20.Kapitel

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"Am Bahnhof stiegen wir in ein Luxuriöses Abteil. Doch von der Fahrt bekam ich nicht besonders viel mit, denn sobald George mich in seine Arme genommen hatte, war ich eingeschlafen...

Gegen Abend weckte George mich, indem er mich sanft auf die Stirn küsste. "Wir sind beinahe in London" flüsterte er und packte sein Buch zurück in seine Reisetasche.

Verwirrt richtete ich mich auf und spähte mit müden Augen aus dem Fenster. Es war bereits dunkel geworden, sodass die Häuser nur Schemenhaft zu erkennen waren. Denn die Straßenlaternen waren noch nicht entzündet worden.

"Wie spät ist es" wollte ich wissen und streckte mich. George warf einen Blick auf seine Uhr und sagte: "ungefähr halb elf... Am besten wir suchen uns dann ein Hotel."
"Warum schlafen wir nicht im Haus deiner Eltern?"

"Ich möchte heute mit dir alleine sein" flüsterte George, "außerdem bezweifle ich, dass heute noch jemand wach ist."

***

George und ich führen vom Bahnhof mit einem Taxi ins Hotel Ritz. Wir mieteten die teuerste Suite und ich war glücklich, als ich mich im heißen Wasser der freistehenden Badewanne ausstrecken konnte.

Und sobald ich mich in die weichen Kissen unseres Himmelbettes gekuschelt hatte, war ich auch schon eingeschlafen...

Am nächsten Morgen weckte mich der Lärm der Stadt. Das Dröhnen von Motoren der vorbeifahrenden Automobile. Die Geräusche von Hunderten Fußgängern, die mit müden Füßen an ihrem Hotel vorbei schlurften, auf dem weg zur Arbeit. Und das gezwitscher der Vögel, die im naheliegenden Park ihre Lieder sangen.

"Kannst du auch nicht schlafen" fragte George, der an diesem Morgen besonders müde aussah. Sein braunes Haar stand wild in alle Richtungen ab und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten.
Ich nickte und beobachtete, wie George sich aus dem Sessel erhob und ans Fenster trat. In diesem Moment fiel ein Sonnenstrahl auf sein wunderschönes Gesicht. Und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich mehr Glück im Leben hatte, als eigentlich für mich vorgesehen war.

Charlotte warf mir einen fragenden Blick zu und rutschte unruhig in ihrem Sessel hin und her.

Ich warf einen Blick aus dem Fenster auf den wunderschönen Rosengarten, der sich am Wintergarten entlang zog. Durch die Fenster fiel das helle Licht der Sonne herein.

"Damals war es nicht üblich, dass ein Mädchen aus der unteren Gesellschaftsschicht sich ihren Ehemann aussuchen konnte. Meistens entschieden die Eltern für ihre Töchter...

Und ich hatte das Glück, dass ich selbst für meine Zukunft entscheiden durfte. Ich hatte nicht nur einen Mann gefunden, den ich liebte, sondern der mich ebenso liebte. Wir passten perfekt zusammen, er hatte einen guten Charakter, er war wunderschön und vermögend. Und er behandelte mich wie eine Prinzessin..."

"Ist es nicht so, dass viele Männer die ihre Frauen lieben sie wie eine Prinzessin behandeln?"

"Nicht unbedingt" flüsterte ich, "denn es war damals nicht immer so, dass ein Mann seine Frau liebte. Und auch falls sie ihre Frauen liebten, behandelten die Männer sie nicht immer so..."

***

Mit einem weniger luxuriösen Zug fuhren wir bis nach Dover. Ich hatte das Gefühl, dass durch jede Ritze der kalte Fahrtwind herein wehte. Die Sitze waren fürchterlich hart und unbequem und die Bedienung war mehr als nur unhöflich...
Doch George und ich ließen uns nicht aus der Ruhe bringen, denn wir genossen es endlich einmal alleine sein zu dürfen. Denn Georges Eltern hatten uns während wir verlobt waren kaum aus den Augen gelassen. Und das Personal hatte seine Augen sowieso immer und überall...

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt