Kapitel . XIV .

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Ich weiß nicht, wie lange wir hier jetzt schon sitzen. Mein Rücken schmerzt bereits durch das lange Verharren in ein und der selben Position. Meine Beine sind eingeschlafen, aus meinem Hintern ist jegliches Gefühl gewichen und meine Augen brennen von den ganzen Tränen. Obwohl wir nicht den geringsten Mucks von uns geben, verzieht sich die Beißerschar, die sich mittlerweile auf und um dem Podest versammelt hat, nicht mal ansatzweise. Ich spüre die angespannten Muskeln von Daryl in meinem Rücken und seinen Atem an meinem Hals. Die ganze Zeit über, hat er seinen Arm immer noch um meine Taille gelegt und hält mich fest. Für einen kurzen Moment, kommt mir der Gedanke, mir aus meiner Arzttasche etwas Beruhigungsmittel zu nehmen und es mir zu spritzen. Ich schiele zu der Tasche rüber, die neben Daryl steht. Doch als könnte er meine Gedanken lesen, knurrt er mir ein: „Denk nicht mal dran." ins Ohr.

Verzweifelt und frustriert atme ich aus. Langsam wird es richtig warm hier drin. Der faulige Gestank dieser Viecher hat sich schon förmlich ins Holz gefressen und wird von der stickigen Luft noch intensiviert. Ich merke, wie Daryl hinter sich die Hauswand abtastet. Plötzlich hält er inne und ein Ruck geht durch seinen Körper. Er schiebt mich ein Stück nach vorne und ich stöhne leise auf vor Schmerz. Er dreht sich auf seine Knie und fummelt an der Wand herum.

„Was um alles in der Welt machen Sie da", zische ich ihm leise zu.

„Hier sind Bretter an der Wand befestigt worden. Wenn wir Glück haben, befindet sich dahinter ein Kellerfenster", brummt er.

„Und wenn im Haus auch welche von diesen Beißern sind?"

„Wollen Sie hier in diesem Kochtopf bleiben?"

Nein! Nein das möchte ich definitiv nicht. Ich höre das Holz unter seinem Druck und Gezerre knacken, bis es irgendwann nachgibt und tatsächlich, es befindet sich ein Fenster hinter den Brettern. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Mit seinem Ellenbogen schlägt Daryl die dünne Glasscheibe ein und öffnet das Fenster.

„Wir müssen uns durchquetschen, aber wir passen durch", sagt er schließlich, nachdem er die Öffnung in der Wand begutachtet hat. Er streckt seinen Kopf in den Kellerraum und schaut sich gründlich um. Danach robbt er sich, mit den Füßen voran durch den Fensterrahmen. Ich höre, wie er mit einem dumpfen Knall auf dem Kellerboden aufkommt.

„Und?" frage ich hoffnungsvoll.

„Komm runter", fordert er mich auf, „die Füße zuerst, ich helfe dir. Vergiss die Tasche nicht."

Ich werfe die Tasche zu ihm in den Keller und setzte mich ganz nah an den Fensterrahmen. Mit den Beinen zuerst, schiebe ich mich in den angenehm kühlen Raum und spüre auch gleich Daryls große Hände auf meiner Taille, die mich vorsichtig nach unten ziehen. Ich lege meine Arme um seinen Nacken und warte, bis er mich sanft auf dem Boden ablässt, bevor ich mich von ihm löse.

„Danke", nuschle ich und wende mein Gesicht schnell von ihm ab. Ich bezweifle zwar, dass er in dem spärlich beleuchtetem Raum mein gerötetes Gesicht erkennen kann, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.

Mit einer Handbewegung gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Leise gehen wir zu der Tür, die in das Innere des Hauses führt. Vorsichtig dreht Daryl den Türknauf rum und lugt durch den Spalt.

„Ok ich kann nichts sehen, scheint leer zu sein. Aber wir sollten vorsichtig sein", murmelt er und geht mit gezückter und schussbereiter Armbrust voran. Ich nicke nur stumm und gehe, die Arme fest um meine Arzttasche geschlungen, hinter ihm her. Wir schleichen durch die Flure im Erdgeschoss, als Daryls Walkie-Talkie mit einem Rauschen, die Stille durchbricht.

„Daryl, Daryl kannst du mich hören?" ertönt Ricks leise Stimme aus dem Funkgerät.

„Ich höre dich Rick", antwortet Daryl flüsternd, „geht es euch gut?"

„Ja bei uns ist alles in Ordnung. Wir haben uns in einem Haus, ziemlich am Ende der Stadt verschanzt. Was ist mit euch"

„Wir saßen etwas in der Patsche, aber wir konnten uns in einen Keller retten und befinden uns jetzt auch in irgendeinem der Häuser."

Flehend schaue ich Daryl an.

„Sind Josie und Vincent bei euch?" fragt er noch und ich schenke ihm ein dankbares Lächeln.

„Ja sind sie und Jonathan ist auch hier", dann wird seine Stimme ganz ernst, „Daryl hör zu, es sind Leute in der Stadt."

„Was für Leute?"

„FREMDE Leute, Daryl. Ich habe sie auf der Straße gesehen."

Daryl zieht die Stirn kraus und schaut sich erneut taxierend um. Fremde Leute? In unserer Stadt? Wer sind sie und was wollen sie hier? Wollen sie uns ausrauben oder die Stadt übernehmen? Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Daryl setzt sich wieder in Bewegung und ich folge ihm schweigend. In der Küche, sucht er die Schubladen nach einem neuen Messer ab, da er mit seinem alten ja die Falttür verschlossen hat. Er steckt sich eins der scharfen Küchenmesser in das Gürtelholster und wir verlassen die Küche wieder.

„Daryl? Bist du noch da?"

„Ja, ja ich bin noch da. Sorry ich musste mir ein neues Messer besorgen. Hast du gesehen wo sie hin sind, Rick?" hakt Daryl nach.

„Nein leider nicht, aber sie sind noch in der Stadt. Davon bin ich überzeugt." gibt Rick seufzend zurück.

„Verdammt, das gibts doch nich..."

Plötzlich erregt ein Knarren aus dem Obergeschoß unsere Aufmerksamkeit.



bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt