12.Kapitel

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"Die Ankunft meiner Eltern löste eine kleine Welle der Erregung im Haus aus. Die Dienerschaft war aufgeregter denn je und tuschelte bei jeder Gelegenheit über meine Herkunft. Und auch der Lord wirkte ein wenig nervös und unzufrieden. Obwohl er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Am Morgen des Ankunftstages stand ich bereits sehr früh auf. Denn an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich zog mich an, ohne nach Evelyn zu klingeln und starrte bis zum Frühstück versonnen aus dem Fenster.

Während des Frühstücks sprach niemand ein Wort und ich glaubte, dass sich jeder auf den bevorstehenden Tag vorbereitete... Diese ungewohnte Stille steigerte meine Nervosität nur noch um ein vielfaches.

"Hatten Catherine und Robert deine Eltern schon einmal kennen gelernt?"
"Nein, haben sie nicht..." flüsterte ich, "und dieser Umstand machte mich nur noch aufgeregter. Denn ich wusste nicht, wie sie auf meine Familie reagieren würden..."

"Gegen achtzehn Uhr war es endlich so weit. Die Familie sowie die Dienstboten nahmen vor dem Haus Aufstellung, um meine Familie Willkommen zu heißen. Sie reisten mit dem Zug an und Robert hatte extra seinen Wagen zum Bahnhof geschickt, um sie in Empfang zu nehmen...

Je länger wir vor dem Haus warteten, umso unruhiger wurde ich. Als der große schwarze Wagen unter den Bäumen auftauchte, wurde ich sogar noch nervöser.
George griff mitfühlend nach meiner Hand und drückte sie sanft, doch er konnte mich nicht wirklich beruhigen. Der Lord warf mir einen kurzen aufmunternden Blick zu, straffte die Schultern und setzte sein freundlichstes Lächeln auf. Und auch Lady Catherine versuchte glücklich auszusehen. Nur Miss Sophie warf einen spöttischen Blick auf die Menschen im Wagen und hätte sich wohl zum gehen gewandt, wenn ihr Vater sie nicht mit einem strengen Blick zurück gehalten hätte.

Mit knirschenden Rädern hielt der Wagen in der Einfahrt. Und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Mutter erkannte ich auf den ersten Blick. Sie trug ihr bestes Kleid, das im Vergleich zu unseren Kleidern aussah wie ein Kartoffelsack. Mein Vater und mein Bruder trugen ebenfalls ihre besten Anzüge, doch selbst unser Personal hatte bessere Kleidung.

"Wir werden ihnen wohl oder übel noch ein wenig Geld für die Ausstattung zukommen lassen" flüsterte Robert seiner Frau zu und Schritt auf meine Eltern zu, um sie freundlich zu begrüßen.

Robert und Catherine gaben sich viel mühe nett zu meiner Familie zu sein. Violette, blieb ein wenig schweigsam, so wie immer in der letzten Zeit und Sahra wirkte ein wenig verunsichert. Doch am meisten beunruhigte mich Sophies Reaktion, denn sie betrachtete meine Eltern kühl und meine Geschwister herablassend.

Und auch in den Gesichtern des Personals konnte ich Bestürzung und Hohn erkennen. Und ich hoffte, dass es deswegen keinen Ärger geben würde...

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt