Ich wusste nicht wie lange ich dastand und die Leiche vor mir anstarrte, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Die Zeit schien still zu stehen und es gab nur noch mich und Simon. Erst als sein Blut meine Schuhe tränkte, fand ich zurück in die Realität. Wie betäubt stolperte ich zurück und krachte gegen die Wand. Das Flaue Gefühl in meinen Magen verwandelte sich in Übelkeit und schon übergab ich mich in Hellens blaue Vase. Um ehrlich zu sein mochte ich die Vase noch nie, doch die Tatsache, dass sie nun mit meinem Mageninhalt befüllt war, machte sie auch nicht schöner. Als ich endlich fertig war die Vase zu füllen richtete ich mich erschöpft mithilfe der Wand auf und wischte mir den Mund ab.
Der eklige Geschmack in meinen Mund blieb jedoch und brachte mich fast noch einmal zum kotzen. Mein Herz hämmerte stark gegen meine Rippen und in meinen Ohren summte es. Was sollte ich nun tun? Hilflos tat ich das erste das mir einfiel und taumelte zurück in den Essensraum.
Alle Augen fielen auf mich als ich schweratmend die Große Tür aufstieß und mich zitternd an der Wand abstützte.
„Was willst du denn noch hier? Ich hatte doch gesagt du sollst dich hinlegen und Simon holen? Wo ist er?", fragte Hellen laut und mit zornigen Blick. Bei Simons Namen drehte es mir den Magen um doch ich zwang mich dazu nicht noch einmal zu kotzen, vor allem nicht vor all den Leuten hier.
„Es gibt ein Problem. Könntest du bitte kurz mit mir mit kommen?", irgendetwas in meiner Stimme vermittelte Hellen den Eindruck, das etwas ernsthaft nicht zu stimmen schien da sie mich nicht noch einmal anschrie.
Sie wandte sich lächelnd an ihre Gäste und sprach ruhig „Wenn Ihr mich kurz entschuldigen würdet? Meiner Magd geht es heute anscheinend wirklich nicht besonders gut. Ich werde dann wohl lieber selbst ins Bett bringen und sicher gehen das es ihr bald wieder besser geht"
Bei den Worten fiel mit ein Stein vom Herzen und ich stieß meinen angehaltenen Atem in einem langen Seufzer aus. Mit eleganten Schritten kam Hellen auf mich zu und sah mir todernst in die Augen. Sofort richtete ich mich auf und wartete geduldig bis Hellen aus dem Raum war, um dann die Tür zu schließen.
„Ich hoffe es gibt einen guten Grund wieso du mich vor meinen Gästen blamierst, Mädchen. Wenn nicht, werde ich dafür sorgen das du deine Lektion in der Putzkammer lernst!", ihre Worte verursachten Gänsehaut und ließen meine Härchen zu Berge stehen.
Entschlossen hob ich den Kopf und blickte ihr ernst in die Augen „Den gibt es, keine Sorge. Folge mir", mit schnellen Schritten eilte ich zu meinem Fundort, blieb jedoch vor der Ecke stehen, sodass ich nicht sah was sich im Gang um der Ecke befand.
„Was tun wir hier? Ich will eine Erklärung!", forderte Hellen mit drohender Stimme.
„Sieh selbst nach", mit zitternder Hand deute ich um die Ecke und beobachtete wie Hellen mit gerunzelter Stirn nachschauen ging was ich meinte. Entschlossen unterdrückte ich jegliches Gefühl in mir als ich beobachtete wie sich Hellens Gesichtsausdruck von Verwirrt zu Geschockt wandelte. Sie fing sich eindeutig schneller als ich, denn nach nicht mal 2 Minuten drehte sie sich mit emotionsloser Mine zu mir.
„So ist das also. Ich will, dass du dieses Missgeschick hier wegräumst und zwar schnell, ich will nicht, dass einer der Gäste etwas hiervon mitbekommt. Hast du verstanden?"
Irritiert nickte ich.
„Wie kannst du denn nur so ruhig bleiben? Simon ist tot! TOT!", ich wusste nicht woher ich den Mut nahm sie anzuschreien, doch ich tat es einfach. All die Wut die sich die Jahre angestaut hatte, kam hoch und war bereit losgelassen zu werden.
Klatsch
Und schon flog mein Gesicht zur Seite und die Wut war weggeblasen. Meine Wange pochte heiß, doch es blieb mir keine Zeit geschockt zu sein denn sofort packte Hellen mein Kinn mit der gleichen Hand, mit der sie mich geschlagen hatte und zwang mich sie anzusehen. Ihre blauen Augen bohrten sich eindringlich in meine und sie biss ärgerlich die Zähne zusammen.
„Hör zu Mädchen, wenn du die Nacht überleben willst tust du besser so als sein nichts gewesen, verstanden? Wenn die Gäste gehen, enden wir wie Simon also reiß dich zusammen!"
Wieder nickte ich wie betäubt und Unsicherheit breitete sich in mir aus. Was wusste Hellen? Als ich nickte, breitete sich ein Lächeln auf Hellens Lippen aus und sie ließ mein Kinn los.
"Gutes Mädchen!", sanft tätschelte sie meine Wange, drehte sich um und ging wieder zurück zu ihren Gästen, doch bevor sie aus meiner Reichweite war, drehte sie sich noch einmal zu mir um und rief mir zu "Ach, und wenn du dich noch einmal in meine Vase übergibst, reiß ich dir eigenhändig den Kopf ab!"
DU LIEST GERADE
Schrei für mich, Vögelchen
HorrorEin Mädchen wird entführt. Sie weiß nicht wer sie ist oder wie sie dort hinkam. Ein Psycho mit Hakennase ist bei ihr. Ihre Körperteile bekommen eine Umgestaltung. Hoffnung scheint nicht zu existieren und doch entflieht sie ihm auf eine etwas andere...