25.Kapitel

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"Wie verlief denn euer Urlaub? Ich bin mir sicher, dass es ziemlich entspannend war..."

"Da hast du recht" schmunzelte ich, "es war besonders entspannend, da wir endlich einmal den strengen Regeln von Highclere entfliehen konnten. Wir waren das erste Mal in unserem Leben wirklich allein, ohne dass wir jede Sekunde befürchten mussten, dass jemand uns entdecken würde...

Unsere Tage verliefen eigentlich immer gleich.

Wir schliefen lange in unserem kuschelig weichen Hotelbett. Nachdem Evelyn und Jonathan uns beim Ankleiden geholfen hatten gingen wir zu einem ausgedehnten Frühstück nach unten in den kleinen Speiseraum des Hotels, wo uns ein üppiges Frühstück erwartete.

Nach dem Frühstück gingen wir meist in die Stadt. Wir spazierten über all die berühmten Plätze und besichtigten alle Sehenswürdigkeiten. Den Peters Dom, das Kolluseum und noch vieles mehr.

Der Petersdom war unglaublich beeindruckend für mich. Bei all der Pracht wusste ich nicht, wohin ich meinen Blick richten sollte. Die gewölbte Decke war sehr hoch und wurde von mächtigen Säulen getragen.

Von überall her glitzerte und funkelte uns das Gold entgegen und die Sonne warf durch die Fenster in der Kuppel ein magisches Licht auf diesen heiligen Ort.

George war ebenso ergriffen von dem Ort, wie ich es war. Vorsichtig griff er nach meiner Hand.

Gemeinsam schlenderten wir bis zum Altar.

"Fühlst du dich gerade auch so winzig klein" fragte George mich und musterte mich von der Seite.
"Ja" flüsterte ich und klammerte mich fester an George.

"Zum Glück ist unsere Kirche in Highclere nicht so groß" flüsterte ich nach einer Weile, "denn sonst wäre ich auf dem Weg zum Altar vor Aufregung beinahe gestorben."

George schnaubte, "und ich hätte die ganze Zeit Angst gehabt, dass du es dir auf dem langen Weg doch noch anders überlegen würdest."

Ich blieb abrupt stehen und sah George direkt in die Augen. Wir standen direkt unter der Kuppel. Georges Haare glänzten im Sonnenlicht und seine Augen funkelten grün und ich konnte die kleinen braunen Sprengsel darin erkennen.

"Auch wenn ich von England bis hier her hätte laufen müssen, um dich zu heiraten, dann wäre ich diese Strecke mit dem größten vergnügen gelaufen" flüsterte ich.
In Georges Augen glänzten Tränen, als er sich herabbeugte um mich zu küssen....

***

"Ihr wart sooo romantisch" seufzte Charlotte und blickte gedankenverloren aus dem Wintergarten.

Bescheiden zuckte ich mit den Fingern, obwohl ich mich innerlich freute wie ein junges Mädchen. Denn egal wie alt George und ich geworden waren. Und egal, durch welche Höhen und Tiefen wir gegangen waren. Wir haben uns immer geliebt wie ein paar frisch verliebte Teenager. Oder zumindest haben wir immer wieder dazu zurück gefunden.

"Was ist eigentlich aus dem jungen Mann geworden, der dich immer so angehimmelt hat?"

Charlotte warf mir einen kurzen Blick zu. In ihren beeindruckenden Augen glänzten Tränen und sie schniefte.

Ich reichte ihr ein Taschentuch. Doch ich wagte mich nicht noch einmal zu fragen...

Bis Charlotte sich ein wenig beruhigt hatte, starrte ich in die grauen Regenschauer, die auf den Rosengarten prasselten. Die Tropfen waren so dick, dass sie die Blätter zerfetzten und durch die Luft fliegen ließen.

"Er hat sich seit Tagen nicht mehr bei mir gemeldet und gesehen habe ich ihn auch nicht" flüsterte sie.

"Oh Charlotte, Liebes. Das hat doch nichts zu bedeuten..." versuchte ich sie zu beruhigen, "vielleicht hat er einfach nur viel um die Ohren? Wie wäre es wenn du dich einmal melden würdest?"

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt