Immer wieder, schiele ich verstohlen hinter mich, zu Daryl. Sein grober Griff uns sein heißer Atem auf meinen Lippen, haben mir jegliches Gefühl aus meinen Beinen gesaugt. Meine Knie fühlen sich an wie Wackelpudding und ich bin überrascht, dass sie überhaupt noch in der Lage sind, mich zu tragen. Noch nie hat ein Mann so mit mir geredet, mich so angefasst, wie Daryl es getan hat. Mein Körper lechzt förmlich nach ihm. Nach seiner groben und harten Art. Ich will seine großen, rauen Hände überall auf meinem Körper spüren und das am liebsten jetzt sofort.
„Willst du hier festwachsen?" raunt Daryl in mein Ohr, wobei seine Bartstoppeln meinen Nacken kitzeln und mich aus meinen Gedanken reißen.
„Tschuldigung", nuschle ich nur und spinkse um die nächste Hauswand. Ich erblicke eine weitere Horde von Streunern und einige Bewohner der Stadt, die verzweifelt versuchen ihnen zu entkommen. Leider vergebens. Erschüttert, lasse ich den Kopf sinken und wende meinen Blick von der Straße ab, als sich zwei Streuner auf den armen Mr. Beddingfield stürzen. Der alte Herr, der aufgrund eines Schlaganfalles auf einen Gehstock angewiesen ist, da sein Nervensystem keine vollständigen Signale mehr an die unteren Gliedmaße sendet, hat keine Chance den Beißern zu entkommen. Panisch und hilfesuchend blickt er umher. Ich höre seine schrillen Schreie, als die Beißer ihre Zähne in seinem Fleisch vergraben und ihn zu Boden ringen. Ich halte mir die Ohren zu und kneife die Augen zusammen. Tränen rollen meine Wangen hinab und das ganze Verlangen, nach dem Körper meines Begleiters, zerplatz wie eine Seifenblase. Ich spüre, wie sich zwei starke Arme um meinen Körper schlingen. Wenige Sekunden später vernehme ich Daryls männlichen Geruch in meiner Nase und ich kann nicht anders, als laut gegen seine Brust zu schluchzen.
„Shhh", er streicht mir tröstend über den Kopf und den Rücken, „ist ja gut."
Wie ein Baby wiegt er mich in seinen Armen hin und her und versucht mich zu beruhigen. Wenn er will, kann er so unglaublich fürsorglich und zärtlich sein.
„Wir sollten uns an ihnen vorbei schleichen, solange sie abgelenkt sind", flüstert Daryl nach einer Weile. Er löst seinen Griff um meine Schultern und augenblicklich entweicht jegliche Wärme aus mir, als er einen Schritt zurück macht und mich leicht anschiebt. Stolpernd mache ich ein paar Schritte nach vorne und schlängle mich langsam an der Hauswand entlang, Richtung Straße. Daryl ist direkt hinter mir, die Armbrust gezückt und zu jeder Zeit schussbereit, meine Arzttasche unter den Arm geklemmt. Ich lasse meinen Blick über die Straße schweifen und erblicke ein reines Schlachtfeld, wie es einem eigentlich nur der Krieg liefern kann. Überall liegen leblose Körper auf dem Boden. Angefressen, teilweise mit fehlenden Körperteilen. Blut und Gedärme haben sich wie ein roter Teppich auf dem staubigen Sandboden erstreckt. Ich bleibe stehen, überwältigt und geschockt von dem Bild, dass sich mir bietet. Vor meinen Füßen liegt der Körper eines kleinen Mädchens. Sie trägt ein dunkelblaues Kleid mit kniehohen weißen Socken und schwarzen Lackschuhen. Ihre blonden Haare, sind mit roten Schleifen zu zwei hübschen Zöpfen gebunden. In ihrem Arm hält sie eine Puppe. Ihr rechtes Bein, steht in einem unnatürlichen Winkel von ihrem Körper ab, ihr linker Unterschenkel ist komplett abgerissen und liegt, bis auf die Knochen abgenagt, daneben. Aus den Armen wurden ihr große Fleischstücke rausgebissen und an beiden Händen fehlen ein paar der Finger. Ich kann jeden einzelnen Zahnabdruck, die die Beißer hinterlassen haben, an den verschieden Körperteilen erkennen. Ihr linkes Ohr ist weg, genauso wie ihr kompletter Unterkiefer. Ihre Bauchdecke ist aufgerissen und der Dickdarm quillt heraus. Ihr Herz und ihre Leber, haben sie bereits gefressen. Sie haben sie völlig auseinandergerissen. Daryl packt meinen Arm und zieht mich weiter.
„Nicht stehenbleiben", keucht er leicht außer Atem. Nachdem wir an den weiteren Häusern, unbemerkt von den Beißern auf der Straße, vorbei gehuscht sind, kann ich den rosafarbenen Briefkasten am anderen Ende der Querstraße, die wir mittlerweile passiert haben, schon leicht erspähen. Hinter einem hohen Busch, in dem kleinen Vorgarten des Hauses hinter uns, gehen wir erstmal in Deckung. Mit prüfendem Blick, checkt mein Begleiter die Umgebung. Die Sonne ist derweil untergegangen und es wird langsam dunkel.
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bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )
FanfictionVier Jahre ist es jetzt her, seitdem das Zombie-Virus ausgebrochen ist. Nichts ist mehr, wie es war. Die Toten muss man bekämpfen und die Lebenden muss man fürchten. Tugenden wie Menschlichkeit oder Vertrauen sind in tiefe Vergessenheit geraten. Und...