Chapter 31

24 4 0
                                    

Pünktlich kamen wir beim Opernhaus an und stiegen wir aus dem schwarzen Van. Naja...ich stolperte heraus und wäre fast mit dem Gesicht auf den Boden geklatscht, hätte Ash nicht geistesgegenwärtig reagiert und mich festgehalten.

Ich warf im flüchtig einen dankbaren Blick zu, den er auch erwiderte, sagte oder machte aber nicht mehr, um nicht aufzufallen. Gewiss spürte ich Ash' Blick auf mir als wir alle zusammen in das Opernhaus eintraten, das schon gut gefüllt war. Doch bevor wir eintreten konnten, mussten wir dem Türsteher unsere Namen nennen und er machte sich dann einen kleinen Hacken neben unsere Namen. Ash hatte offensichtlich Recht gehabt: Es wurde tatsächlich die Anwesenheit kontrolliert.

Dann durften wir passieren und mussten mit all den anderen Schülern und Schülerinnen darauf, endlich in den Saal gelassen zu werden.

Nach ein paar Minuten war es dann auch so weit und wir durften uns unsere Plätze suchen. Wir saßen irgendwo weiter hinten, die Logenplätze waren den Lehrern und Schülern der Abschlussklassen vorenthalten.

Nach wieder einigen Minuten Wartezeit, wurden auf einmal alle Lichter ausgeschalten und schlagartig war es ganz leise in dem großen Saal. Dann wurde der Vorhang auf der Bühne geöffnet und einen junge Frau in einem wunderschönem Kleid trat ins Scheinwerferlicht. Sie begann eine wundervolle Arie zu schmettern und sie traf, so weit ich das beurteilen konnte, jeden einzelnen Ton.

-----

Niemals hätte ich vermutet, dass Opern so langweilig sein konnten. Es waren mittlerweile schon eineinhalb Stunden vergangen und es war immer noch keine Pause in Sicht. Schlafen konnte man bei dem Gesang auch nicht, also blieb mir nichts anderes übrig als gelangweilt mit dem Saum meines Kleides zu spielen oder mich im Saal umzuschauen. Außerdem musste ich dringend auf die Toilette. Also stand ich auf und drängte mich vorsichtig an den Leuten vorbei zum Ausgang.

"Ich gehe kurz auf die Toilette", flüsterte ich Blair noch kurz zu, die mir einen fragenden Blick zugeworfen hatte.

Nach einigem Suchen hatte ich die Toiletten auch gefunden und sogar dort war man nicht von dem Gesang der Oper verschont. Leise wurde man über Lautsprecher besungen.

Gerade als ich dabei war, mir meine Hände abzutrocknen, wurde die Türe zum Klo geöffnet. Ich war offensichtlich nicht die einzige, der die Oper zu langweilig wurde. Doch als ich kurz aufsah, erschreckte ich für einen Moment. Es war keine Frau eingetreten, sondern kein anderer als Ash Montgomery.

"Ash! Was machst du hier?", fragte ich und warf das Papier, mit dem ich mir meine Hände getrocknet hatte in den Mülleimer.

"Ich langweile mich so schrecklich", jammerte er wie ein kleines Kind und machte einen Schritt auf mich zu.

Ich tat einen Schritt nach hinten und lachte. "Ja, diese Oper ist nicht so das Wahre."

Er nickte und versuchte wieder den Abstand zwischen uns zu verringern.

"Was wird das bitteschön?", fragte ich und stemmte meine Hände in die Hüften.

"Ich tue etwas gegen meine Langeweile", konterte er und ehe ich mich versah, saß ich auf der Ablagefläche neben den Waschbecken. Sofort spürte ich Ash' Lippen an meinem Hals und seine Hände an meinen Hüften.

"Das ist doch viel besser als diese blöde Oper", grinste Ash und wanderte mit seinen Lippen meinen Hals hinauf.

Ich konnte nichts anderes tun, als zufrieden zu seufzen und vergrub meine Hände in seinen wirklich weichen Haaren. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich bei meinem Mund angekommen war und begann mich richtig zu küssen. Zuerst waren seine küsse noch ziemlich sanft, doch mit der Zeit wurden sie immer leidenschaftlicher und ich schaltete mein Gehirn ab, um mich voll und ganz seinen Küssen hinzugeben.

Nach einigen Minuten der wilden Knutscherei, löste ich mich -zugegeben sehr widerwillig- schwer atmend von Ash. "Ich denke wir sollten lieber aufhören. Nicht, dass noch jemand hereinkommt und uns so hier sieht. Ich glaube nicht, dass die Schulleitung gut findet, wenn wir uns hiermit vor der Oper drücken."

"Oh, ich bin mir sicher, dass man die Türe zusperren kann", erwiderte Ash und zwinkerte mir scherzhaft zu. Trotzdem widersprach ich.

"Ich denke es wird Zeit, dass wir zurück gehen", sagte ich und warf einen Blick in den Spiegel. Mit ein paar Handgriffen brachte ich meine Frisur soweit wieder in Ordnung und zog meinen Lippenstift nach. Gegen meine geröteten Wangen konnte ich relativ wenig machen, denn selbst mein Puder konnte diese verräterischen Spuren nicht kaschieren.

Eilig ging ich nach einiger Zeit wieder zurück in den Vortragssaal. Natürlich war Ash vorgegangen, damit es nicht zu auffällig wirkte. Ich hoffte trotzdem, dass die anderen alle von der Oper abgelenkt waren und so unser gemeinsames Verschwinden nicht bemerkt hatten.

Zum Glück war auch Madison, neben der ich saß eingeschlafen, so konnte ich wenigstens ihr etwas vorspielen. Blair und Tyler flirtete und schienen nur Augen für sich zu haben, Jason schlief ebenfalls, nur Robert starrte gebannt auf die Darsteller vorne auf der Bühne. Ihm gefiel die Oper offensichtlich. Na, wenigstens einem.

Schmunzelnd lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und schloss meine Augen.

-----

"Hey, Dornröschen! Aufwachen!", rüttelte mich jemand unsanft aus dem Schlaf. Ich schlug meine Augen auf und blickte ihn die von Madison, die mich ungeduldig ansah.

"Komm, steh auf!" Die Oper ist zu Ende. Ich sah mich verschlafen im Raum um und tatsächlich drängelten sich bereits viele Leute zu den Ausgängen hin. Rasch stand ich auf und bahnte mir einen Weg hinter Mads nach draußen.

Im Gang warteten die anderen auf uns und gemeinsam warteten wir darauf, dass die Lehrer und sagten, dass wir das Gebäude nun verlassen durften.

Ash nahm Madison und mich unauffällig zur Seite und flüsterte uns zu. "Macht jetzt keine schnellen und auffälligen Bewegungen, aber wir müssen dieses Gebäude so schnell wie möglich verlassen. Ich habe zwei der Männer gesehen, die höchstwahrscheinlich auch das Attentat auf die Modenschau geplant hatten."

Vorsichtig nahm ich die Hand von Blair und zog sie Richtung Toiletten. Die beiden anderen Agenten dicht hinter mir. Sobald ich das Schild sah, das einen Notausgang anzeigte, drückte ich die Türe auf und rannte los. Blair zog ich hinter mir her. Zielstrebig rannten wir auf die parkenden Autos zu. Blair und ich wurden von Ash und Jason überholt, doch Madison und Robert waren noch immer hinter uns.

Ash rannte immer weiter auf einen der schwarzen Vans zu, die am Straßenrand geparkt hatten und eigentlich dafür gedacht waren uns wieder zum Internat zurückzubringen. Während Ash sich um den Fahrer kümmerte, öffnete ich die Hintertüre und verstaute dort Blair, Jason und Robert. Madison sprang ebenfalls in den Wagen und schloss die Tür. Ich lief auf die Beifahrerseite -zumindest dachte ich, es sei die Beifahrerseite, aber da viel mir erst ein, dass wir uns ja in England befanden. Also saß ich vor dem Lenkrad und wusste nicht wie mir geschah.

Plötzlich wurde die -diesmal richtige- Beifahrertür aufgerissen und Ash schlüpfte in den Wagen.

"FAHR LOS!", brüllte er und ich startete den Wagen und trat das Gaspedal voll durch. Zum Glück war dieses Auto Automatik, denn sonst wäre ich mit diesem Linksverkehr vollkommen überfordert gewesen.

Ash neben mir schnaufte schwer, vermutlich hatte er den Fahrer niederringen müssen, damit uns dieser das Fahrzeug überließ, während ich mit aller Kraft versuchte mich auf den Verkehr zu konzentrieren. Mit sehr hoher Geschwindigkeit raste ich auf die nächste Autobahnauffahrt zu.

Zum Glück war heute nicht viel Verkehr, doch ein Wagen im Rückspiegel erweckte meine Aufmerksamkeit.

"Ash, schau mal zurück.", sagte ich und er tat wie geheißen.

Ich hörte wie er scharf die Luft einsog.

"Ist es das, was ich denke?", fragte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.

"Jap. Das ist es.", antwortete Ash mit angespanntem Kiefer. "Wir werden verfolgt."

CWo Geschichten leben. Entdecke jetzt