Kapitel 15

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Die 20 Minuten, die das Taxi zum Fulham Palace brauchte, waren unerträglich.
In jeder einzelnen Sekunde war mir bewusst, dass ich John schon längst hätte retten können, wenn ich Moriartys Hinweis schon früher erkannt hätte.

Als das Taxi dann endlich am Straßenrand hielt, drückte ich dem Fahrer schnell einige Pfund in die Hand und stieg aus.

Es musste anscheinend schon sehr spät sein -in den letzten Stunden hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren- , denn es war stockfinster.
Nur einige Straßenlampen spendeten etwas Licht.

Ich schritt durch den Torbogen und fand mich im Innenhof der kleinen Burg wieder. Auf der anderen Seite des Hofes befand sich ein kleiner Turm, in dem eine Tür eingelassen war. Direkt davor plätscherte ein Brunnen leise vor sich hin.
Das ganze war gespenstisch, das Wasser des Brunnes war das einzige, was zu hören war.

Doch dann, ganz plötzlich, verschwand die kleine Fontäne im Brunnen und es war totenstill.
Ich hörte meinen eigenen Atem, der sich ungewollt beschleunigte.
Moriarty wusste also, dass ich hier war.

Das Spiel hatte begonnen.

Ich machte einen Schritt in Richtung der Tür, als auf einmal jedoch alle Muskeln in meinem Körper erstarrten.
Ein unmenschlicher Schrei durchschnitt die Stille.

John.

John schrie wieder.
Noch einmal.
Und noch einmal.

Dann verklangen sie und ich war nicht mehr aufzuhalten.
Ich raste auf die Tür zu und riss sie auf.
Es gab zwei Treppen, eine führte nach oben, die andere nach unten.
Der Treppengang nach unten war mit mehreren Lampen gesäumt.
Also nach unten.

Ich stolperte die Stufen eher nach unten, als dass ich ging, aber das spielte keine Rolle.
Unten angekommen war es nicht schwierig zu erkennen, wo ich langgehen musste. Wie auch auf der Treppe gab es hier überall Lampenan den Wänden.
Moriarty legte es also darauf an, dass ich ihn fand.

Schon wieder ein Schrei.

Ich beschleunigte meine Schritte, rannte die Gänge entlang.

Halte durch, John.

Schlitternd kam ich vor einer schweren Holztür zum stehen.
Ich atmete keuchend und mein Puls raste.
Als ich die Türklinke herunterdrückte, wurde mir bewusst, dass ich rein gar nichts bei mir trug, was ich als Waffe hätte verwenden können.
Doch das war jetzt egal.
Das einzig wichtige war nun, John aus den Fängen Moriartys zu befreien.

Ich stieß die Tür auf.

Schnell suchte ich den Raum nach Moriarty ab, aber er war leer, bis auf...

"John", wisperte ich. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
John hob quälend langsam seinen Kopf.
"Du bist hier, Sherlock."
Ich war nicht mehr aufzuhalten.
Ich stürmte auf John zu und nahm seinen Kopf in meine Hände.
"Natürlich bin ich hier, John. Hättest du etwas anderes erwartet? "

Er versuchte den Kopf zu schütteln, brachte aber nur ein schmerzerfülltes Stöhnen zu Stande. Ich ließ meinen Blick an Johns Körper herabgleiten.
Sein gesamter Oberkörper war mit Schnitt- und Stichwunden übersät.
Es gab kaum einen Punkt auf seiner Haut, der nicht von seinem Blut befleckt war.
Auch Johns Handgelenke waren rot, er hatte sie sich anscheinend an den Ketten aufgescheuert.

Genau diese Ketten musterte ich eingehend.
Ich würde einen Schlüssel brauchen, um sie zu öffnen.

"John, du trägst nicht zufällig einen Dietrich bei dir, oder?"
"Linke Hosentasche ", nuschelte er.
"Was?"
"Meine linke Hosentasche, Sherlock."
"Du hättest dich jederzeit selbst befreien können?! Verdammt, John! Warum zur Hölle bist du dann noch hier?"

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