Kapitel 4

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Johns PoV

Wochen vergingen.
Ich zog wieder in die Bakerstreet und Sherlock und ich begannen wieder, Fälle zu lösen.
Ich fing auch wieder an, meinen Blog zu schreiben.
Gerade schrieb ich an einem Fall den ich 'Der Hexenschlächter' getauft hatte. Der Mörder besaß eine Vorliebe dafür, die Leichen seiner Opfer zu zerstückeln und an verschiedenen Orten zu verstecken.

Ich dachte einen Moment über eine passende Formulierung nach, als Sherlock sich hinter mich stellte und den Blogeintrag las. "Wieso 'Hexenschlächter'? Hexen wurden damals weitgehend verbrannt, John. Nicht zerstückelt."
"Oh, nein, Sherlock, der Titel hat nichts mit Hexenprozessen oder so zu tun. Sagt ihnen der Name 'Cornelia Funke' etwas?"
"Sollte er?" Ich überlegte einen Augenblick, bevor ich ihm antwortete.
"Nun, da ihnen Dinge wie, dass sich die Erde um die Sonne dreht auch nichts sagen, lasse ich ihnen durchgehen, dass sie Cornelia Funke nicht kennen. Jedenfalls ist sie Autorin und in einem ihrer Bücher wurde ein Hexer ähnlich verstümmelt wie unsere Leichen."

Sherlock nickte und ließ sich in seinen Sessel sinken. Ich wandte mich wieder meinem Blog zu und das Klappern der Tastatur war das einzige Geräusch, das durch den Raum drang.

"Darf ich sie etwas fragen, John?"
"Natürlich."
"Warum kennen sie sich mit Jugendbüchern aus?"
Verwundert blickte ich Sherlock an.
"Ich dachte sie kennen Cornelia Funke nicht. Woher wissen sie dann, dass der Hexenschlächter aus einem Buch für Jugendliche stammt?"
"Ich habe nie gesagt, dass ich sie kenne, das haben sie nur angenommen." Ich stöhnte leicht auf. Ich ahnte schon, worauf das hier hinauslaufen würde. "Sherlock, ich weiß sehr gut über intellektuellen Fähigkeiten Bescheid. Das bedeutet, dass sie sie nicht immer wieder unter Beweis stellen müssen. "
"Sind sie sich da sicher?"
"Mehr als sicher, Sherlock."

Er faltete seine Hände und sah mich eindringlich an.
"Sie haben meine Frage nicht beantwortet, John."
Ich senkte meinen Blick. Mein Grund in den Fantasiewelten von Büchern zu verschwinden war alles andere als schön.
"Nach ihrem Tod," begann ich schließlich zögerlich," da gab es Tage, an denen ich nichts mehr mit meinem Leben anzufangen wusste. Also bin ich durch die Bücher in andere Welten, andere Länder, verschwunden, um zu vergessen. Ich wollte einfach vergessen und den Schmerz hinter mir lassen."

Ich spürte, dass meine Augen feucht wurden und blinzelte die Tränen schnell weg. Seit wann war ich so nah am Wasser gebaut? "Es tut mir leid.", hörte ich Sherlock flüstern."Schon in Ordnung," erwiderte ich in derselben Lautstärke," sie hatten ja ihre Gründe."

Sherlock war die Situation sichtlich unangenehm, also sagte ich nichts weiter und schrieb meinen Blogeintrag zu Ende. Als ich fertig war, ging ich in die Küche und stellte den Wasserkocher an.
"Möchten sie auch einen Tee?", rief ich Sherlock zu, doch ich erhielt keine Antwort.
Ein paar Minuten später drückte ich ihm eine Tasse mit dem heißen Getränk in die Hand und setzte mich mit meinem eigenen Tee in meinen Sessel. Sherlock starrte in seine Tasse als hätte er dort eine außerirdische Lebensform entdeckt.

Gleichzeitig klingelte es plötzlich und ich ging schnell zur Tür.
In der Erwartung einen Klienten vor der Tür zu haben, öffnete ich sie mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht, welches jedoch sofort verschwand, als ich sah, wer vor mir stand.
"Mary.", stellte ich kalt fest.

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