~13~

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POV Tim

Ich wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner linken Schulter aus dem zugegebenermaßen, erstaunlich tiefen und ruhigen Schlaf gerissen. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich die tiefe, flüsternde Stimme, die zu mir durchdrang als Nicks identifizieren konnte und auch was er sagte, konnte ich durch meine Schlaftrunkenheit nur schwer verstehen. "Nick, bitte. Nochmal und langsamer, lauter." grummelte ich, während ich mich leicht aufrichtete und meinen Blick durch den dunklen Raum gleiten ließ. Nick hockte zusammengekauert neben meinem Bett und sah aus großen, müden Augen zu mir hoch. "I-ich wollte... Also ähm... D-die anderen haben Juckpulver in mein Bett geschüttet und ähm..." Genervt stöhnte ich auf. Das war doch nicht deren ernst. Wie alt waren sie denn bitte? Ich dachte, ich hätte es hier mit Erwachsenen und nicht mit Kleinkindern zu tun. "Ja und jetzt wollte ich fragen, ob ich bei dir im Bett schlafen kann, w-weil der Stuhl nun mal nicht sehr gemütlich ist." redete Nick betont gleichgültig und schnell weiter, doch er konnte das unsichere Stottern in der Mitte des Satzes nicht verstecken. Zudem war seine Stimme eindeutig einige Klänge höher als gewohnt und ich war mir sicher, dass ich, wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, die Röte sehen könnte, die sich bestimmt auf seinem hübschen Gesicht ausbreitete. Ich grinste leicht. "Leg dich hin." nickte ich, als ich bemerkte, wie Nick unruhig die Hände aneinander rieb, als er nicht direkt eine Antwort von mir bekam. "D-danke." flüsterte er und erhob sich ächzend und mit knackenden Gelenken neben meinem Bett. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich ihm mit meinem Blick folgte, als er mit gesenkten Kopf um mein Bett herum ging. Er schien schon eine ganze Zeit dort gesessen zu haben. Vielleicht hatte er sich einfach nicht getraut mich zu wecken, doch ein Teil in schrie praktisch danach, dass er mir beim Schlaf zugesehen hatte, wie man es aus schnulzigen Filmen konnte. Nein, ich konnte ganz eindeutig nicht mehr verneinen, dass ich diesem frechen, homophoben, aber zugegebenermaßen ziemlich heißen Arschloch verfallen war. Und tief in mir drin spürte ich, dass er diese Begriffe nur zu seinem eigenen Schutz aufgebaut hatte. Okay, heiß war er natürlich trotzdem, aber ich hatte genauso den verletzten, traurigen Nick gesehen, der viel zu viele Fehler gemacht hatte, aber diesen auch mit der Zeit einsehen würde. Ich spürte, wie mein Herz anfing schneller zu schlagen, als sich eben dieser Junge neben mir in dem -leider ziemlich breiten- Bett niederließ. Ich drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte und er tat das gleiche. Stumm lagen wir beide dort, gut einen Meter von einander getrennt und sich gegenseitig betrachtend. Er sah müde aus und seine Haare lagen kreuz und quer in seiner Stirn, als wäre er gerade erst aufgewacht. Ein Anblick, den ich eindeutig öfter sehen wollte.
Er hatte die Decke hoch bis zu seinem Kinn gezogen und drückte nun seine mit Sommersprossen bedeckte Nase in den weißen Stoff des Bettbezuges. "Ist dir kalt?" fragte ich sanft und wie von alleine hob ich ohne zu überlegen meine Hand zu seinem Arm und strich vorsichtig über seine Seite. Seine Haut war eiskalt und auf die Stelle, an der ich mit meinem Fingerspitzen entlang strich bildete sich automatisch eine Gänsehaut. Mit einem Lächeln nahm ich dieses positive Zeichen zur Kenntnis und stellte rasch eine nächste Frage, da ich merkte, wie unangenehm ihm diese Reaktion seines Körpers war, da er leicht hin und her rutschte und seinen Blick von meinen Augen löste. "Hast du so lange da gesessen, das du so durchfroren bist?" Nick nickte langsam:"Ich wusste gar nicht, dass du mit offenem Fenster schläfst. Das ist ja die Hölle, aber ich bin zu doof um die Schrägfenster zuzumachen." er merkte erst, wie komisch das alles klang, als es schon zu spät war und sein Blick wich sofort wieder meinem, belustigt-liebevollen, unsicher aus. Ich lachte leicht über dieses niedliche Geständnis und rutschte endlich etwas näher zu ihm. Woher der Mut zu der nächsten Aktion kam, wusste ich auch nicht, aber es fühlte sich einfach richtig an und ich war im Nachhinein unglaublich froh es getan zu haben. "Ist das okay?" hauchte ich sanft, während ich langsam meine Arme um ihn legte, um ihm Zeit zu geben zurückzuweichen. Doch Nick flüsterte nur ein schnelles, energisches "Bild' dir bloß nichts drauf ein... Das ist nur, weil mir kalt ist." und drückte sich nach dieser - hoffentlich nicht ernst zu nehmenden - Warnung gegen meine Brust. Erst als ich seine entblößte Haut an meiner spürte, wurde ich mir meiner Situation erst klar. Ich lag hier halbnackt, kuschelnd mit dem Jungen, den ich vor einigen Stunden noch am liebsten mitsamt seinen dummen Sprüchen und falschen Spielchen in der eiskalten Nordsee ertränkt hatte. Und nein, es machte mir gar nichts aus. Ganz im Gegenteil.
Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen nicht breit wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen und mich zusammen mit meinem fast schon ungesund schnellen Herzschlag komplett zu blamieren. Dennoch konnte ich ein verliebtes Lächeln nicht unterdrücken, als Nick noch einmal durch lange dunkle Wimpern zu mir hoch sah, sich dabei fast den Hals verrenkte und mir mit einem kleinen, ungläubigen Lachen, über unsere gewiss ungewöhnliche Nähe, ein 'Gute Nacht, Tim' wünschte und es sich danach halb auf meinem Oberkörper gemütlich machte, die Decke fest um unsere verschlungenen Körper gewickelt.

Because Things changed (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt