Seine Hand

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Hellens Miene verriet wie immer nichts von dem was sie dachte. Distanziert und kühl, als würde sie nichts von all dem hier betreffen saß sie auf ihrem Stuhl am Kopfende des Tisches, während der junge Mann mit den vielen Sommersprossen sich ihr langsam näherte.

Gelassen ging er auf sie zu und sagte: ,,Sag mir Hellen. Erinnerst du dich noch an all unseren vorherigen Treffen?", mit einer flinken Bewegung zückte er ein silbernes Messer aus seinem Ärmel.

Bei dem Anblick des funkelnden Gegenstandes blieb mir das Herz stehen und ich verkroch mich langsam wieder zurück in meine Ecke. „Rom, Paris, Deutschland und Russland. Du erinnerst dich doch, nicht wahr?", bei jedem Schritt den er tat schrie er ein weiteres Land und stand plötzlich rechts neben Hellens Stuhl. Langsam hob er das Messer an ihre Wange und streichelte darüber.

Sie schloss kurz die Augen und ein wehmütiger Gesichtsausdruck huschte über ihr Gesicht bevor er wieder durch die undurchdringliche Maske ersetzt wurde und sie die Augen wieder aufschlug. „Natürlich erinnere ich mich. Wie könnte ich denn auch? In jeden dieser Lände warst du haarscharf dran mich zu töte."

„Ich dachte wirklich ich hätte dich in Russland gehabt, doch du bist mir entwischt. Es war so knapp. Doch jetzt bist du hier und dieses Mal werde ich dich nicht entfliehen lassen.", zischte er und riss sein Messer wieder von ihrer Wange, wobei er einen leichten Schnitt hinterließ.

Unberührt tastete Hellen nach der Wunde und wischte sich die Bluttropfen mit ihrem Zeigefinger weg. „Dann beginn endlich, du weißt doch wie sehr mich lange Reden langweilen. Aber vergiss nicht, Marius rächt seine Freunde immer."

Ein kaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen als er hart ihren Kopf packte und nach hinten riss. Langsam beugte er sich ein letztes Mal zu ihrem Ohr hinunter und flüsterte „Das hoff ich doch.", bevor er ihr mit einem sauberen Schnitt die Halsschlagader durchtrennte.

Traurig beobachtete ich wie ihr schöner Blondschopf auf den Tisch knallte und dort regungslos liegen blieb. Während langsam das Blut vom Tisch tropfte wischte sich der Täter langsam das Messer an seinem Mantel ab und wandte sich mir zu. Nachdenklich legte er den Kopf zur Seite und musterte mich von Oben bis Unten als hätte er mich noch nie zuvor gesehen.

„Was soll ich denn jetzt nur mit dir machen Missy?"

Geschockt riss ich die Augen auf und stolperte soweit es nur ging zurück in die Ecke „Du hast gesagt wenn ich dir helfe, lässt du mich am Leben. Also halte dein Wort.", stotterte ich und zeigte anklagend mit meinem Zeigefinger auf ihn.

Er hob überrascht die Augenbraun und legte den Kopf auf die andere Seite „So etwas habe ich nie gesagt Missy. Ich habe dich nur entscheiden lassen ob du Leben oder Sterben willst. Leben um mir zu helfen oder Sterben wegen Verweigerung."

„Dann gib mir wieder Wahl!", schrie ich panisch und wagte es nicht die Augen von dem Messer zu nehmen. Wenn ich schon sterbe, dann will ich das Messer wenigstens kommen sehen.

„Nun gut, dann gebe ich dir hiermit die Wahl. Stirb, weil du zu viel weißt oder Lebe als meine Partnerin in weiteren Morden. Entscheide dich schnell, die Zeit läuft.", langsam ließ er sein Messer hin und her pendeln.

Was sollte ich nur tun? Konnte ich wirklich noch mehr Menschen töten? Oder sollte ich lieber sterben und in die Hölle kommen in die ich gehöre? Nein, ich werde mein Leben nicht aufgeben das habe ich mir geschworen.

Entschlossen blickte ich zu ihm auf und trat aus der Ecke. Mein Kopf war leer und es war keine Reue zu finden also antwortete ich mit klarer Stimme „Ich wähle das Leben."

Das Messer hörte sofort auf zu pendeln und verschwand wieder in seinem Ärmel. Er lächelte verschmitzt und ging aus dem Zimmer. Verwirrt starrte ich ihm nach, unsicher ob ich ihm folgen sollte oder nicht.

„Wo bleibst du denn Missy? Der Ausgang ist dort.", plötzlich stand er wieder neben mir und nahm meine Hand in seine. Mit sicheren Schritten führte er mich aus der Haustür, seine Hand fest um meine geschlossen. Die Art wie er meine Hand hielt ließ mein Herz laut schlagen und gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Sicherheit darüber, dass egal wohin uns der Weg auch führen mag, seine Hand meine immer halten würde.

Schrei für mich, VögelchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt