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POV Tim

"Darf ich dich etwas fragen?" Nick sah mich durch seine langen, geschwungenen Wimpern abwartend von unten an. Er hatte, nachdem er ganze vier Brote verdrückt hatte und sogar noch zwei der riesigen und mächtigen Schokoladenkekse, die Finn und Ben wenige Tage vor der Fahrt gebacken hatten und, die ich eigentlich als meinen Privatvorrat von Zuhause mitgebracht hatte, hinterher geschoben, seinen Kopf auf meinen Schoss gelegt und wollte ein wenig das gute und angenehm warme Wetter genießen. Während also die Sonnenstrahlen lange Schatten auf sein Gesicht warfen, beobachtete ich ihn lieber beim vor sich hin Träumen. "Ein Versuch ist es wert." grinste ich, doch wurde sofort wieder ernst, als ich sah, wie Nick leicht die Stirn runzelte. "Was ist denn los, Baby?" fragte ich besorgt und bemerkte mit einem kleinen neckenden Grinsen, wie der Körper neben mir bei dem Spitznamen erschauderte. Doch Nick schüttelte nur den Kopf, und eine leichte Röte stieg in sein Gesicht:"Nein, es ist egal, vergiss es!... Das ist peinlich." Nun war ich an der Reihe meine Stirn kraus zu ziehen und bewegte mich so, dass Nick seinen Kopf von meinen Oberschenkeln heben musste:"Jetzt fang nicht so an. Erzähl einfach, ich lach auch nicht." sagte ich, während ich den Jungen, der nun aufrecht neben mir saß und mit gesenkten Blick an seiner Jeans knibbelte beobachtete. Er zog an einem losen Faden und drehte ihn abwesend in seinen Fingerspitzen. "Versprichst du mir, dass du nicht lachst?" fragte er und wich meinem Blick immer weiter aus. Langsam machte ich mir echt sorgen, was er mir zu sagen hatte. Deshalb nickte ich nur, bevor ich ihn sanft wieder näher an mich zog:"Versprochen." Nick seufzte tief, ehe er fortfuhr:"Also, dir ist sicher klar, dass ich mich mit diesem ganzen Schwulsein nicht so gut auskenne und naja, wo wir gerade von, ähm... Sex..." er verzog leicht sein Gesicht, als wäre es ihm unangenehm das Wort in den Mund zu nehmen und sein Gesicht wurde fast augenblicklich noch ein wenig dunkler:"...sprachen, naja, da kommen für mich halt ein paar, äh, Fragen auf." stotterte er während die Farbe seiner Wangen langsam eine fast schon Besorgnis erregende Stufe erreichte. Nur schwer konnte ich ein Lachen unterdrücken. Nicht wegen der Sache, die er mir gerade gebeichtet hatte, sondern viel mehr wegen der unglaublichen Niedlichkeit, die er mir damit mal wieder zur Schau stellte. Es schien fast so, als ob ich hier eine unerfahrende, schüchternde Jungfrau vor mir hatte und das, obwohl ich von Finns Erzählungen wusste, dass er wohl eher das Gegenteil davon war. Aber zum Glück riss ich mich schnell zusammen und sprach stattdessen ruhig in seinen Nacken, von wo aus sich eine Gänsehaut auf seinen noch immer unbedeckten Oberkörper ausbreitete:"Wie viel weißt du denn so vom Sex unter Männern, Kleiner." Auch wenn ich nicht viel größer als Nick war, hatte sich dieser Spitzname inzwischen bei mir eingenistet. Erneut verzog Nick bei meinen Worten das Gesicht, während sich auf meinem ein selbstsicheres Lächeln ausbreitete. "Lass mich das nicht sagen, das macht es nur noch schlimmer und peinlicher, als die Situation eh schon ist." Frustriert über die Hitze seines Gesichts und den Fakt, dass wir dieses Gespräch wirklich gerade führen musste, schlug er die Hände vor sein Gesicht und atmete laut ein und aus. Ich kicherte bei diesem Anblick. In diesem Moment würde ich ihn als viel zu süß beschreiben, als das ich es noch länger als ein paar Minuten neben ihm aushalten würde, ohne an purer Überdosis an Niedlichkeit zu sterben. Deshalb erlöste ich ihn schnell aus seiner Qual und nahm die Unterhaltung in die eigene Hand. "Okay, dann halt anders... Hör einfach zu." Sofort entspannte sich der Körper, den ich mittlerweile wieder auf meinen Schoss gezogen hatte. "Also wahrscheinlich weißt du, das der eigentliche, ähm... nennen wir es Geschlechtsakt, aus Analverkehr besteht." Ich lachte leicht über die Tatsache, dass ich das hier gerade wirklich zu meinem achtzehnjährigen Freund auf dem ersten Date sagte, aber wofür war man denn der ältere und erfahrenere in einer Beziehung, wenn man das nicht auch zeigen durfte. "Und naja, da müssen wir eigentlich nur klären, wer toppt und wer bottom ist. Ich persönlich finde beides gut. In vorherigen Beziehungen..." Nick rümpfte leicht die Nase bei der Vorstellung:"...hab ich alles schon ausprobiert und ich finde es kommt immer auf die Person an, mit der man es tut. Also bleibt es so ziemlich bei dir, was du willst." Abwartend sah ich in Nicks Gesicht und tatsächlich hob er zum ersten mal, seit wir das Gespräch begonnen hatten sein Blick. Seine Augen funkelten interessiert, obwohl man auch Scham und eindeutige Belustigung in dem hellen Grün erkennen konnte. Die Unsicherheit nahm die Oberhand und er zog seine Augenbrauen besorgt hoch:"Es tut sehr weh, oder?" Ein ehrliches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich drückte ihm einen sanften Kuss in den Nacken. "Beim ersten Mal kann das schon sein, aber ich würde natürlich extra vorsichtig sein." Nick lächelte mich liebevoll an, ehe er sanft eine seiner eher kleinen Hände an meine Wange legte:"Das kann ich mir vorstellen, aber ich würde es trotzdem lieber erstmal selber versuchen." ich nickte und lehnte mich wieder ein Stück vor, um meine Lippen auf seine zu legen. "Okay." flüsterte ich, ehe wir uns in einem innigen, dennoch sanften und liebevollen Kuss trafen. "Erst mal das halbe Programm für meine exhomophobe, schwule Prinzessin." Und mit diesen neckischen und sichtlich die Stimmung auflockernden Worten, erhoben wir uns beide und packten wieder all die Sachen vom Picknick ein, zogen uns an und machten uns auf dem Heimweg, was alles leichter gesagt als getan ist, wenn man nicht die Hände voneinander lassen kann und das Handeln alle zwei Minuten durch eine  mindestens gleich lange und innige Knutscherei unterbrochen wird. Und ja, umso näher wir der Jugendherberge und damit auch unserer geplanten, gemeinsamen Nacht kamen, umso schneller schlug mein Herz.

Because Things changed (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt