er sich aneignen konnte. Er fing früh am Morgen an mit seinem Training, machte eine Pause gegen die Mittagszeit und hörte schlussendlich frühzeitig zum Beginn des Abendessens wieder auf. Es war okay so, wie es war. Und für Bulma.

Es war nämlich kaum mehr auszuhalten, seit das Geheimnis mit seiner verstorbenen Mutter draußen war. Er schwänzelte immer um sie herum, darauf bedacht einzuschreiten, sollte etwas passieren. Es kam ihr schon so vor, als wäre sie das Baby. Eine Fürsorge, die sie so nicht von ihm kannte.
Okay, er machte es auf die stille Tour. Er hing jetzt nicht an ihrem Rockzipfel, aber er war ständig abrufbereit, wenn wieder irgendetwas war. Das ging ihr manchmal echt auf die Nerven.

Als sie aus dem Bad kam, schritt sie die lange Treppe hinunter in den Wohnbereich. Sobald sie unten ankam, legte sie ihre Arme um ihren Körper, da ein kühler Luftzug ihr entgegen kam. Kaum um die Ecke getreten, sah sie auch schon das böse Übel.
Die Fenster waren aufgerissen und die eiskalte Luft, des Winters brach hinein. Ihre Lippen zitterten und sie schnappte sich im vorbeigehen eine Wolldecke von der Couch, die sie schnell von hinten über ihre Schultern legte.

Eilig trat sie auf die offenen Fenster zu und schloss diese mit einem ohrenbetäubenden Knall.

„Oh, Schätzchen. Du bist schon wach?", begrüßte ihre Mutter sie, die gerade aus der Küche trat.

Doch anstatt, dass sie diese ebenso freundlich grüßte, fuhr Bulma ihre Mutter an.

„Sag mal, spinnst du?! Heizen wir seit neustem auch für den Garten?!"

„Verzeih mir, aber es war so stickig hier drin.", lächelte Mrs. Briefs.

„Fünf Minuten lüften ist ja okay, aber das hier...!", sie deutete auf den Wohnbereich, „Erinnert mich nun mehr an eine Gefrierkammer!"

„Reg' dich nicht so auf. Ist doch alles gut."

Genervt seufzte sie und zog die Decke mehr an sich heran.
Es hatte ja doch keinen Sinn, ihre Mutter ins Gewissen zu reden.

„Gibt's schon Frühstück?", sagte sie stattdessen und sah neugierig in die Küche.

„Ich bin gleich soweit. Schätzchen, könntest du Vegeta holen? Er ist schon wieder im Gravitationsraum."

„Aber natürlich, schickt die Hochschwangere in die Kälte!", zischte sie, trat jedoch an die Terrassentür.

Mit einem Schwung öffnete sie diese und schritt auf die Veranda. Ihre Zähne bibberten, als die kalte Morgenluft sie in Empfang nahm.

„Ich sollte ihm ein Trainingsraum im Haus entwerfen...", murmelte sie, während sie auf die Raumkapsel zuging und wieder einmal ihre Decke fester zusammen zog, „Genug Platz wäre ja."

Hätte sie doch bloß eine wärmere Hose angezogen. Die Wolldecke reichte nicht einmal zu ihren Knien. Laut ausatmend kam sie an die Luke des Raumschiffs und betätigte eine Art Schelle. Kurz wartete sie, bis sich das Tor öffnete und den Saiyajin-Prinzen freigab.

Locker mit einem Handtuch um seinen Hals, sah er sie überrascht an. Kurz schaute er womöglich auf die digitale Uhr, bevor er sich wieder ihr zuwandte.

„Es ist halb sechs und du bist schon wach?"

„Konnte nicht mehr schlafen.", erwiderte sie kurz bündig, „Das Frühstück ist gleich fertig, soll ich dir von Mama ausrichten.", sagte sie und wollte schon wieder umdrehen, als er ihr Handgelenk erfasste und sie in die Raumkapsel hinein zog.

„Weswegen konntest du nicht schlafen?"

„Keine Ahnung... schlecht geschlafen."

Gut, das stimmte zum Teil. Sie hatte schlecht geträumt. Das tat sie in letzter Zeit öfters. Sie konnte nur noch nicht mit Bestimmtheit sagen, von was sie träumte. Da sie sich nicht nach dem Aufwachen daran erinnern konnte. Aber alles würde sie ihm nicht auf die Nase binden. Am Ende würde er nur wieder seine Vermutungen kundtun.

Er grummelte etwas vor sich hin, dass sie nicht verstand, bis er sich umdrehte und zum Bordcomputer ging.

„Warte, ich komm gleich mit. Ich stell gerade nur noch die Geräte ab.", sagte er dann mit den Rücken zu ihr.

Irgendwie mochte sie es, wie er sich um sie sorgte und in ihr stieg ein berauschendes Kribbeln auf. Er war anders, als noch vor ein paar Monaten. Ob es nun auf die Schwangerschaft zugeschrieben war, oder aus einen anderen Grund, konnte sie nicht wirklich sagen. Aber er konnte sagen, was er wollte. Er veränderte sich und das gefiel ihr sehr.

„Können wir?", holte er sie mit dieser Frage aus den Gedanken und sie nickte nur, bevor sie beide den Gang zurück ins Haus antraten...


Mulmig zu mute, rutschte sie immer wieder auf ihrem Stuhl hin und her. Vor ihr auf dem Teller lag ein Vollkornbrot, aber sie hatte keinen Drang das aufgesetzte Essen von ihrer Mutter auch nur in die Hand zu nehmen.
Keine Ahnung was das war, aber so ging es nun schon einige Tage. Es war nicht, dass sie keinen Hunger hatte, aber sie ekelte sich vor diesem Biozeugs. Sie war normalerweise ein Mensch, der gerne Gemüse und Obst aß, aber jetzt... Ihr war einfach nicht danach.

„Schätzchen, magst du Käse oder Schinken auf dein Brot?", fragte ihre Mutter und in Bulma sammelte sich ein unwohles Gefühl in ihrer Magengrube zusammen.

„Keins von beidem. Gib mir einfach ein Stück Toast und die Butter."

„Toast ist aber nicht gut, für die Balance."

„Das ist mir so was von egal, Mama!", sagte sie wider und ihre Mutter öffnete gerade ihren Mund, als sie eine Bewegung wahrnahm.

Es war Vegeta, der plötzlich wortkarg auf stand und in die Küche ging. Bulma konnte von ihrem Platz aus nicht genau erkennen, was er darin trieb, doch als er kurze Zeit später wieder herauskam und ihr eine Scheibe Toast auf den Teller legte, lächelte sie zufrieden.
Na wenigstens einer, der keinen Weltuntergang beschwor.

„Dann nimm wenigstens die Margarine, Liebes.", säuselte ihre Mutter erneut.

„Nein!", zischte Bulma und griff herzlich zur Butter.



Mit Argusaugen beobachtete er das Geschehen am Frühstückstisch. Er konnte sich absolut kein Reim darauf machen, aber ihr Gemütszustand wurde von Mal zu Mal schlimmer.

Er seufzte in sich hinein. Das fing schon morgens an und steigerte sich bis zum Mittag hinein. Abends wurde sie wieder ruhiger. Ihre Launen waren manchmal wirklich schwer zu ertragen. Aber er nahm sich zurück. Weswegen er auch immer öfters etwas durchgehen ließ. Sowie das mit der Debatte Vollkornbrot oder Toast. Das war doch nun wirklich scheiß egal, was sie aß. Hauptsache sie nahm etwas zu sich, oder?

„Ich finde das absolut nicht gut, dass du meine Tochter auch noch unterstützt, Vegeta.", fügte abrupt Dr. Briefs hinzu und er sah ihn minder gesagt, nicht sehr freundlich an.

„Ist doch egal. Sie ist 32, da kann sie machen was sie will.", rechtfertigte er sich und spürte den grinsenden Blick der Blauhaarigen auf sich.

Er versuchte es zu ignorieren. Sie sollte bloß nicht auf den Trichter kommen, dass er sich für sie einsetzte. Was er ja eigentlich tat, aber das sollte ihr ja nicht unbedingt zu Kopf steigen.
Das alles war ein reiner Ausnahmezustand.

Nach dieser kleinen Auseinandersetzung aßen die Briefs und Vegeta gemütlich weiter, bis der letzte Genannte fertig war und sich wieder in seinen Trainingsraum verzog.



Der Vormittag ging wieder etwas ruhiger ab, da sich ihr Vater in die Labore zurück gezogen hatte und ihre Mutter einkaufen gegangen war. Auch über den Mittag blieb es ruhig zwischen den Parteien, so dass sie diesmal ohne zu Meckern und zu Murren auch diese Essenszeit rum kriegen konnten.

Nach dem Essen gesellte sich Bulma ins Wohnzimmer und durchstöberte ein paar Kataloge. Sie seufzte schwer, als sie die neuste Mode sah, mit dem bitteren Beigeschmack, dass sie keines davon auch nur anprobieren könnte. Sie war einfach zurzeit nicht in der Fassung, für etwas Figurbetontes.

„Bulma?", rief ihre Mutter und sie stöhnte genervt.

„Ja? Was ist?"

„Schau mal, diesen Katalog hab ich heute Morgen beim Händler mitgenommen.", sagte sie und setzte sich ihr gegenüber auf einen Sessel.

Sie nahm den Katalog entgegen und seufzte nun nur noch stärker.

„Mama, meinst du nicht, das ist etwas zu früh?", fragte sie und hielt ihr nur die Frontansicht des Kleiderkatalogs vor die Nase.

„Aber nein. Du brauchst vor allem Erstlingssachen. Ein Mützchen, Söckchen, vielleicht auch ein paar Strumpfhöschen, Strampler und natürlich einen Bodyanzug. Wann wäre der errechnete Termin?"

„Februar, Mama."

„Na siehst du! Noch zwei Monate."

„Ja, genug Zeit. Außerdem werden dem Baby die ersten Dinge im Krankenhaus gestellt. Ich hab das schon mit meiner Hebamme besprochen."

„Aber Kindchen,... die eigenen Sache sind doch viel schöner und putziger und-"

„Gut okay. Können wir das trotzdem meine Sorgen sein lassen? Ich weiß schon, was ich tue."

„Na gut. Aber dann lass mich wenigstens ein Mützchen für den Kleinen häkeln."

„Mach, was du eh nicht lassen kannst."

Damit gab sie sich offenbar zufrieden und tänzelte freudestrahlend davon.

Zwei Monate... dann wäre der Countdown abgelaufen. Dann würde es ernst werden. Bulma seufzte. Natürlich hatte sie ein wenig Angst davor. Es war ja ihr erstes Kind und dabei wollte sie nie eines. Aber das sei mal dahin gestellt.
Sie fragte sich, wie es sein würde und ob überhaupt alles glatt gehen würde. Die Klinik in der sie sich vor drei Monaten angemeldet hatte, war sehr resümiert. Eine spitzen Frauenklinik. Die Ärzte waren allesamt ein faires Fachpersonal und auch die Hebammen auf der Geburtenstadtion waren freundlich und hilfsbereit.
Dennoch stahl sich ab und zu ein böser Gedanke in ihr Hirn. Was, wenn es doch zu Komplikationen kommen würde? So wie es Vegeta heraufbeschwor?

Sie sollte vielleicht mit ihrer Hebamme darüber mal reden. Das wäre vielleicht das Beste. Das musste sie sowieso. Bei der letzten Vorsorgeuntersuchung kam nämlich etwas in den Blickfeld ihrer Frauenärztin, dass sie stutzig werden ließ. Bulma war von Anfang an klar, dass es nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Der Ärztin war es ein Rätsel, was sie auf dem Ultraschallmonitor gesehen hatte. Für die Blauhaarige war es klar. - Der Affenschwanz.

Aber das konnte sie ja nur schlecht zugeben. Was hätte wohl Dr. Ruth davon gehalten? Sie hätte mit Sicherheit angenommen, dass sie ein Kind von einem Affen erwartete. So sinnlos dieser Gedanken auch war, stimmte er ja auch irgendwo.

Kurz lächelte sie in sich hinein. Sie sollte wenigstens der Hebamme davon berichten und das Ganze halbwegs normal über die Bühne bringen.

Nachdem sie sich mit dem Gedanken anfreundete, dass auch ihr Sohn mit einem Affenschwanz auf die Welt kommen würde, lehnte sie sich in die Couch zurück und schloss kurz ihre Augen.

Sie wollte nur ein bisschen vor sich hin dösen. Doch ihre Ruhe wurde gestört, als sich jemand neben sie in die Couch pflanzte. Mit rollenden Augen sah sie zur Seite und erkannte das schwarze Haar des Saiyajins.

„Was ist? Willst du mir auch eine Predigt halten?"

„Nein. Aber wenn du Müde bist, solltest du dich ins Bett legen."

„Ich bin nicht müde, nur gelangweilt."

Er schnaubte leise, doch sie sprang wie gewöhnlich darauf an.

„Mach nicht so.", sagte sie und schubste ihn in die Seite, „Ich fühle mich wie in einem Gefängnis und das in meinem eigenen Haus! Ich darf nicht alleine raus, ich hab ständig jemanden um mich herum, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt,...", sagte sie und sah kurz eindringlich Vegeta an, der nur ein kurzes Knurren von sich gab, „Und die größte Bombe, die Paps je abgeschossen hat war, als er mich wortwörtlich aus den unteren Laboren warf! Stell dir das mal vor. Gestern. Ich wollte nur ein paar Unterlagen holen und da hat er einfach mein Büro abgeschlossen und den Schlüssel versteckt! Ich kann nichts machen. Gar nichts. Herum rollen vielleicht.", sagte sie zum Schluss sarkastisch.

Sie hörte ihn lachen, was ihr Temperament nicht wirklich unterhaltsam fand.

„Er will einfach nicht, dass du in deinem Zustand etwas arbeitest."

„Ich will nur lesen! Okay? Irgendetwas lesen. Hauptsache ich mache etwas!"

„Du willst lesen?", fragte er mit einer Augenbraue nach oben ziehend.

Kaum als er dies ausgesprochen hatte, stand er auf und begab sich an eine Büchersäule, die neben der TV-Wand stand. Er ging etwas in die Hocke und sie konnte sehen, wie seine Augen der Reihe nach etwas aussuchten. Dann nahm er seine Hand und zog ein Buch aus dem Regal. Schlussendlich warf er ihr es zu.

„Da haste was zu lesen. Deine Mutter hat eh so viel Zeugs."

Sie besah es sich genauer und ihre Nerven lagen blank, als sie ihm den Titel vorlas.

„Liebe in Barcelona... Das ist nicht dein ernst, oder? Ich lese doch keine Schnulzromane, Vegeta!"

„Besser als nichts."

Ihre Hände zuckten mit einem mal und sie warf ihm das Buch entgegen. Ihr war klar, dass sie ihn nicht treffen konnte, da seine Reflexe einfach zu gut für eine menschliche Handlung waren, aber die Hoffnung starb nun mal zu Letzt.

„Verarsch wen anders!", keifte sie.

„Ich hab's nur gut gemeint.", sagte er bevor er wieder aus ihrem Blickfeld verschwand. - Vermutlich zurück in den Trainingsraum.


Mit einem Tee bewaffnet saß sie im Wintergarten. Eine Anlage, die nur betreten wurde, wenn es wirklich zu kalt war, um draußen zu sitzen. Es war ein abgelegter Teil der Capsual Corporation. Hier fand Bulma ihre Ruhe. Sie sah Chatounette zu, wie sie versuchte einen Falter zu fangen, doch die Katze stellte sich reichlich blöd dabei an.

Sie versank wieder einmal in Gedanken.

Dieses ständige herum sitzen, machte sie noch ganz wahnsinnig. Sie war ein Mensch, der immer in Bewegung war. Sie lebte für ihre Arbeit, aber jetzt...
Sie konnte nicht mehr tun, als die letzten Monate irgendwie rum zu kriegen. Seufzend dachte sie an Vegeta.

Es war ihr bewusst, das er sich Sorgen machte, auch wenn er es nicht oft deutlich zeigte. Aber er tat es. In kleinen versteckten Momenten, in denen er sich unbeobachtete von ihren Eltern fühlte.
Sowie heute Nachmittag mit dem Buch. Es war eine Gestik, die sie eigentlich sehr schätzte und dann fuhr sie ihn deswegen an. Es tat ihr irgendwie leid, dass sie so stürmisch war.
Bulma bekam es schon mit, dass sie manchmal unausstehlich war. Sie schob es auf die baldige Entbindung. Und wieder war sie bei ihrem Hauptproblem.

Ein Klingeln des Telefons unterbrach die Stille, doch sie wollte jetzt nicht aufstehen. Ihre Mutter war immerhin auch noch im Haus. Sie würde schon abnehmen.

Eins-zwei Mal klingelte es noch, bis das Geräusch verebbte. Sie seufzte aus und war sichtlich erleichtert, dass ihr das nun auch abgenommen wurde. Doch als ihre Mutter aufgeregt in den Wintergarten kam und die Blauhaarige sie ansah, wusste sie, dass es dringend war.

„Mama? Was ist-", fing sie an, doch wurde prompt unterbrochen.

„Es ist Chichi. Sie klingt sehr... aufgewühlt.", sagte sie leise und reichte ihr das Funktelefon.

Verwirrt nahm sie es entgegen und hielt es sich ans Ohr.

„Chichi?", fragte sie vorsichtig und hörte gleich daraufhin ein erschreckendes Aufheulen, „Was ist los? Ist etwas passiert?", schoss es aus ihr heraus.

Ihre Mutter stand weiterhin daneben und hielt ihre Hände gefaltete ineinander.

„Ja... oh Gott. Jaa, Chichi, beruhige dich. Ja, ich mach mich gleich auf den Weg. Ja, doch. Ich bin gleich da.", sagte sie zum Schluss und legte auf.

„Ist es etwas Schlimmes?", fragte Mrs. Briefs und Bulma wusste gar nicht was sie sagen sollte.

„Es... ich muss zu ihr.", sagte sie nur und stand ruckartig auf, so dass sich sogar Chatounette erschrak und hinter einen Blumentopf versteckte.

„Aber flieg nicht alleine!"

Sie war schon an ihrer Mutter vorbei, als sie sich nochmals zu ihr umwandte.

„Mama, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um das aus zu diskutieren!"

„Aber-"

„Ich hol Vegeta, okay? Ist das in Ordnung?"

Sie sah nur ein Nicken, bevor sie sich auf dem schnellsten Weg zu seinem Gravitationsraum begab.

Sie war binnen Minuten wieder an der Luke, an der sie heute Morgen schon stand und betätigte nervös immer und immer wieder die Schelle.

„Jaa, ich komm doch schon.", hörte sie ihn genervt rufen.

Als die Luke sich öffnete, kam ein wütender, verschwitzter Vegeta zum Vorschein und sofort machte er seinem Druck Luft.



„Onna, was willst du-", er brach ab, als er ihr verschrecktes Gesicht sah, „Was ist los?", sagte er dann in einem ruhigeren Ton und sah schnell zu ihrem Bauch.

Doch da dieser wie immer war und er auch nichts unbedenkliches feststellen konnte, sah er wieder in die Augen der Blauhaarigen.

„Kannst du... also... ich muss zu Chichi, es ist wichtig. Keine Ahnung, sie klang so verzweifelt am Telefon und-"

Erst als die Erfinderin den Namen der Frau sagte, ragte er den Kopf in den Himmel. Einen Moment suchte er nach Anzeichen, was hier los war, als er eine Aura wahrnahm, die immer kleiner wurde.

„Er wird schwächer...", hauchte er.

„Was?", kam es nur zitternd von ihr.

„Kakarotts Aura. Was ist passiert?", fragte er nun mit mehr Würze in seiner Stimme.

„Ich weiß es nicht! Deswegen will ich ja hin, aber Mama lässt mich nicht alleine mit dem Shuttle fliegen!"

„Komm mit.", sagte er nur noch und zog sie mit sich zu den Garagen.


Die Blauhaarige hatte damit zu kämpfen in ihrer Nervosität den Gurt des Shuttles richtig einzustellen. Er ließ sie machen, bis es ihm zu bunt wurde und er es ihr in die richtige Größe einstellte.

„Danke."

Er atmete langsam aus, als er sich selbst festschnallte und die Getriebe startete. Keine drei Sekunden später waren sie in der Luft und Vegeta schaltete alle Turbinen auf ihre volle Leistung.

Es wäre ihm lieber gewesen, er wäre schnell selbst hingeflogen. Aber er konnte sie schließlich auch nicht alleine zurücklassen. Und mit ihr Fliegen kam gar nicht in Frage. Bei den Temperaturen konnte er sie nicht dem freien Wind aussetzen.

„Wie lang braucht das Scheißteil?", knurrte er nach einer Zeit.

„Normal 20 Minuten.", sagte sie leise, „Es liegt am Wetter.", kam es zum Schluss, als sie auch noch auf die Wolken über ihnen deutete.

Es fing leicht an zu schneien.

„Auch das noch.", seufzte er und sah kurz zu der Blauhaarigen, „Geht's dir gut?"

„Mhm. Ich weiß nur gerade nicht, wo mein Kopf steht.", sagte sie und hielt sich diesen mit ihrer Hand fest.

„Was hat sie eigentlich genau gesagt?", sagte er und konzentrierte sich nebenbei wieder auf seine Flugbahn.

„Nicht viel. Ich habe eigentlich nur ihr lautes Weinen gehört. Irgendetwas mit... 'krank' und 'wissen nicht was es ist'. Sie hat keinen klaren Satz gesprochen."

Er erwiderte nichts darauf. Seine Synapsen waren scharf geschaltete auf die Aura von dem jüngeren Saiyajin. Er hätte es ihr sagen können, aber er wollte sie nicht unnötig aufschrecken. Es deutete gerade alles daraufhin und doch wollte er es nicht wahrhaben.

Verbissen krampfte er seine Finger um das Lenkgetriebe. Gleich würden sie mehr wissen. Die Berge waren schon in Sichtweite, so dass das Haus der Sons nicht mehr weit entfernt sein musste...


Mit einem kleinen Abstand landete das Flugshuttle hinter dem Heim von Kakarott und er half der Schwangeren aus dem Shuttle zu steigen.

„Du hättest dich vielleicht noch etwas wärmer anziehen sollen.", brummte er, doch sie ging gar nicht auf seine Worte ein.

Von weitem war plötzlich eine Stimme zu hören und er wandte sich mit ihr zusammen danach um. Er kannte den Namen nicht mehr. Jedenfalls erinnerte er sich nicht daran, den Namen dieses Riesens schon einmal gehört zu haben.

„Gyuumaou.", sagte die Blauhaarige und Vegeta sah verwirrt zu ihr, „Chichis Vater."

Ah. Das erklärte einiges.

„Bulma, bin ich froh dich zu sehen.", sagte er, als er ankam und nun auch endlich Vegeta bemerkte, „Nun, ehm... kommt rein. Ich erkläre euch alles im Haus."

Etwas merkwürdig fand es Vegeta schon, dass er zu dem Umstand der Frau nichts erwähnt hatte. Nun auch egal. War ja jetzt nicht das Thema, oder?

Als sie am kleinen Haus ankamen, öffnete der Riese die Tür und beide schlüpften hindurch. Vegeta war das erste Mal hier und sah sich daher genauer um, als die Frau neben ihm.

Es war... eng, klein und alles zusammengepresst. Hier erinnerte nichts an die Capsual Corporation, deren Grundstück sich über Hunderte von Hektar verlagerte.

„Kommt, setzt euch erst einmal.", sagte Gyuumaou und deutete auf eine Sitzbank.

„Ich würde eher wissen, was hier los ist. Wo ist Kakarott?!", kam es zischend von ihm.

So langsam konnte er diese Heimlichtuerei nicht mehr ertragen. Hier war doch etwas faul.

„Sei doch nicht immer so aufsässig, Vegeta!", zischte Bulma dazwischen und er sah sie nur böse an.

„Ist okay, Bulma. Ich verstehe. Ich hätte es sowieso nicht richtig erklären können. Es ist besser, ihr seht es euch selbst an.", sagte Chichis Vater und er verwies auf die Treppe, die ins obere Stockwerk führte, „Kommt schon."

Mit einem mulmigen Gefühl ging er hinter der Frau her und wunderte sich erneut, als er bemerkte, dass die Aura seines Erzrivalen immer mehr an Stärke verlor.
Im oberen Gang angekommen, sah er gerade wie die schwarzhaarige Frau aus einem Zimmer kam. In ihrer Hand hielt sie eine Schüssel Wasser und durchnässte Handtücher.

„Chichi.", hörte er Bulma laut seufzen und die Schwarzhaarige sah auf.

„Bulma.", keuchte sie, „Ihr...seid schon da?", fragte sie nervös, und er konnte ihre roten Augen klar und deutlich erkennen.

„Was ist passiert? Ist etwas mit Son-Goku? Vegeta hatte da etwas angedeutet."

„Ist er da drin?", sagte Vegeta durchbrechend und zeigte auf die Tür.

„Ja, aber er schläft gerade. Mal wieder.", hauchte sie leise und er zog abermals eine Augenbraue hoch, „Setzen wir uns kurz in, ehm... Son-Gohans Zimmer."

Im Zimmer angekommen, sah sich auch hier Vegeta erneut um. Ein kleines Zimmer. Nicht gerade viel Unterschied zu den anderen Zimmern, die er bisher gesehen hatte. Ein Bett, ein Schreibtisch und eine Kommode war alles, was hier in diesem Raum vorhanden war.

„Chichi, sag jetzt endlich was los ist!?", fuhr Bulma sie an und auch Chichis Vater steuerte bei, dass Chichi endlich ihr Schweigen brach...

„Der... der Arzt weiß nicht...", begann sie leise verunsichert, „Es kam plötzlich über Nacht. Starkes Fieber, Schweißausbrüche und die Gliederschmerzen."

Aufmerksam hörte Vegeta zu, konnte jedoch nicht genau begreifen, was hier gerade geschah.

„Ich habe heute Morgen einen Arzt empfangen und... er konnte feststellen, dass er.... dass er...", brach sie plötzlich ab und fing wieder an zu weinen.

Beruhigend klopfte ihr Vater auf ihre Schulter, bevor er weitersprach.

„Es ist eine unbekannte Herzkrankheit. Selten, wie der Doktor bestätigt hatte. Ausgelöst durch einen Virus, der noch so unerforscht ist, dass man nicht weiß, wo er sich diesen eingefangen hat und demnach auch... eine Heilung unmöglich macht."

Ein herzzerreißendes Weinen durchbrach erneut den Raum und er sah, wie die Blauhaarige auf ihre Freundin zuging, um sie in den Arm zu nehmen.

Seine Gedanken waren wirr und unzugänglich für den Saiyajin. Er konnte das nicht glauben. Nein, so etwas war nicht möglich!

„Er ist doch ein Super-Saiyajin, oder? Er kann doch nicht, an so einer dämlichen Krankheit sterben?!"

Wieder das Aufheulen, der schwarzhaarigen Frau.

„So einfach ist das nicht, Vegeta. Er hat es versucht.", kam plötzlich eine Stimme von der Tür und der Schwarzhaarige sah auf.

Im Rahmen erschien Piccolo, der offenbar seine Aura bemerkt hatte und dazu gestoßen kam.

„Wie meinst du das, versucht?", rutschte es Vegeta heraus.

„Am Anfang... haben wir den selben Gedanken gehabt. Aber sobald Son-Goku die nächste Stufe erreichte, klappte er wenige Sekunden wieder in sich zusammen und hat darauf mehr Energie verloren, als zuvor."

„Er ist jetzt kaum noch ansprechbar. Heute Morgen ging es noch, aber jetzt... Er ist mehr bewusstlos, als wach. Seltene Momente, in denen er etwas von sich gibt, aber dann ist es nur Kauderwelsch.", sagte Gyuumaou, immer noch tröstend seine Hand auf der Schulter seiner Tochter.

„Und... es ist nicht heilbar?", flüsterte Bulma.

Chichi schüttelte nur den Kopf.

„Der Arzt gab ihm zwar ein starkes Schmerzmittel, aber die helfen einfach nicht. Es ist fragwürdig, ob er diesen Tag noch überleben wird.", sagte Piccolo in sich gekehrt und sah dann wieder zu Vegeta.

Vegetas Hände ballten sich zu Fäusten. Das war nicht möglich. Das konnte einfach nicht sein! Verdammt noch mal!
Er musste sich selbst über den Zustand informieren, also trat er mit seinen Beinen den Rückzug aus diesem Kinderzimmer, drückte sich an Piccolo vorbei und ging eilig den Gang zu dem Zimmer, in dem er ihn vermutete.

„Vegeta! Warte!", hörte er die Stimme der Blauhaarigen, doch er ignorierte sie.

Mit großen Schritten war er an der Tür angekommen und hielt einen Moment inne, bevor er die Türklinke herunter drückte und das totenstille Zimmer betrat...

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