Meine kleine Welt

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„Also Stinker, wie wärs mit einem Bad und ein paar neue Klamotten?", fragte Hellen mich grinsend.

Meine Augen weiteten sich bei dem Wort Bad und ich nickte begeistert meinen Kopf „Ein Bad hört sich spitze an und gegen etwas zum oben drüber ziehen hätte ich auch nichts", ich hatte bis jetzt den Fakt ignoriert das ich weder ein Leibchen noch einen BH an hatte, doch jetzt wo die Frau vor mir es ansprach stieg mir die Röte in die Wangen.

„Gut dann komm mal mit, ich lass dir ein schönes warmes Bad ein und suche dir ein paar Klamotten raus", die Ärztin lächelte über meine Begeisterung und hielt mir die Tür auf.

Zusammen gingen wir den Gang ein paar Meter weiter bis wir auf eine dritte Holztür stießen. Hellen hielt mir grinsend die Tür auf und wartete bis ich mit großen Augen unsicher auf dem kalten weißen Fließen tapste. Das Badezimmer sah aus wie in einer Möbelhaus Werbung. Alles perfekt hergerichtet und strahlend weiß ohne auch nur die Spur von Schmutz.

An der rechen Wand standen große Regale voller bunter Handtücher und Seifen. Links in der Ecke hatte eine große Badewanne ihren Platz und zog mich förmlich an. Hellen musste wohl meinen gierigen Blick bemerkt haben denn sie ging lachend zu der Wanne hinüber und drehte sanft das Wasser auf.

Links neben mir stand ein großer Spiegel und ich drehte mich wiederwillig so, dass ich mich ansehen konnte. Ich zuckte vor meinem Spiegelbild fassungslos zurück. Meine Haare sahen aus wie ein Vogelnest und hingen verfilzt an mir herunter. Mein Gesicht war eingefallen und meine Augen stachen groß und verängstigt hervor. Meine Haut spannte sich über meine Knochen ohne viel Fleisch dazwischen.

Meine Verbände verliehen mir ein geschafftes Aussehen und im Ganzen Erinnerte ich mich an ein überfahrenes Eichhörnchen. Angewidert wandte ich mich von der mir so fremden Person im Spiegel ab und sah hinüber zu Hellen die gerade Seife in das Wasser goss. „So, ich denke das wars. Ich werde jetzt gehen und dir ein paar Kleider holen, genieß dein Bad und ruf nach mir falls du etwas benötigst", sie lächelte mir noch einmal aufmunternd zu und verschwand dann durch die Tür.

Schnell eilte ich zu der warmen Wanne hinüber und zog mir meine Hose aus. Hektisch stieg ich in die Wanne und setzt mich in das warme Wasser, als wäre es das einzige das mich retten könnte. Ich seufzte erleichtert und lehnte mich entspannt zurück. Es fühlte sich an wie im Himmel. Das Glück sprudelte nur so in mir und ich ließ ein fröhliches Lachen los. Wie ein kleines Kind ließ ich meine Zehen mit dem Wasserspielen und tauchte unter.

Ich verschaffte mir meine eigene kleine Welt. Eine Welt in der es keine Rolle spielte, dass ich ganz vergessen hatte die Tür ab zu schließen.

Schrei für mich, VögelchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt