Epilog

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Einige Wochen später

"Sherlock, steh auf! Lestrade hat einen Fall für uns", berichtete ich und rüttelte an Sherlocks Schulter. "Ich will nicht", protestierte der Angesprochene und vergrub das Gesicht in den Kissen unseres gemeinsamen Bettes.
"Na dann sage ich ihm wohl lieber Bescheid, dass der Meisterdetektiv Sherlock Holmes sich nicht dazu bequemen kann, aufzustehen ud deswegen keinen Fall annehmen wird."
"Tu das", meinte Sherlock nur und drehte sich anschließend zu mir, um mich ansehen. "Warum legst du dich nicht wieder zu mir?"
"Ja, warum denn nicht?", meinte ich nach kurzem Zögern. Ich ließ mich aufs Bett sinken und beugte mich über Sherlock. Ganz leicht küsste ich seine Lippen, doch bevor Sherlock den Kuss vertiefen konnte, setzte ich die federleichten Berührungen an seinem Hals fort. Sherlock seufzte genießerisch und reckte sich mir entgegen. Ich strich mit meinem Mund über sein Schlüsselbein, doch dann brach ich meine Berührungen abrupt ab und richtete mich schnell auf, um aus Sherlocks Reichweite zu gelangen. "Hey, was soll das?", protestierte Sherlock und wollte mich wieder zurückziehen. Allerdings war ich schon zu weit von ihm entfernt und so plumpste er wieder zurück in die Matratze.
"Warum sollte ich dich denn belohnen, wenn da draußen ein Mörder herumläuft, den du nicht fassen möchtest?", wollte ich wissen und grinste.
"Das ist sadistisch, John."
"Genau. Ich mache mir jetzt einen Tee. Wenn du auch einen möchtest, kannst du ja nachkommen." Ich verschwand aus dem Schlafzimmer und schaltete in der Küche den Wasserkocher an. Während der Kessel vor sich hin pfiff, warf ich einen Blick in die Zeitung, die Mrs Hudson uns mit der restlichen Post nach oben gebracht hatte. Ich schlug sie auf und hätte sie daraufhin beinahe fallengelassen. "Sherlock?", rief ich und starrte immer noch auf den Artikel der Titelseite. "Hast du die Zeitung schon gelesen?"
"Nein, wieso sollte ich? Da steht sowieso nichts Interessantes drin und um die ab und an wichtigen Dinge herauszufiltern, habe ich ja dich", entgegnete Sherlock, der mit seinem Laken in die Küche geschlurft kam. "Vielleicht hättest du dir heute die Mühe machen sollen. Schau mal", sagte ich und hielt ihm die Zeitung hin. "Am Montag, dem 25. April, fanden Passanten die Leiche Jonathan Moriartys in einer Seitengasse. Die Todesursache war, laut der Polizei, eine Kugel, die seinen Kopf durchbohrt hatte. Es sei noch unklar, ob es sich bei dieser Tat um Mord handelte, erklärte Detective Inspector Lestrade in einem kurzen Interview. Es könne durchaus ein Selbstmord gewesen sein. Scotland Yard würde sofort die Ermittlungen aufnehmen und dafür sorgen, dass der potentielle Mörder hinter Schloss und Riegel gelangt", las Sherlock vor. Dann ließ er die Zeitung sinken und legte sie schließlich auf den Küchentisch. "Jetzt wissen wir, warum Lestrade unsere Hilfe brauchte", murmelte ich und fuhr gedankenverloren mit einem Finger über den Artikel. "Was meinst du dazu, Sherlock? War es Mord?"
"Ich weiß es nicht, John. Und ich glaube auch nicht, dass ich es wissen möchte. Beinahe hätte ich dich wegen ihm verloren und wenn es tatsächlich Mord war, laufen da draußen Feinde von Jonathan herum, die mindestens genauso gefährlich sind wie er. Ich möchte da nicht hineingezogen werden. Und du sollst das auch nicht."
"Aber was ist mit Lestrade? Er scheint ja an dem Fall zu arbeiten", gab ich zu bedenken, doch Sherlock schüttelte den Kopf. "Lestrade wird nichts passieren. Er ist Polizist und zudem hat er noch meinen Bruder, der ihn ab jetzt auf Schritt und Tritt bewachen lassen wird."
Ich lachte. "Es ist irgendwie immer noch komisch, dass dein Bruder eine Beziehung hat. Er scheint einem gar nicht der Typ für feste Beziehungen zu sein."
"Das hätte von mir auch niemand gedacht", widersprach mir Sherlock und legte seine Arme um mich. "Aber jetzt bin ich trotzdem hier. Bei dir. Und ich schwöre dir, John, so schnell wirst du mich nicht wieder los."
"Es überrascht mich jedes mal wieder, dass du so anhänglich bist", meinte ich und lehnte mich an ihn. "Ich liebe dich, Sherlock."
"Ich weiß ", antwortete er schmunzelnd.
"Das war nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte." Sherlock seufzte.
"Ich liebe dich auch, John Hamish Watson. Und ich werde es für den Rest meines Lebens tun. Das verspreche ich dir."

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