Verdammte Kröte! Innerlich fluchend, wälze ich mich auf die andere Seite und drehe Ava den Rücken zu. Dank ihrer Tollpatschigkeit, ist es mir jetzt nicht mehr möglich, wieder einzuschlafen. Ich starre in die Dunkelheit. Die anderen schlafen seelenruhig und ich vernehme nur ein tiefes Schnarchen aus meiner Umgebung. Sicherlich von Morgan. Mir ist so unglaublich warm, was daran liegen könnte, dass ich mich mit so vielen Leuten in einem Raum ohne regelmäßige Sauerstoffzufuhr befinde und mir meine Matratze, die von der Größe her eigentlich nur für eine Person ausgelegt ist, mit jemandem teilen muss. Ich schnaufe lauter aus, als eigentlich gewollt und strecke ein Bein unter der Decke hervor um meine angestiegene Körpertemperatur etwas zu senken. Ich spüre Avas schalkhaften Blick, der sich in meinen Rücken bohrt. Genervt drehe ich mich zu ihr um. Mürrisch starre ich sie an, die Augen zu zwei schmalen Schlitzen gezogen.
„Was?" knurre ich heiser.
„Können Sie auch nicht schlafen, Mr. Dixon?"
„Nein", gebe ich knirschend zurück, „dank dir."
Sie legt sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu mir gewandt, stützt sich auf den Ellenbogen und legt ihren Kopf in ihrer Hand ab. Argwöhnisch beobachte ich ihre Bewegungen. Die hat doch schon wieder irgendwas vor, die kleine Kröte! Sie hebt die Hand, welche sich nun zaghaft meinem Gesicht nähert.
„Wag...es...dich", mahne ich sie zornig.
Doch sie setzt ihre Bewegung fort, unbeirrt von meinen Einwänden. Mit dem Ärmel ihrer Bluse, tupft sie mir über die schweißnasse Stirn. Ava beugt sich leicht zu mir runter. Ihre Lippen kommen meinen immer näher und ich weiß nicht, wieso ich sie nicht stoppe. Doch ich lasse sie gewähren, mal wieder. Avas weiche, warme Lippen legen sich auf meine und ich schließe unwillkürlich meine Augen.
„Was wird das schon wieder, Mädchen?" nuschle ich, als sie sich wieder von mir löst.
„Naja ich dachte...die anderen schlafen ja alle tief und fest und Sie sagten ja...", flüstert sie gegen meine Lippen und beginnt damit, ihr langes, dickes Haar aus dem Zopf zu befreien, zu dem sie dieses am Morgen geflochten hatte.
„Jetzt?", unterbreche ich sie und ziehe ungläubig die Brauen hoch, „hier? Mit deinem Onkel und den Kindern im Nacken?"
Sie lässt ihren Blick durch den Raum gleiten: „Sie schlafen doch alle." versucht sie zu entgegnen. Sie sieht mir direkt in die Augen und bleibt an diesen hängen. Ich funkle sie böse an und schiebe sie dann ein Stück von mir weg.
„Körperkontakt, ist nicht so mein Ding", rechtfertige ich mich, als sie mich fragend ansieht.
„Hab ich etwas falsch gemacht?"
„Du bist einfach zu...", beginne ich, stoppe aber mitten im Satz und schaue in ihr verunsichertes, puppengleiches Gesicht. Mein Verstummen, scheint sie nur noch mehr zu verunsichern, denn ihre Augen werden ganz glasig und sie zieht die Brauen zusammen, „nein du...du hast nichts falsch gemacht. Es ist nur...normalerweise...wollen die Menschen mich nicht so nah um sich haben. Ich bin so viel körperliche Nähe...einfach nicht gewohnt."
Ihre Lippen formen sich zu einem 'O' doch sagen tut sie nichts.
„Warum nicht?" fragt sie, irgendwann dann doch ganz zögerlich und ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern, als würde sie sich schämen, diese Frage zu stellen oder nicht wollen, dass sie jemand hört.
Ich zucke nur mit den Schultern: „Ich bin halt nicht der Typ, den man seinen Eltern als zukünftigen Schwiegersohn vorstellen möchte", gebe ich gleichgültig zurück, „ich bin rüpelhaft, habe die Schule geschmissen und keine abgeschlossene Berufsausbildung. Mein Vater war ein Säufer und mein Bruder ein Junkie. So bin ich aufgewachsen. Ich bin halt kein guter Umgang und im Übrigen, auch nicht der Richtige für dich."
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bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )
Hayran KurguVier Jahre ist es jetzt her, seitdem das Zombie-Virus ausgebrochen ist. Nichts ist mehr, wie es war. Die Toten muss man bekämpfen und die Lebenden muss man fürchten. Tugenden wie Menschlichkeit oder Vertrauen sind in tiefe Vergessenheit geraten. Und...