Schlechte Wahl

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„Willst du mir ein Lied singen, Vögelchen? Dieses Mal ein anderes, keines das aus süßen Schmerzschreien besteht, sondern eines mit Wörtern?", Hackennase saß auf einem Stuhl neben mir und tat so als hätte er nicht gerade meinen Arm abgefackelt.

„Ein Lied? Ich bin nicht gut in singen", meine Kehle war rau vom ganzen schreien und mein rechter Arm fühlte sich tot an. Der Geruch von abgebrannter Haut verätzte meine Lungen und ich war bereit jeden Moment zu kotzen.

„Ach, ich bin mir sicher du kennst ein paar Lieder", in seine Augen tritt wieder dieses bedrohliche Glitzern. Ich begann nervös zu werden, denn ich wollte um jeden Preis noch eine Begegnung mit dem Feuerzeug verhindern.

„ Es tanzt ein Bibabutzemann ... ", meine Stimme hallte zitternd und krächzend von den Wänden wieder und ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten wenn ich gekonnt hätte.

„Von all den Liedern dieser Welt sucht du dir dieses aus?", Marius hob ungläubig eine Augenbraue.

„Ja, hast du ein Problem damit?", trotzig schob ich mein Kinn nach vorn.

„Ob ich ein Problem damit habe? Nein nicht doch. Hast du etwa ein Problem damit wenn ich dich hier berühre?", das verrückte Funkeln trat wieder in seine Augen als er so stark er konnte auf meine verbrannte Haut drückte.

Ich riss vor Schmerz und Überraschung die Augen auf und fing an wie am Spieß zu schreien. Noch endlosen Minuten versagte dann meine Stimme und aus meiner Kehle kam nur noch ein erbärmliches Geräusch.

„Ja! So ist es gut! Jetzt singst du mir dein anderes Lied! Oh wie ich doch dieses Lied liebe! Mehr, mehr, mehr, mehr! Ich will mehr davon, Vögelchen", er sprang euphorisch von seinem Stuhl auf und lachte lauthals los.

Er rannte zu seinem Werkzeug und schnappte sich seinen Hammer. Ich windete mich vor Panik im Stuhl und versuchte zu fliehen, doch es gab keinen Ausweg!

Meine Atmung ging stoßweise und mein Herz schlag wild in meiner Brust.

Marius stand nun auf meiner linken Seite und ließ seinen Hammer mit all seiner Kraft auf meinen linken Unterarm sausen. Mein Arm war dem nicht gewachsen und ein Knacken ertönte das mir durch Mark und Bein ging.

Wenn ich schreien hätte können hätte ich es getan doch stattdessen ertönte nur dieses Gurgeln aus meiner Kehle. Die Tränen begannen nun auch endlich zu rinnen.

„JA! Das ist er! Der Gesichtsausdruck nach dem ich so lang gesucht habe! Ich will mehr davon!", lachend und vor Glück kreischend ließ er den Hammer abermals auf meinen Unterarm krachen.

Immer und immer wieder, bis sich unter meiner Stuhllehne ein See aus Blut gebildet hat und man dieses Körperteil nicht mehr als Unterarm identifizieren konnte.


Schrei für mich, VögelchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt