2.Kapitel

1.1K 72 1
                                    

"Was war denn passiert?" Wollte Charlotte wissen, die unglaublich müde aussah. Wahrscheinlich hatte sie in der letzten Nacht nur sehr schlecht geschlafen.

"An einem Frühlingstag fuhr ich gemeinsam mit George und seinem Vater nach Highclere, um zu überprüfen ob das Schloss nach dem leer stand noch Bezugs bereit war.

Wir waren zeitig aufgebrochen. Denn wir wollten noch am gleichen Abend zurück fahren...

Als wir durch den Park fuhren, bekamen wir den ersten Schock dieses Tages. Es war kein Park mehr, sondern wirkte eher wie ein verwilderter Wald. Die Bäume und Hecken müssten unbedingt geschnitten werden, der sonst so gepflegte Rasen wuchs wie auf einem wilden Feld und die Rosenbeete waren nicht mehr als solche zu erkennen.

"Oh mein Gott" flüsterte Robert bestürzt, als wir vor dem Haus standen. Auch George schien sehr betroffen zu sein. Er zog mich näher an sich und hielt meine Hand ganz fest, als hätte er Angst davor, was ihn im Inneren erwarten würde.

Einige der Scheiben waren zersprungen und die Stürme hatten einen kleinen Teil des Daches abgedeckt. Das Haus sah so verlassen und trostlos aus, dass es auch mich unglücklich stimmte. Denn Highclere Castle war Georges Zuhause und damit war es auch mein Zuhause.

Im Inneren sah es nicht besser aus, als von außen anzunehmen war. Durch die Löcher im Dach war in einige Räume Wasser eingedrungen. Die Wände waren feucht und die edlen Parkettböden waren aufgequollen. Robert setzte eine Miene auf, als wäre jemand gestorben. Mit Tränen in den Augen ging er bedächtig von Raum zu Raum.

Kopfschüttelnd verließ er nach über drei Stunden sein Haus. "Wir hätten niemals weg gehen dürfen" murmelte Robert und bedachte mich mit einem zornigen Blick.

"Aber es sind doch keine Schäden entstanden, die mit ein wenig Geld nicht zu reparieren wären" versuchte ich mich zu verteidigen. Und George stimmte mit einem Kopfnicken zu.

"Um ehrlich zu sein, habe ich gar nicht erwartet, dass wir gleich wieder einziehen könnten" gab Robert zu, als wir uns auf den Heimweg machten. "Ich werde mich sofort wenn wir in London sind darum kümmern eine geeignete Baufirma zu finden..."

"Würden ein paar Handwerker aus dem Dorf nicht ausreichen?" Wollte George wissen und lehnte sich in seinem Zugsitz zurück.

Robert antwortete: "meinst du nicht, dass ein paar Spezialisten aus London mehr Erfahrung bei solchen Dingen haben?"

George senkte den Blick und sagte: "da hast du allerdings recht. Schließlich haben die bisher nur Dächer von kleinen Häuschen gedeckt und nicht von einem Schloss..."
"Besonders die Fenster breiten mir Sorgen... Denn es wird schwierig sein jemanden zu finden, der noch diese Bleiglas Fenster herstellt..."

Während Robert und George sich unterhielten, sank ich immer weiter in mich zusammen. Denn ich gab mir die Schuld daran..."

"Aber du warst doch gar nicht Schuld" versuchte Charlotte mich zu trösten. Ich nickte, obwohl ich gestehen muss dass ich mich einige Jahrzehnte später immer noch unwohl bei dem Gedanken daran fühlte.

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt