Kapitel . XXVI .

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Durch ein Fernglas schauend, sitzt der Mann auf dem kleinen Bretterboden, hoch oben in dem Baum und beobachtet das Treiben in der Stadt. Um über die meterhohen Mauern schauen zu können, mussten sie einen Baum auf einem Hügel finden, der nicht zu nah an der Stadt stand, von dem sie jedoch alles noch gut und klar sehen konnten. Die Bretter, oben auf den Ästen anzubringen, war gar nicht so einfach. Sie durften schließlich nicht dabei erwischt werden. Das Fernglas, hatte er dem Burschen abgenommen. Dieser, war damit anfangs gar nicht einverstanden, faselte etwas von 'das wäre teuer und ein Geschenk seines Vaters gewesen'. Doch der Boss, regelte das. Nur widerwillig überließ der Bursche ihm das Fernglas, äußerte sich allerdings nicht weiter dazu. Ein Rauschen aus seinem Walkie-Talkie, riss ihn aus seinen Gedanken.

„Und? Wie siehts aus ?" ertönte eine verzehrte, dunkle, männliche Stimme. Mit ca. dreißig Leuten, hatten sie sich auf den Weg gemacht. Fünfzehn von ihnen, waren mittlerweile bereits in der Stadt und warteten auf das Zeichen. Die anderen vierzehn, waren zum Eingangstor gegangen.

„Der Plan funktioniert."raunt der Mann auf dem Baum, knapp in das Funkgerät.

Den zweiten Tag, sitzt er nun schon hier und beobachtet die Beißer dabei, wie sie durch die Straßen schlurfen und alles fressen, was ihnen vor ihre stinkenden Mäuler fällt. Langsam tut ihm der Allerwerteste weh und er hofft, dass bald die erwartete Reaktion eintritt und er seinen Posten endlich verlassen kann. Er hat nichts richtiges gegessen, die letzten vierundzwanzig Stunden, nur ein Paar Äpfel und eine Banane hatte er bei sich gehabt und genügend zu trinken, wegen der Hitze. Die leere Flasche, in die er hinein pinkelte, hatte er bereits einige Male geleert. Wegen ihm, hätte er auch einfach im stehen nach unten pinkeln können. Schließlich war er ein Mann und befand sich in der freien Natur. Doch dem Boss, war das zu riskant.

„Es könnte dich einer sehen", hatte er gesagt, „und dann wäre die ganze Arbeit, umsonst gewesen."

In den nächsten Stunden, gibt es nichts wirklich ereignisreiches zu sehen. Gelangweilt und herzhaft gähnend, lässt der Mann seinen Blick umher schweifen und muss sich darauf konzentrieren, die Augen auf zu halten. Doch plötzlich, fallen drei Gestalten in sein Blickfeld. Er verfolgt sie mit dem Fernglas und hebt dabei das Walkie-Talkie an seine Lippen: „Es geht los. Sie sind unterwegs. Sobald sie sich dem Tor nähern, sag ich bescheid."

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Der Mann unten am Eingangstor, setzt ein fieses und gehässiges Grinsen auf, als er die Nachricht durch das Funkgerät erhält.
„Es geht los, Männer. Macht euch bereit." ruft er den umherstehenden zu. Der junge Mann neben ihm, schaut bedrückt drein und spielt nervös mit den Fingern.
„Alles in Ordnung?", fragt ihn der Mann mit der dunklen Stimme barsch, „du wirst doch jetzt nicht den Schwanz einziehen?" Seine Stimme ist fordernd und er beäugt ihn skeptisch.
„Nein, nein", beschwichtigt der junge Mann, „alles in Ordnung."
„Das will ich auch schwer hoffen", murrt der Mann mit der dunklen Stimme missgelaunt, „sonst müsste ich dir auch wohl oder übel, das Genick brechen."
Der Kopf des jungen Mannes schreckt hoch und sieht den Mann neben sich, mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Ein weiterer Mann, kommt hastig auf die beiden zu gerannt. Sein Gesicht, ist mit einem Tuch bedeckt und nur seine Augen sind zu sehen.
„Alles ist auf Position." sagt er heiser und streckt den Daumen nach oben.

„Sehr gut", antwortet der Mann mit der dunklen Stimme, der das Kommando bei diesem Auftrag hat und grinst immer noch. Dann wendet er sich erneut an den jungen Mann, „es scheint, als würde deine große Stunde, immer näher rücken, Bursche." Das Funkgerät, gibt ein rauschendes Geräusch von sich und er entfernt sich ein Paar Schritte.

„Wieso tust du das?", möchte der Mann mit der heiseren Stimme von dem Burschen wissen, „dein Vater wird sehr wahrscheinlich sterben, dass weißt du doch, oder?"

Der junge Mann, zuckt daraufhin nur mit den Schultern und zieht eine beleidigte Schnute: „Wegen mir, können sie alle sterben. Ich hasse sie. Jeden einzelnen. Niemand versteht mich. Ich bin es leid, immer nur das zu tun, was andere von mir wollen. Immer nur das zu tun, was diese verrückte Frau will und mich ewig von meinem Vater für alles belehren zu lassen..."

„Ein einfaches 'aus Rache', hätte es auch getan." murmelt der Mann mit der heiseren Stimme und zieht die Brauen nach oben. Ohne dem Burschen weiter zu zuhören, dreht er sich um und geht einfach davon, ehe er das Tuch von seinem Gesicht löst.

„Es ist soweit, Lockenköpfchen", der Mann mit der dunklen Stimme, tritt wieder an seine Seite und hält ihm eine Fernbedienung hin. Sie hören, wie das große Tor von innen geschlossen wird und wie kurz darauf jemand dagegen schlägt und brüllt, „jag das Baby in die Luft."

Der junge Mann, zögert einen Moment lang, fährt sich dann mit den Händen durch das lockige, braune Haar, nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Knopf. Eine gewaltige Explosion ist zu hören und der Boden unter ihren Füßen vibriert. Von seinem Standpunk aus, kann er sehen, wie die Druckwelle das massive Stahltor, aus den Angeln reißt und die Mauer zerstört. Einige Meter neben ihm, springt ein Mann immer wieder jubelnd und grölend in die Luft. Er hat sich das Tuch, wie ein Wüstenreiter um den Kopf gewickelt und sein Gesicht, ziert eine Art Kriegsbemalung in schwarzer Farbe. Er wirkt vollkommen irre und durchgeknallt und fängt im nächsten Moment, wie ein Wolf an zu heulen. Dann kommt er direkt auf den jungen Mann mit den Locken zu, packt ihn an den Schultern, küsst erst seine linke und dann seine rechte Wange und grölt: „Das war einfach der Wahnsinn."

„Omega an Delta, Delta bitte kommen." spricht der Mann mit der dunklen Stimme über den Lärm hinweg in sein Funkgerät.

„Hier Delta, ich höre." ertönt die verzehrte Antwort.

„Findet das rothaarige Mädchen. Der Boss will sie; lebend. Tötet die anderen."

„Verstanden Omega. Delta over and out."

Der junge Mann sieht ihn argwöhnisch und leicht verängstigt an: „Was will er von ihr?"

„Keine Ahnung. Geht uns auch nix an", blafft der Mann mit der dunklen Stimme, „wie heißt du überhaupt Bursche?"

„Josh, mein Name ist Josh." antwortet der gefragte mit gedämpfter Stimme.

„Nun Josh, willkommen auf der Seite der Verräter." sagt der Mann, lacht gehässig und zündet sich eine Zigarette an.

bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt