Kapitel 11

9.1K 387 28
                                    

Langsam fielen die Schneeflocken auf den grauen Asphalt und hinterließen eine kleine Spur, dass es Winter geworden war. Die Kinder freuten sich und rannten aufgeregt auf die Straßen, um das weiße Schauspiel zu sehen. Die ersten Erwachsenen fingen an laut zu stöhnen, da sie keine Lust auf den Schnee hatten, da es nur Stau, Unfälle und Verspätungen hieß, sobald alles weiß war. Ein Junge, blonde Haare, dunkle Augen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, ging die Straße entlang. Er war völlig in Gedanken und bemerkte das weiße Wunder der Natur gar nicht. Doch plötzlich holte ihn ein süßer köstlicher Duft wieder in das hier und jetzt. Er folgte dem Geruch und kam an einer Bäckerei an. Mit funkelnden Augen schaute der Junge in die Theke. Süßes Gebäck lag dort und machte ihm schöne Augen. „Na, mein Junge, möchtest du ein Apfelzimtschnecke?" Mit leuchtenden Augen und heftigen Nicken, schaute er die Dame an. Als die Dame ihm grade das süße Gebäck reichen wollte, wurde die Frau aufgehalten. „Du darfst ihm nichts gegeben!" schrie die andere Frau hinter der Theke und riss der anderen das Gebäck aus der Hand. Fragend schaute die Dame ihre Chefin an. „Das ist ein Straßenbengel. Wenn du ihm einmal was gibst, musst du es jeden Tag machen." Nun schaute die Chefin den Jungen an. „Verschwinde, du Abschaum!" Der Junge erschrak erst, dann bekam er Tränen in den Augen und rannte davon. In einem Park angekommen, setzte er sich auf eine Bank und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich kann doch nichts dafür.." wimmerte er leise und seine Tränen wollten nicht aufhören zu laufen. Als er sich nach einiger Zeit beruhigt hatte, schaute er in den Himmel und spürte etwas Kaltes und nasses auf seiner Wange. Erst jetzt bemerkte er, dass es schneite. Fasziniert davon schaute er Minuten lang nach oben, bis ihm auf Dauer der Nacken weh tat. Nun schaute er wieder auf die, mittlerweile, weiße Wiese und schaute die glücklichen Kindern beim Spielen zu. Wie gern würde er auch so glücklich sein... Sie haben ein zu Hause, eine Familie und immer etwas zu essen und zu trinken. Bei den Gedanken fing sein Magen an zu knurren. Mit einem gequellten Gesichtsausdruck und mit den Armen vor seinen leeren Magen, stand der Junge auf und ging aus dem Park raus. Er muss bald etwas zu Essen finden, sonst kippt er noch um. Nach drei Stunden erfolgloser Suche, begab der Junge sich auf die Suche nach einem Schlafplatz, da es langsam dunkel wurde. Doch die zwei einzigen Obdachlosen Gebäude waren überfüllt und er wurde weggeschickt. Niedergeschlagen, erschöpft und hungrig schleppte sich der blonde Junge durch die Straßen. Irgendwann fiel ihm ein altes Gebäude auf und er hoffte, dort einen Schlafplatz zu finden. Vorsichtig kletterte er durch ein kaputtes Fenster und ging durch eine große Halle. „Hey!" schrie plötzlich jemand und der Junge zuckte ängstlich zusammen und schaute sich nach der Person um. Ein Junge mit roten Haaren stand vor ihm und guckte ihn misstrauisch an. „Was willst du hier?" „Ich.. ich suche ein Schlafplatz, nur für heute Nacht." „Hier gibt es kein Platz für..." Doch der rote Junge konnte nicht aussprechen, da der blonde Junge zu Boden fiel und ohnmächtig war.

Langsam kam der Junge zu sich und schaute sich verwirrt um. Er lag auf einer Matratze und war mit einer dünnen Decke zugedeckt. „Du bist ja endlich wach." Grinste der Rothaarige ihn an und gab ihn eine Wasserflasche. Schnell griff der Blonde diese und trank sie auf ex leer. „Danke..." nuschelte er dann, als er alles ausgetrunken hatte. „Ich bin Hida." Grinste der Rothaarige und streckte seine Hand aus. „Aku.." nuschelte der Blonde und schüttelte leicht die ausgestreckte Hand.

„Aku, kommst du?" rief Lyan, als er merkte, dass Aku gedankenverloren in den grauen Himmel schaute und die Schneeflocken betrachtete. „Was? Jaja.." Kam Aku wieder zu sich und ging zu den Kleinen, der fröhlich durch den Schnee hüpfte. „An was hast du gedacht?" wollte Lyan wissen, doch bekam nur eine kurze Antwort. „An nichts."

Wieder zu Hause angekommen stellten Aku und Lyan die Einkauftaschen in der Küche ab und zogen sich die dicken Jacken und Schuhe aus. Aku räumte die Sachen weg und Lyan machte es sich unter seiner Decke auf der Couch gemütlich. Mit dem mitgebrachten Essen vom Imbiss, ging Aku ins Wohnzimmer und beide fingen an zu Essen und schauten dabei fern.

„Wäre mein Leben doch früher nur so perfekt gewesen.." dachte Aku.


Einmal Sklave, immer SklaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt