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POV Tim

Ich seufzte und zog Nick näher an mich. Mit meiner Hand strich ich seine Hüfte auf und ab, während ich mit meinem kleinen Finger unter den Saum seines Pullis fuhr und kleine Kreise auf seine weiche Haut zeichnete. Ich merkte klar, wie angespannt und enttäuscht war und ich wollte ihm etwas von diesem niederschlagenden Gefühl nehmen. "Nick, hör mir zu. Ich kenn Finn gut, fast schon wie ein Bruder-" ich lachte leicht über meinen eigenen, wirklich miserablen Witz und bemerkte mit Genugtun, wie sich auch auf dem Gesicht meines Freundes ein kleines Lächeln ausbreitet. Auch wenn ich nicht genau wusste, ob er es nur mir zu liebe aufsetzte, war es schon mal ein Anfang und ich blieb dabei ihm sanft zuzureden.

"Okay, der war schlecht, aber was ich sagen will ist, dass er nur seine Zeit braucht. Natürlich traut er dir nicht. Es wird auch noch dauern, bis er wirklich ein Fan von dir sein wird, wenn das überhaupt mal passieren wird. Natürlich fänden sowohl Ben, als auch ich es schön, wenn ihr euch gut verstehen würdet, aber wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Hauptsache ihr könnt es wenigstens nebeneinander aushalten, ohne, dass ihr euch gegenseitig den Kopf abreißt. Bei Finni mach ich mir da keine Sorgen, er ist eher dieser friedliche 'Angst-Typ', also liegt das ganz bei dir und da ich dir vertraue, dass du ihm nichts antun würdest, wird das schon gut gehen. Außerdem wird Ben das schon schaffen. Ben-", "-schafft alles, ich weiß." unterbrach mich Nick mit einem immer noch etwas niedergeschlagenen Grinsen auf den Lippen. Ich nickte nur, ebenfalls lächelnd.

Noch gute zehn Minuten saß ich mit Nick, der mit der Zeit auf meinen Schoss gewechselt war, wo er, immer noch etwas müde, seine Stirn gegen meine Brust lehnte und sich meine Erzählungen über meinen Bruder anhörte. Ich wusste, dass er sich wahrscheinlich Besseres vorstellen konnte, als noch mehr über eine Person zu erfahren, die ihn eigentlich nicht interessierte. Doch ich fand es wichtig, dass er über einige Dinge bescheid wusste, ehe er noch in Finns Gegenwart Sachen fallen ließ, die ihn verletzten würden, denn ich wusste nur zu gut, wie schnell die Dinge auf diese Weise den Bach herunter gehen konnten. Nick schien nur meine Stimme und die sanften Streicheleinheiten zu genießen, während er alle Informationen über sich ergehen ließ.

"Tim? Finn möchte dich sprechen." meldete sich mit einem Mal Bens Stimme leise hinter mir. Ich sah zu ihm auf und sah geradewegs in besorgte blaue Augen. Er hielt mir mein Handy entgegen und ich nahm es, bevor ich den Hörer mit der Hand zu hielt und fragend murmelte:"Zwischen euch ist noch alles in Ordnung, oder?" Bens Augen wurden für eine kurzen Moment groß, als hätte er gar nicht bedacht, dass Finn auch auf ihn nicht allzu gut eingestellt hätte sein können, doch dann nickte er schnell. "Alles okay. Er ist nur ein wenig durch den Wind, aber das wird schon wieder." sprach er schnell und sah erst mich, dann Nick beruhigend an, der schon wieder ein unglaublich schuldbewusstes Gesicht aufgesetzt hatte und bedrückt auf seiner Unterlippe kaute, nachdem er sich von meinen Beinen erhoben hatte. Ich warf Ben noch einem Blick zu, der so viel hieß wie, dass er sich um ihn kümmern sollte, ehe ich mich aufrichtete und mit langen Schritten den Essenssaal verließ, während ich schon das Handy an meine Wange presste.

"Finni? Alles in Ordnung?" fragte ich besorgt, als ich die Stille am anderen Ende der Leitung bemerkte. Als Antwort schnaufte mein Bruder nur einmal verbittert, was mich dazu brachte meine Stirn kraus zu ziehen. "Finn, ich glaube, du musst mir schon erzählen, was dein genaues Problem ist. Ich verstehe ja, dass das schwer für dich zu begreifen ist, aber Nick ist echt nicht der, für den du ihn hältst. Er-" doch bevor ich meinen Satz zu ende bringen konnte, wurde ich schon von den ungehalten Worten Finns unterbrochen, die in einer solchen überraschenden Lautstärke durch das Telefon hallten, dass ich den Hörer instinktiv vom Ohr riss. "Nicht der, für den ich ihn halte?! Ist das dein scheiß Ernst? Ich muss diesen Typen schon seit Jahren aushalten. Seit ich ihn kenne, hat er kein einziges Mal aufgehört mich runter zu machen, sich über mich lustig zu machen und mich blöd dastehen zu lassen. Du kennst Nick gerade mal seit einer Woche und willst mir jetzt sagen, dass du weißt, wie er drauf ist? Nur weil er sich dir gegenüber nicht so benimmt, wie er es bei Schwächeren, wie bei mir, tut, hab ich das nicht vergessen, was er alles getan hat und du solltest das auch nicht so einfach."kreischte er schon beinahe in den Hörer und ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, der sich dort gebildet hatte, als ich vernahm, wie Finns Geschrei mit einem Mal in Schluchzen Übergang. "Finni." fing ich an. Meiner Stimme konnte man klar das Mitleid und die Sorge entnehmen. Denn ja, ich verstand seine Reaktion mehr als gut. Sein Bild, was er von Nick kannte, entsprach dem, was ich in den letzten Tagen kennen lernen durfte, in keinster Weise und natürlich konnte er nicht verstehen und nachvollziehen, wie schnell sich eine Person ändern konnte, wenn die Finger der Liebe im Spiel waren, oder doch... war es bei Ben und ihm nicht ähnlich gewesen? "Kleiner, bitte beruhig dich, lehn dich zurück und höre einfach zu, okay, Baby?" fragte ich sanft und ich wusste sofort, als Finn mich kalt aufforderte anzufangen und sein Schluchzen mit einem mal nur noch gedämpft und vereinzelnd aus dem Hörer klang, dass dies wohl meine einzige Chance war, die ich einfach ergreifen musste, wenn ich wollte, dass alles glatt laufen würde.

"Erinnerst du dich noch, was du ganz am Anfang erzählt hast? Über dich und Ben. Bevor ihr zusammengekommen seid, meine ich... Du hast mir jeden Abend erzählt, wie schwer es wäre, dass der Junge, auf den du stehst, sich immer über dich lustig macht. Natürlich war auch Nick immer ein Großteil davon, aber auch Ben war nicht unschuldig, hab ich recht?!" ich wartete kurz und als Finn nichts erwiderte, fuhr ich fort:"Und jetzt ist Ben wahrscheinlich die Person, der du am meisten vertraust und die du über alles liebt. Das geht nicht nur dir so, sondern auch ihm. Hättest du damals gedacht, dass er jetzt so für dich da sein wird, wie er es jetzt tut? Dass er dich so lieben kann, dass er überhaupt jemanden lieben kann? Hättest du damit gerechnet, dass er sich so um dich sorgen wird und dich um alles in der Welt schützen würde? -Wahrscheinlich nicht. Aber wie lange hat es gedauert? Zwei Wochen? Drei? Es kann so schnell gehen, wenn es sich um die richtige Person handelt. Verstehst du?" Wieder legte ich eine Pause ein, doch dieses mal bekam ich ein Schniefen mit einem kleinen "ich weiß." als Antwort. "Und bei mir und Nick ist das nicht anders. Ich hab ihn kennengelernt, dass er der kleine Pisser, entschuldige den Ausdruck,-" Finn lachte leicht und immer noch unter leise Tränen, als ich mich dafür entschuldigte meinen eigenen Freund zu beleidigen. "-ist, der meinen Bruder nicht nur beleidigt, sondern auch geschlagen hat und versucht hat ihm seine frische Beziehung zu zerstören, die ihn so viel Freude gegeben hat. Glaub mir, ich war auch so gar nicht gut auf ihn zu sprechen, aber er hat mir bewiesen, dass er gar nicht so schlimm ist. Im Gegenteil sogar; er ist wunderbar und man braucht einfach das Durchhaltevermögen und den Wille es zu sehen." Finn schwieg am anderen Ende der Leitung, was ein besseres Zeichen war, als die zuvor vergossenen Tränen oder Bestreitungen.

"Versprichst du mir eins, Finn?"

"Kommt drauf an, was..."

"Gibst du ihm noch eine Chance? ...für mich?"

Because Things changed (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt