Es war schon fast ganz dunkel, wodurch das Oktoberfest mit all den Lichtern nur noch schöner aus sah. Kyle wollte mit mir noch zu einem Schiesstand, bevor wir nach Hause gehen würden. Wenn es nach mir ginge, hatte der Tag definitiv zu wenig Stunden.
Ich fühlte mich wieder etwas schuldig, als Kyle für 10 Versuche bezahlte. Ich hatte vorgehabt dieses Mal zu bezahlen, aber er hatte mich wieder nicht gelassen...Kyle stand hinter mir und raunte mir in mein Ohr, dass ich mich auf ein Punkt konzentrieren sollte. Tolle Mischung. Kyle war so nahe bei mir und ich sollte mich konzentrieren! Das war schon Herausforderung genug, da war es fast unmöglich auch noch die Zielscheibe zu treffen!
Er korrigierte meine Hand an dem Gewehr und legte dann zusammen mit meinem Finger den Zeigefinger an den Abzug. Der erste Schuss ging ziemlich daneben, was daran lag, dass ich unregelmäßig und flach atmete. Ich spürte Kyles Brust und seine Muskeln an meinem Rücken und seinen warmen Atem an meinem Hals. Ganz davon von seinem Geruch abgesehen, der mich völlig aus der Fassung brachte. Und Kyle wusste das. Er grinste mich von hinten an und raunte in mein Ohr " Versuchs nochmal"
Der zweite Schuss war schon etwas besser, aber nicht direkt im Schwarzen. Man musste 4 von 10 Treffern direkt in der Mitte landen, um das größte Kuscheltier zu gewinnen.
Als ich beim fünften Versuch gerade noch so in die Mitte getroffen hatte, sprang ich aufgeregt auf und ab und strahlte Kyle an. "Hast du das gesehen!?"
"Ja" grinsend legte er von hinten seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
"Sag mal willst du das ich verliere?" Tadelnd sah ich auf seinen Kopf auf meiner Schulter und er verstand was ich meinte. "Sorry, ich werde mich jetzt zurück halten" erwiderte er grinsend und stellte sich tatsächlich nur neben mich.
Leider ging der 6. Versuch trotzdem daneben. Ich war halt kein Schießprofi.
"Das war deine Schuld!" Aus Spaß beschuldigte ich ihn vorwurfsvoll.
"Gut, dann lass mich machen. Ich gewinne noch was für dich "
Ich übergab ihm das Gewehr und beobachtete ihn beeindruckt. Seine Haltung war echt super und die letzten drei Versuche trafen ins Schwarze. Somit hatte er einen riesigen Kuscheltierhase gewonnen, den er mich lächelnd überreichte.
"Danke, jetzt kannst du gehen, jetzt hab ich jemand anderes zum kuscheln." sagte ich frech und vergrub mein Gesicht in dem Hasen. Oha, dass hatte ich jetzt echt gesagt... Kyle lachte nur und zog mich an der Hüfte zu sich ran. Überrascht quiekte ich auf.
"Achja?..." flüsterte er an meine Wange.
"Ja..." hauchte ich nur noch. Zu mehr war ich nicht im Stande. Wir waren uns so nahe, dass kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte.
Wir sahen uns eine Weile tief in die Augen, dann kam Kyle meinem Gesicht immer näher.
"Tut mir leid, ich halte es gerade nicht länger aus..." murmelte er und wollte mich küssen. Alles in mir schrie danach endlich seine Lippen auf meinen zu spüren, aber kurz bevor es soweit kam, schaltete sich mein Gehirn plötzlich wieder ein.
Es hatte alles hier keinen Sinn. Ich wollte keinen Jungen küssen, den ich ab morgen höchstwahrscheinlich nie wieder sehen würde. Mein erster Kuss sollte mit jemandem sein, mit dem ich dann auch zusammen bliebe. Kyle ist der Richtige für mich, davon war ich felsenfest überzeugt, aber er wohnte einfach zu weit weg.
Und ich mag keine Fernbeziehungen. Meiner Meinung nach waren die von Anfang an zum scheitern verurteilt. Auch wenn ich es so gerne hätte, glaubte ich nicht, dass mit dieser Entfernung etwas aus uns noch werden konnte...schließlich war es nicht möglich einfach so kurz zu ihm runter zu fahren und ihn zu besuchen.
Wieder kam mir auch in den Sinn, dass er seine vorherige Freundin zu kindisch fand. Er hatte jede Menge Erfahrung, wenn er erst vor knapp 2 Monaten noch eine Freundin hatte...ich wusste nicht, was er von mir erwartete.Mein Herz schrie dagegen an und es schmerzte, aber bevor sich unsere Lippen berührten, trat ich unsicher einen Schritt zurück. Hatte ich das Richtige getan? Kyle öffnete wieder seine wunderschönen Augen. Nur dass dieses Mal Schmerz in ihnen stand und er mich verletzt ansah. Kein Wunder. Küss ihn! schrie mein Unterbewusstsein, aber dann würde ich morgen von hier gar nicht mehr fort wollen...
"Becky? Ich dachte du magst mich auch so...ich-ich bin in dich...naja...du bist unglaublich wichtig geworden in der Woche und du bist der beste Mensch, den ich kenne!" sagte er leise und klang am Ende flehentlich.
"Kyle ich hab auch noch nie solche Gefühle bei einem Jungen gehabt wie bei dir, bitte versteh mich nicht falsch. Ich hätte dich auch geküsst, aber vielleicht ist es für uns beide besser so. Sonst könnte ich morgen nicht ohne dich gehen! Wir würden uns fast nie sehen, ich wohne tausende Kilometer entfernt, ich kann das nicht! Es hat nichts mit dir zu tun, du bist der perfekte Mensch, aber vielleicht ist es so gut, wenn wir uns jetzt am letzten Tag nicht noch so näher kommen...!"
Mein Herz sagte das genaue Gegenteil, aber so würde es mir vielleicht nicht ganz so schwer wie eh schon fallen, morgen ab zu reisen.
Flehentlich sah ich Kyle an. "Bitte versteh mich nicht falsch!"
Die Verletztheit war aus seinen Augen verschwunden, aber sie glänzten immer noch traurig. Genau so wie meine. Er schien nach zu denken, während er aus meinem Gesicht las.
Wie gerne würde ich jetzt sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte, aber auch er schien es nicht auszusprechen können. Meine Augen sprachen aber Bände.
Unsicher wartete ich seine Reaktion ab. Ich wäre auch vor den Kopf gestoßen, wenn derjenige, den man küssen will, einfach einen Schritt zurück trat. Aber wie gerne hätte ich ihn geküsst!
Im Moment war ich auch einfach sauer auf alles, dass wir so weit auseinander wohnen mussten.
Und bei sowas fing ich lieber gleich nichts mit einem Jungen an. Auch, wenn er der Richtige war...
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Du bist der Richtige...
RastgeleErst freut sich Becky nicht wirklich mit ihren Freundinnen Holly und Jasmin auf die Freizeit zu fahren. Letzten Endes war es aber die beste Entscheidung, die sie je getroffen hat. Denn dort spricht sie der attraktive Kyle an und sie verbringen vie...