Kapitel 1

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Leas PoV

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Leas PoV

Lea wagte es nicht, nach Luft zu schnappen. Starr vor Angst blickte sie in die goldenen Augen des Raubtiers, das nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Er sah sie mit solch unbändiger Wildheit an, dass ihr ganz schwindelig wurde. Ohne es zu beabsichtigen, glitt ihr das bereits gesammelte Feuerholz aus den Händen und landete krachend auf dem Waldboden.

Der Wolf fletschte die Fänge und Geifer tropfte aus seinem Maul. Eigentlich hatte Lea immer gedacht, dass Wölfe viel kleiner waren und Menschen scheuten, doch dieses Exemplar hier wirkte mehr als aggressiv. Er machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen.

Darauf bedacht, das Tier nicht unnötig zu provozieren, verharrte sie in ihrer Position und wartete ab. Woher sollte sie auch wissen, dass sich in dieser Gegend Wölfe herumtreiben? Hätte sie das vorher gewusst, wäre sie sicher die letzte gewesen, die das Camp freiwillig verlassen hätte.

Lea musste so schnell wie möglich einen Weg finden, um ihn zu beruhigen. Zumindest, wenn sie den Wald in einem Stück verlassen wollte. Doch anstatt über einen Plan nachzudenken, starrte sie ihn wie gebannt an, unfähig sich von seinem Blick zu lösen. Hatte sie jemals so schöne und zugleich gefährliche Augen gesehen? Sie glichen flüssigem Gold und kündeten von tödlicher Intelligenz.

Minuten vergingen und allein die Geräusche des Waldes, das Rauschen der Blätter und das Knacken der Äste war zu hören. Nach einer Weile schien er genug von ihr zu haben. Seine Krallen bohrten sich tief in die Erde, dazu bereit, sie jeden Moment anzugreifen.

Ihr Herz raste wie wild und selbst die kühle Abendluft, die verräterisch mit ihren goldbraunen Locken spielte, konnte sie nicht beruhigen. Innerlich bedauerte Lea, dass sie sich von ihren Freunden hatte überreden lassen, an diesem Campingurlaub teilzunehmen. Eigentlich wäre es ihr viel lieber gewesen, eine Woche nach Mallorca oder Bulgarien zu fliegen, an den Strand, wo sie sich hätte entspannen können.

Eine weit entfernte Stimme durchbrach die Stille und holte sie zurück in die Realität.

"Lea, warum brauchst du solange? Hast du etwa ein Schuhgeschäft gefunden?" Eine kurze Pause folgte.

"Wenn ja, dann sei nicht so egoistisch und lass mir auch noch ein paar über!" Normalerweise mochte sie Maries Humor, doch ihr war gerade alles andere als zum Lachen zumute.

Verdammt, was sollte sie jetzt nur tun? Lea wägte die Möglichkeiten ab, die sie hatte, doch der Wolf war schneller. Nur wiederwillig löste er den Blick von ihr und wandte seinen Kopf in Richtung der Stimme. Der Körperbau des Tieres strahlte reine Stärke, Überlegenheit und Gefahr aus. Er schien nur dafür geschaffen worden zu sein, um seine Beute in tausend Stücke zu zerreißen. Beute, wie Lea es war. Sie schluckte.

Sein Fell war pechschwarz,
getrocknetes Blut klebte an einigen Stellen, genau wie an den messerscharfen Krallen. Wenn es ein Wesen geben würde, das die Gestalt des puren Bösen verkörperte, war sich Lea sicher, wäre genau er es. Ein letztes Mal schaute er in ihre Richtung und ein Schauer lief durch ihren Körper.

Bildete sie sich das nur ein, oder grinste er sie etwa an? Unmöglich. Ihr blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken. Im nächsten Moment setzte er zum Sprung in das Gebüsch hinter ihr an und verschwand fast lautlos im dichten Unterholz.

Sie wusste, dass er Maries Witterung aufgenommen hatte und sie jagte. Nur Gott allein konnte sagen, was er ihr antun würde, sollte er Erfolg haben. Ohne zu zögern nahm Lea die Verfolgung auf. Adrenalin schoss durch ihren Körper und die Angst, ihre beste Freundin verlieren zu können, ließ sie schneller laufen, als jemals zuvor.

Während sie sich einen Weg durch das dichte Gestrüpp bahnte, ignorierte sie die Äste, die erbarmungslos gegen ihr Gesicht peitschten und rote Striemen auf ihrer Haut hinterließen. Ihre Lunge brannte vor Anstrengung, doch sie gönnte sich keine Pause und lief unbeirrt weiter.

Gutes Timing, dachte sie, als sich die Sonne zurückzog und es langsam dunkler wurde. Die letzten Vögel zwitscherten und machten sich auf den Weg zu ihren Nestern, um dort die Nacht zu verbringen. Bald schon hatte Lea keine Ahnung mehr, ob sie in die richtige Richtung lief. Der Wolf war verschwunden und kein einziges Geräusch verriet ihr, wohin er Marie gefolgt war.

Tränen der Frustration stiegen in ihr auf und am liebsten wäre sie auf den Boden gesunken, um ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Aber sie wusste, dass ihr dafür keine Zeit blieb. Also riss sie sich zusammen und setzte ihre Suche fort.

Ein gellender Schrei ganz in der Nähe ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Unvorsichtig stolperte sie in einen Dornenbusch und spürte, wie die spitzen Stacheln durch ihre Haut drangen. Blut quoll aus den kleinen Wunden hervor, sie hatte das Gefühl, aufgespießt zu werden. Lea konnte sich nicht länger auf den Beinen halten und versuchte den unvermeidbaren Sturz mit den Händen abzufangen, doch sie war zu langsam und ihr Kopf schlug hart gegen einen Stein.

Das letzte was Lea wahrnahm, ehe sie in die Dunkelheit glitt und das Bewusstsein verlor, war das angsterfüllte Wimmern ihrer Freundin. Zu spät, dachte sie, sie konnte ihr nicht mehr helfen.

Gefährtin der BestieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt