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"Wann sind wir endlich da?",fragte Leon - mein kleiner Bruder- zum geschlagenen Tausendsten Mal. "Bald!", das sagte Mum immer,wenn Leon nervte.

Es war endlich wieder Sommer und wir waren auf dem Weg zu Oma und Opa. Sie wohnen in einem Haus direkt am Meer.

Zum Glück waren wir nicht mehr lange unterwegs. Denn langsam aber sich wollte ich Leon erwürgen. Er redete ununterbrochen von dem, was er im Sommer vor hatte.

Das Haus meiner Großeltern war ein typisches kleines Strandhaus.
Es gab vielen Senioren am Strand in Omas Gegend. Darum gab es auch eine Gruppe für sie. Jede Wochen gingen sie joggen, schwimmen oder sie nahmen an einem Jogakurs teil. Opas Lieblingsbeschäftigung dagegen war Zeitung lesen.

Leon fragte wieder:" Mama,wann sind wir da?". Ich verdrehte die Augen und wandte mich zum Fenster.
Wir fuhren schon fast zwei Stunden an der Küste entlang.
Immer wieder tauchten Strandabschnitte mit Leuten und Sonnenschirmen auf.
"In Fünf Minuten,Schatz!",erklärte Mum ihm geduldig, der wurde ganz zappelig. Er klatschte in die Hände und sang irgenein Lied, dass sie im Kindergarten gelernt hatten.
Leon war sechs Jahre alt geworden und kam im Herbst in die erste Klasse. Das sagte er jedem, den er kannte.

Ich ließ das Fenster runter,da es stickig war. Es roch vertraut nach zu Hause. Nach Sommer. Die Luft war salzig und frisch. Ich lehnte mich zum Fenster raus und sog die frische Luft ein.
Leon fragte wieder und diesmal sagte Mum:" Wir sind fast da, Leon. Nicht mehr lange!"
Und diesmal hatte Mum Recht.

Es war wirklich nicht viel Zeit vergangen. Kurze Zeit später rollte das Auto in die Einfahrt.
Leon war bereits abgeschnallt und der Erste, der Oma in die Arme fiel. Dad machte den Kofferraum auf und gab jedem von uns unsere Koffer.
Leon war so zappelig und aufgeregt, er rannte nach der Umarmung zum Auto, holte seinen Koffer ab und rannte sogleich samt Koffer und seinem Teddy wieder zurück zum Haus. Opa lag in seiner Hollywoodschaukel und laß gerade Zeitung,als Leon auf ihn zustürmte. Er legte die Zeitung zur Seite. " Bonjour mes amis!", begrüßte Opa uns. Dies heißt so viel wie "Hallo meine Lieben".

Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Die Lacken waren frisch gewaschen und alles im Gästezimmer-in dem ich jeden Sommer schlief- war aufgeräumt. Im Kleiderschrank hingen alle Bügel ordentlich an der Kleiderstange und die Leintücher waren ordentlich zusammengefalten und frisch gewaschen. Auf dem Stuhl,neben dem Bett, saß ein Teddy, der Mom gehörte,als sie noch klein war.

Das Strandhaus hatte neben Omas und Opas Schlafzimmer zusätzlich drei kleinere Gästezimmer. Ich hatte mein Zimmer neben Oma und Opa. Leon seins zwische Mom, Dad und unseren Großeltern.

Wie jedes Jahr gab es Miesmuscheln in Zwiebel-Kürbissud und zum Nachtisch einen Eisbecher. Ich aß so schnell ich konnte,da ich noch raus wollte. Mom und Dad erzählten Oma und Opa,was wir unterm Jahr gemacht haben. Währendesen ich mich davonschlich.

Ich hatte mir für diesen Sommer vorgenommen,endlich jemandem kennenlernen. Ich war darin nicht so gut- im Kennenlernen. Ich war eher schüchtern,was mir nicht gerade half. Mit Leute kann ich es nicht so gut. Hab's noch nie gekonnt. Ich hatte auch nur eine Freundin-Julie. Julie hatte strohweiße Locken und Huskyblaue Augen.

Ich lief den Strand auf und ab und machte mir Gedanken, wo ich wohl Mädchen in meinem Alter finden würde. Mein Blick strich über das Meer bis hinüber zu einem großen Gebäude. Das hohe Gebäuder war vorne am Eingang umzäumt. Es schien eine Schule zu sein. Etwas weiter entfernt konnte man einen Kiosk erkennen. Klar, in der Schule lernte man Gleichaltrige kennen. Aber schließlich geh ich hier nicht zur Schule. Mein Blick schweifte weiter. In so gut wie allen Strandhäuser wohnten alte Leute. Einen richtigen Seniorenstrand also. Der einzige, der ohne Gehstock, Gehhilfe oder Ersatzgebiss herumlief -außer uns natürlich- war Phillip. Ich seh ihn manchmal zu, wie er früh abens auf sein Moped steigt und davonfuhr. Phillip war schätzungsweise 17 und kaum zu Hause. Der nächste Club, Disco oder Bar waren hier ungefähr 15 km entfernt. Es erschien mir sehr schwer, hier irgendjemand irgendwie kennenzulernen.

Nach ewigen auf und ab gelaufe ging ich schließlich wieder zurück ins Haus. Dieses ganze Leute Kennenlernen ist mir eh schon wieder vergangen.

The Last SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt