Kapitel . XVI .

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Ich halte den Atem an. Das Küchenmesser hält die beiden Türen fest zusammen. Daryl rollt sich wie ein Igel auf dem Boden zusammen und gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich es auch tuen soll. Skeptisch schaue ich ihn an. Ist das jetzt wirklich sein ernst? Wieso soll ich mich denn jetzt auch noch auf den Boden legen?

Er packt mich fest an meinem Oberarm und roppt mich nach unten. Was denkt der Kerl eigentlich, wer er ist? Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und werde ihm so meine Meinung geigen, sobald wir wieder in normaler Lautstärke miteinander reden können. Der kann sich auf was gefasst machen! Ich vernehme ein mir unbekanntes und undefinierbares Geräusch auf der anderen Seite der Schranktüren. Daryl legt sich seinen Zeigefinger auf die Lippen. Was will der Kerl nur von mir? Plötzlich ertönt eine Reihe lauter Knalle, gefolgt von schillerndem Klirren. Ich zucke vor Schreck zusammen, kann mich jedoch noch rechtzeitig beherrschen, still zu sein. Ich schiele leicht nach oben. Tageslicht scheint durch einige Löcher im Holz der Türen. Hat der jetzt wirklich auf die Schranktüren geschossen? Ich drehe mich auf den Rücken und schaue an der Schrankwand hinauf. Silberne Patronen schimmern in dem trüben Licht, wo ich vor wenigen Minuten noch gesessen habe. Mit vor Schock geweiteten Augen, blicke ich zu Daryl rüber.

„Bist du vollkommen wahnsinnig geworden, du Idiot?", schnauzt einer der Männer, „willst du die Viecher herlocken? Wenn der Schrank verschlossen ist, ist er halt verschlossen. Wir haben keine Zeit, für so einen Blödsinn. Geh nach oben, such da weiter und komm dann durch die Hintertür nach draußen. Wir suchen hier unten und warten dann dort auf dich. Und beeil dich ein bisschen."

„Jaja ist ja gut, reg dich ab", murrt der andere Mann und schlurft davon.

Langsam steht Daryl wieder auf. Er hält mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie und er zieht mich wieder auf die Beine. Mit einem Satz, platziert er mich wieder auf dem Regalboden. Danach spinkst er durch die Schusslöcher in den Türen. Den Rücken zu mir gewendet, tritt er langsam zwei, drei Schritten zurück und steht nun wieder direkt vor mir. Mit den Fingerspitzen fahre ich zaghaft über seinen Nacken. Augenblicklich spannen sich alle seine Muskeln an.

„Was soll das werden?" zischt er mir zu, doch ich reagiere gar darauf.

Meine Finger wandern weiter, über seine Schultern und seine muskulösen Oberarme. Ruckartig dreht sich Daryl zu mir um, stützt sich mit den Händen, links und rechts neben meinen Schenkeln, an dem Regal ab auf dem ich sitze. Er sieht mich mahnend an. Ich schaue in seine, böse funkelnden, zusammen gekniffenen eisblauen Augen.

„Küss ihn endlich", meldet sich das Teufelchen in mir, nach Tagen der Stille, zurück.

Von meiner inneren Stimme getrieben, lege ich eine Hand in seinen Nacken und presse meine Lippen auf seine. Regungslos steht er einfach nur da, also löse ich mich wieder von ihm und schaue ihn, etwas geschockt über mein eigenes Verhalten, mit geweiteten Augen und glühenden Wangen an. Verdammter Teufel!

„Es...es tut mir leid", stammle ich nur unbeholfen und spüre, wie meine Wangen immer röter werden.

Mit versteinertem Gesicht, starrt er einfach zurück und seine Mimik, ist für mich grade mehr als nur undeutbar.

„Ich...ich wollte einfach nicht...unberührt sterben", füge ich noch nuschelnd hinzu.

„Verdammt, Mädchen", murrt Daryl nur, drängt sich zwischen meine Schenkel und schmettert mir hart seine Lippen auf meine. Ich erwidere seinen Kuss, greife mit beiden Händen in seine Haare und schlinge meine Beine um seine Hüfte. Sein Kuss ist hart und leidenschaftlich und wird von Sekunde zu Sekunde wilder und stürmischer. Neckisch fährt er mir mit seiner Zunge über die Unterlippe und ich öffne leicht meinen Mund. Seine Zunge gleitet, unerwartet sanft, zischen meine Lippen und beginnt meine zu massieren. Es fühlt sich an, als wären unsere Zungen in einem intensiven, heißen Tanz gefangen. Eine Gänsehaut zieht sich über meinen ganzen Körper und ich vernehme ein wohliges ziehen und pochen in meinem Unterleib. Ich will mehr, ich will viel mehr. Ich will ihn. Jetzt und hier. Seine Küsse werden immer gieriger und ich nestle hektisch an seinem Hemd herum. Mit beiden Händen, fahre ich seinen nun nackten Oberkörper entlang und spüre seine Bauchmuskeln unter meinen Fingerspitzen. Als ich an seinem Hosenbund halt mache, um seinen Gürtel zu öffnen, löst er sich abrupt von mir.

„Ich kann und werde es dir hier nicht besorgen", keucht er atemlos gegen meine pulsierenden Lippen. Seine Küsse brennen wie Feuer darauf und ich ziehe beleidigt wie ein kleines Mädchen, einen Schmollmund, „lass uns das auf später verschieben."

Auf später? Hat er wirklich "auf später" gesagt?

„Siehst du, ich hab doch gesagt du sollst ihn küssen", lobt sich das Teufelchen selbst und zwinkert mir zu.

Er wendet sich wieder von mir ab, knöpft sich schnell das Hemd wieder zu und spinkst erneut durch die kleinen Löcher in der Tür. Danach zieht er das Messer aus den Scharnieren, öffnet die Türen einen Spalt und schielt nach draußen.

„Wir können gehen, sie sind weg. Aber wir sollten leise sein", sagt er auffordernd und ich rutsche vorsichtig von dem Regal um keinen Krach zu machen und greife nach meiner Tasche.




bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt