Kapitel 16 - ...ist heilig und...

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Kapitel 16 - ...ist heilig und...

Als es zum zweiten Mal klingelt, kommt Caius in die Halle. Er geht zu Aro. Sie besprechen etwas. Mike, Tim und ich gehen zu Kane und meiner Schwester und probieren aus, wie man am besten auf die Teile schlägt.

"Yas, zum hundertsten mal - hier das nennt man Pratzen", berichtigt mich Kane mal wieder, als er mir versucht den Namen der Teile einzutrichtern. "Ist mir doch egal", erwidere ich darauf.

"Seid ihr auch so weit?", fragt Aro. Wir sehen zu ihm und bemerken, dass alle außer und fünf bei ihnen stehen.

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Peinlich...
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Wir begeben uns zu den zwei Direktoren. Erst als wir uns zu unsern Mitschülern stellen, beginnt Caius: "Ihr teilt euch in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe geht mit mir in die Ecke, wo die Pratzen stehen und trainiert ihre Schlagfertigkeit. Die andere arbeitet mit Aro an ihrem Gleichgewichtssinn. Ihr habt dafür eine Minute Zeit!" Sofort teilen sich die Schüler auf.
Die meisten stehen bei Caius in einer Reihe.
Nachdem ich schließlich auf unsere Jungs eingeredet habe, entscheiden sie sich um. Statt auf diese Teile einzuschlagen, wollen sie mehr oder weniger mit Lia und mir über den Schwebebalken schreiten.
Caius lost die Schüler zur Ecke. Sie gehen sofort dort hin.

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Wie langweilig! Es ist noch nicht mal einer von meiner Sorte dabei...
Ich bin so allein.
4 - ever alone...
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Wir begeben uns zu den Schwebebalken. Mike und Sandro steigen auf den Balken und blicken auf Lia und mich hinab. Dabei verschränken wir die Arme und gucken sie ernst an. "Was ist?", fragt Sandro belustigt. "Kommt ihr nicht drauf? Wie Schade". "Sandro!?", drohe ich ihm. "Entweder du bewegst deinen Modelkörper darunter und stellst einen Kasten vor dem Schwebebalken oder ich sorge dafür, dass du dich dermaßen auf die Fresse legst, dass du für noch eine Woche was davon hast". "Beruhige mal deine Freundin", wendet er sich an Tim. "Wir sind nicht zusammen!", beschweren Tim und ich uns. Dabei macht Tim eine Geste zu Mike, die ich nicht sehen kann, da er hinter mir steht. Das erkenne ich daran, da Mike seine Augenbrauen hoch und runter macht.
Tim geht und holt einen Kasten, den er vor den Schwebebalken stellt. "Danke". "Kein Problem", sagt Tim zu Lia und stellt sich hinter mich.
"Ich hab gehört, dass du in den letzten beiden Stunden gerne eine Partnerarbeit machen möchtest?", flüstert er mir ins Ohr, als er sich nach vorne lehnt. Zusätzlich legt er seinen rechten Arm auf meine rechte Schulter. "Ja", stimme ich zu. Um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, füge ich noch hinzu: "Mit Amélia". Ich spüre, wie er sich versteift. "Und eine Gruppenarbeit?" "Das müsste ich mit Lia besprechen", beantworte ich seine Frage und schüttel ihn von mir ab, um mich auf den Schwebebalken zu begeben. Bloß ist es schwerer als gedacht, denn er legt seine Arme um meine Hüfte und zieht mich zu sich ran. "Tim", sage ich, "was soll..." Weiter komme ich nicht, da er seine Lippen auf meine legt. Ich schließe meine Augen und erwidere den Kuss.
Auf dem Schwebebalken vernehme ich nach einer Minute Getuschel. "Von wegen ihr seid nicht zusammen", meckern Sandro und Mike.
Wir lösen uns aus dem Kuss und sehen die beiden an. "Nicht offiziell", wendet Tim ein. Ich lehne mich zurück und atme seinen Duft ein. Es hat etwas süßes. So wie Äpfel.
Aro blickt von den Dreien, die eine Figur einnehmen, zu uns. Sein sonst so ernstes Gesicht ändert sich zu einem strahlenden Gesicht.

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Und wie so oft habe ich keine Ahnung warum.
Warum kann ich keine Gedanken lesen? Das wäre desöfteren echt praktisch.
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Er kommt zu uns. "Wie ich sehe, amüsiert ihr euch prächtig".

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Jetzt kommt noch was. Sowas sagt er nicht ohne Grund.
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"Wie wäre es, wenn ihr so jetzt mit in mein Büro kommen würdet". Er fordert uns auf ihm zu folgen.
Die Drei auf dem Balken gucken ihn verwirrt an. "Warum sollen sie mitkommen?", fragt Lia. "Da sie nichts zu tun haben", antwortet Aro auf ihre Frage. Darauf erwidern die Jungs neben ihr: "Sind Sie sich sicher? Sie waren bis gerade eben noch beschäftigt". Lia haut auf den linken Arm von Mike und den rechten von Sandro. "Au!", meckern sie sofort. "Wir haben auch Gefühle!"

Während die Drei sich gegenseitig ärgern, folgen wir Aro. Er geht überall hin, außer in sein Büro, da wir dafür den falschen Weg gegangen sind.

Vor einer großen Tür aus dunklem Holz bleibt er stehen. Davor stehen zwei Lehrer. Santiago und Felix.
"Meister, was suchen die zwei Schüler hier?", fragt Santiago. "Sie haben sich dazu bereit erklärt, in den Verließen genauer zu studieren", antwortet Aro mit zuckersüßer Stimme.
Ich versuche mich zu beruhigen, da ich sonst noch gewürgt hätte bei all dem Schleim, den er aussondert.
Die beiden nicken und halten die Tür offen. Wir treten durch und folgen den Direktor bis zu einen Tisch mit zwei Stühlen. An den Tisch bleibt er stehen und wendet sich zu uns. "Hier setzt ihr euch hin und schreibt beide einen Aufsatz über das richtige Verhalten im Unterricht! Ich schicke jemanden vorbei, der euch eure Sachen bringt". Er geht zur Tür und fügt noch hinzu: "Zudem soll dieser Aufsatz die Länge von drei Seiten nicht unterschreiten!" Mit diesen Worten schreitet er aus der Tür und redet mit den Wachen. "Lasst sie erst raus, wenn sie euch den Aufsatz gegeben haben". Dann entfernt er sich von ihnen.

"Das ist voll der Schwachsinn!", beschwert sich Tim. "Und das nur, weil wir uns nahe waren!" Er lässt sich auf einen der Stühle fallen und verschränkt seine Arme. "Sieh es nicht so negativ", versuche ich ihm zu erheitern, "es hätte schlimmer kommen können". "Wie das?" Ich setze mich auf den anderen Stuhl. "Wir hätten zum Beispiel die Sportstunde nachholen müssen mit den beiden". Bei den Gedanken muss ich lachen. "Oder Nachsitzen. Wer weiß, welche Aufgabe wir dann hätten". Tim schüttelt den Kopf. "Yasmin, jetzt habe ich wegen dir ein Kopfkino". "Wenigstens bin ich nicht mehr allein damit", sage ich.

Nach ein paar Minuten kommen unsere Mentoren mit unseren Schultaschen. Sie übergeben diese uns und stellen sich an die Wand gegenüber von uns. Tim und ich sehen uns fragend an. "Warum bleibt ihr hier?" "Wir sollen auf euch achten, da Aro befürchtet, dass ihr euch übereinander her macht", beantwortet Demetri seine Frage. "Niemals!", sage ich. "Besonders nicht, wenn Santiago und Felix vor der Tür wache halten!" "Wer weiß, ob sie nicht mal rein kommen", unterstützt Tim meine Aussage. Unsere Mentoren lachen.
"Nun macht euch an die Arbeit", fordern sie uns auf, nachdem sie sich beruhigt haben. Ich nehme einen karrierten Block und mein Mäppchen raus und stelle meine Tasche neben mich. Tim macht es mir nach. Wir schlagen unsere Blöcke auf und nehmen einen Stift aus dem Mäppchen.

'Verhalten im Sportunterricht' ist die Überschrift.

"Was sollen wir genau schreiben?", frage ich. "Ihr sollt schreiben, was ihr im Unterricht nicht dürft", antwortet Heidi auf meine Frage. "Da wäre kein Kaugummi zu kauen", zählt Tim auf, "seine Mitschüler nicht zu stören, nicht die Gegenstände von anderen zu zerstören, niemanden zu beleidigen... Wir haben nichts von diesen Dingen gemacht". "Was denn?", harkt Heidi nach. "Ich habe Yas an mich gedrückt und ihr einen Kuss auf ihre weichen..." "So genau will ich es gar nicht wissen", unterbricht Demetri ihn.
"Zählt einfach auf, was ihr miteinander nicht im Unterricht machen sollt". "Wie sollen wir damit drei Seiten voll schreiben?" "Adjektive", beantwortet Heidi unsere Frage, "ihr könnt so viele Adjektive vor ein Wort schreiben, wie ihr wollt, außer die Adjektive passen nicht zu der Situation, die sie beschreiben sollen. Passend wäre zum Beispiel:
Ich soll mich nicht an die attraktive, blonde Yasmin ranmachen und ihr dabei verträumt in ihre schönen, brauen Augen sehen, die mich an die sandigen Strände in meinen letzten Urlaub in der Türkei erinnern.
Unpassend wäre:
Ich soll mich nicht an die hässliche, strohige Blondine ranmachen..." "Danke, Heidi", bedanken wir uns und beginnen mit unseren Aufsatz.

IDV - Internat der Volturi  (Volturi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt