POV Tim
"Nick jetzt warte doch endlich mal!", rief ich dem Dunkelhaarigen hinterher, der mit großen Schritten immer weiter über den Sand rannte, meine Rufe vehement ignorierend. Langsam sammelte sich auch in mir die Wut und mit der letzten mir zu Verfügung stehenden Kraft beschleunigte ich nochmal die letzten Meter und warf mich aus vollen Lauf gegen Nick, den ich dabei zu Boden riss. Wer nicht hören will, muss fühlen. Etwas zu brutal fühlen, wie ich feststellte, als Nick, unter meinen Gewicht festgenagelt, all die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde und er direkt danach keuchend versuchte all den Sauerstoff wieder in einer Rekordzeit aufzunehmen. "Sorry." entschuldigte ich mich also kurz, um sofort schnell fortzufahren, bevor Nick das Wort erhob, das sein von Wut geziertes Gesicht schon voraussagte. "Wieso rennst du einfach weg?" Fragte ich den Junge unter mir, der aus welchen Grund auch immer auf dem Rücken gelandet war, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Diese Position kam mir irgendwie schon echt bekannt vor. Allerdings ließ dieser sich davon nicht aus dem Konzept bringen und antwortete mit einer schlagfertigen Gegenfrage:"Wieso folgst du mir?" Ich schnaufte:"Weil ich immer noch die Aufsichtspflicht auf euch alle habe, solange ihr Teil dieser Reise seid." Nicks schweigen deutete ich als den ersten Erfolg. "Also magst du mir jetzt erzählen, weshalb ich im Dunklen einen wie verrückt rennenden, jungen Mann hinterherjagen muss?!" Auffordernd sah ich in Nicks Gesicht, dass einen wie so oft angespannten Ausdruck zierte. "Musst du jetzt ja nicht mehr. Ich komm auch so zurück." Ich schüttelte nur den Kopf:"Eine Antwort!" Als Nick immer noch nichts sagte, verwandelte sich mein strenger Blick sofort in ein schiefes Grinsen:"Oder warst du etwa eifersüchtig?" Eigentlich war das nur eine spontane Vermutung, aber anscheinend schien ich genau ins Schwarze getroffen zu haben. Denn Nicks Gesichtszüge entgleisten fast im gleichen Moment, als ich die Worte ausgesprochen hatte. Ertappt. "I-Ich... Also... Was bildest du dir ein? Wen soll ich denn bitte beneiden. Ich steh nicht auf Kerle und ganz besonders nicht auf solche arroganten Arschlöcher wie du. Du hältst dich für was Besseres, dabei bist du nur eine erbärmliche Schwuchtel." Noch mehr wüste Beleidigungen kamen über die geschwungenen, auf gebissenen Lippen Nicks und verschmutzen die sonst so reine Nachtluft, die uns umgab. Ich wartete nur geduldig auf das Ende seiner sehr ausschweifenden Rede darüber, wie schlimm ich doch war und wie falsch es war, schwul zu sein. Ruhig starrte ich in die grünen Augen unter mir. Ich ließ mich nicht auf diese Art provozieren. Nicht nach dem, was ich beobachtet und Ben mir noch einmal nachgewiesen hatte. Nick war ähnlicher zu dem, was er gerade versuchte abzustreiten, als er wahrscheinlich glaubte und hoffte. "...und auf dich bin ich auch nicht eifersüchtig. Frau Jahnsen ist ja wohl der Inbegriff von einer abturnenden Frau... Außerdem hab ich jetzt wenigstens nicht das ganze Gesicht voller Lipgloss, wie du." Damit schien er endlich fertig und zufrieden mit seiner Rede, da er mich nun herausfordernd anfunkelte. Nur zu gerne nahm ich diese an, im Hinterkopf die Worte, die mir Ben eben mitgegeben hatte, als ich ihm die Zimmerschlüssel überreicht hatte, damit er sich bei meinem Bruder melden konnte: Wenn du was bei dem erreichen willst, dann nutze jede Herausforderung. Ich lachte innerlich noch einmal kurz über diesen verrückten Plan, den ich soeben innerhalb von Sekunden erstellt hatte, bevor ich meine Lippen hart auf Nicks presste, ohne ihn auch nur ansatzweise vorzuwarnen. Ja, ich war ganz eindeutig lebensmüde. Geschockt schnappte der Jüngere nach Luft, was ich sofort als meine Chance sah und meine Zunge durch den geöffneten Spalt in seinen Mund drückte. Fordernd und schnell küsste ich ihn, mit der Hoffnung wenigstens den Ansatz einer Reaktion ab zu bekommen und tatsächlich begann Nick schon nach kurzer Zeit den stürmischen Kuss zu erwidern. Seine Hände fanden sofort ihren Platz in meinen Nacken und ich stützte mich rechts und links von seinem Kopf mit den Ellenbogen ab, um ihn die Sache etwas zu erleichtern. Als die langen Finger des Jungens durch mein Haar strich, fühlte ich sofort das, was ich bei Frau Jahnsen mehr als nur vermisst hatte. Den angenehmen Schauer, der über meinen Oberkörper lief und das unbändige Flattern von Schmetterlingen in meinem Bauch, das ich mit allen Mitteln versuchte zu unterdrücken und zu ignorieren. Das durfte einfach nicht sein.
POV Nick
Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn näher zu mir. Verdammt, ich wollte mehr, viel mehr von ihm. Warte.. ihm? Ich küsste doch tatsächlich grade Tim! Oder küsste er mich? Aber warum zur Hölle fühlte es sich so gut an? Warum weigerte sich mein Körper sich von ihm zu lösen, wollte ihm am liebsten noch näher sein? Ich sollte das wirklich nicht tun! Aber ganz ehrlich? Scheiß drauf. Ich wollte das hier und jetzt und darüber das er es war mit dem ich es wollte sah ich jetzt einfach mal hinweg. Ich ließ von seinen Haaren ab, fuhr stattdessen über seine Schultern, seine Brust und krallte mich letztlich in seinem Rücken fest, drückte meinen Körper gegen seinen, sodass er leise in meinen Mund stöhnte. Auch er schien nun mutiger zu werden, fuhr mit einer Hand unter mein Shirt und verursachte bei mir eine leichte Gänsehaut. Seine raue Hand war ungewohnt auf meiner weichen Haut und ganz anders als die eines Mädchens, fühlte sich jedoch nicht schlecht an. Aber das sollte es. Das hier sollte sich nicht gut anfühlen. Ich sollte das nicht genießen. Schwul sein war eklig. Verabscheuenswert. Nicht ich. Und doch war ich grade derjenige der einen Jungen küsste und es auch noch genoss, es wollte. Fuck.
Ich löste mich von Tim, auch wenn mein Körper danach schrie unsere Lippen wieder miteinander zu verbinden, weiter zu gehen, ihn voll und ganz zu spüren, doch mein Versand sagte mir genau das Gegenteil.
In der Zeit in der ich mit mir selbst kämpfte legte Tim seine Lippen an meinen Hals, verteilte sanfte Küsse auf meiner Haut und knabberte hier und da, entlockte mir ein leises keuchen. "Tim.." Er brummte gegen meine Haut, strich mit warmen Fingern über meine Seite und ließ mich seufzen. "hör auf.. bitte.", meine Stimme war schwach, mein Körper nicht in der Lage sich zu wehren und ein Teil von mir wollte das auch gar nicht, doch irgendwas sagte mir durch den Nebel in meinem Hirn das ich das im Nachhinein bereuen würde. Tim löste seine Lippen von meinem Hals und sah mich an. Das blau seiner Augen hielt mich für einen Augenblick gefangen und noch einmal senkte er seine Lippen auf meine für einen süßen Kuss, ehe er sich mit funkelnden Augen wieder über mir abstützte. "Tja, jetzt hast du doch überall Lipgloss.", kicherte er und meine Augen weiteten sich. Wollte er mich grade verarschen? Das war nicht witzig, das war widerlich. "Du Arschloch.", fauchte ich ihn an und schubste ihn von mir runter, so das er neben mir im Sand landete. Sobald er nicht mehr auf mir lag rappelte ich mich auf und fuhr mir mit dem Saum meines Hemdes über den Mund. Zum einen um den Lipgloss los zu werden und zum anderen in der Hoffnung seinen Geschmack von meinen Lippen zu bekommen. Erst küsste er mich gegen meinen Willen und dann machte er sich auch noch lustig über mich. Ich war verdammt enttäuscht. Nicht von ihm, sondern von mir. Wie konnte ich mich auf so was einlassen? Mich selbst so verraten? Ich hatte genau das getan was ich verabscheute und dafür hasste ich mich selbst. Dafür das es mir gefallen hatte. "Nick..." Eine leichte Berührung an meinem Arm ließ mich zurückschrecken. "F-fass mich nicht an. Halt dich von mir fern. D-das ist alles d-deine Schuld." Meine Stimme war gebrochen, ebenso wie ich. Sehnsüchtig blickte ich zum Meer. Vielleicht sollte ich doch versuchen mich zu ertränken? Dann mussten mich die anderen nicht mehr ertragen. Dann müsste ICH mich nicht mehr ertragen. Ich sah wie Tim den Kopf hängen ließ und sich entfernte, seine Schultern gesenkt und jetzt machten sich neben Verwirrung, Selbsthass und einem viel zu schnellem Herzschlag auch noch Schuldgefühle in mir breit. Ich machte alles falsch. Immer. Wieso war ich eigentlich immer noch hier?
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Because Things changed (boyxboy)
General FictionSeit sein damaliger bester Freund sich gegen ihre Freundschaft und für seine neue Beziehung mit einen Jungen entschieden hat, bricht Nicks vorher so unbeschwertes Leben nach und nach immer mehr ein. Während sich all seine Klassenkameraden gegen ihn...