Vermisst

Kapitel 20

Völlig außer Atem, steht er jetzt vor seinem besten Freund und dieser schaut ihn an, als wäre er verrückt geworden.

,,Was ist denn mit dir passiert", fragt er ihn und muss sich dabei sein Lachen verkneifen, denn sein bester Freund wäre fast über einen Stuhl gefallen.

,,Auf der Straße, habe ich sie gesehen", sagt der Mann völlig aus der Puste und hält sich gleichzeitig noch an dem kleinen Küchentisch vor ihm fest. Sein bester Freund hat keine Ahnung von wem er überhaupt spricht, dies ist auch der Grund dafür, wieso er ihn so verwirrt ansieht.

,,Von wem sprichst du", fragt er ihn deshalb und zeiht misstrauisch eine Augenbraue nach oben.

,,Claire, ihr Mann und Chloe", sagt der Mann und regt sich darüber noch weiter auf, wie er so dumm sein könnte und das Fenster aufgemacht hatte. Sein bester Freund dagegen weiß nicht, wieso der Mann sich darüber aufregt. Der Mann richtet sich auf und macht ein undurchdringlichen Gesichtsausdruck.

,,Wir müssen sofort zu Lexa ins Krankenhaus", bringt der Mann emotionslos von sich.

Chloe's P.O.V.:

Seit einer Woche ist Lexi mittlerweile verschwunden. Mum ist schon krank vor Sorge und nur Dad und ich konnten sie noch gerade davon abhalten, die ganze Nacht nach ihr zu suchen. Natürlich mache ich mir auch Sorgen um Lexi. Sie ist nämlich meine kleine Cousine, die für mich schon wie eine Schwester ist. Früher haben wir täglich miteinander gespielt, aber seitdem ich auf die High School gekommen bin, die ich so nebenbei gehasst habe, könnten wir uns nicht mehr so oft sehen. Als dann auch Lexi auf die High School gekommen ist, haben wir uns wieder öfters gesehen. Leider hat sie dann die Schule gewechselt, weil sie näher an ihrer Wohnung war.

Wir haben schon die halbe Stadt nach Lexi abgesucht, obwohl Mrs Fling meinte, dass die Polizei sich darum kümmern würde und wir uns da raus halten sollten. Dies haben wir aber ignoriert. Gerade sind wir in einem verlassenen Viertel von New York. Die Häuser sind schon total heruntergekommen und es stinkt fürchterlich nach verdorbenen Lebensmitteln. Wir gehen durch eine kleine verlassene Straße, als ich eine Bewegung oben an einem kleinen Fenster sehen kann. Doch hinter dem nun verschlossenem Fenster, kann ich nur noch eine Person sehen, die im nächsten Moment auch schon wieder verschwunden ist. Ohne es selbst zu bemerken, bin ich mitten auf der Straße stehen geblieben. Erst als mein Dad vor mich tritt und fragt, weshalb ich stehen geblieben bin, merke ich, dass ich immer noch auf das verschlossene Fenster gestarrt habe.

,,Ich habe jemanden an dem Fenster, da oben gesehen", antworte ich meinem Dad.

Sofort wandert sein Blick von mir zu dem Fenster oben, doch mittlerweile kann man nichts mehr erkennen. Vielleicht habe ich mir ja auch nur eingebildet, dass ich eine Bewegung gesehen hätte. Wahrscheinlich bin ich einfach nur übermüdet, was gut möglich ist, da wir schon den ganzen Tag durch New York laufen und ich mittlerweile einfach nur müde bin.

Ohne auf Dad zu warten, gehe ich zum Ende der Straße, wo Mum schon auf uns wartet. Sie sitzt an der Ecke an einer der Hauswände gelehnt, ihre Knie nah an ihre Brust gezogen. Ihre braunen Haare fallen ihr ins Gesicht und verdecken so ihre tiefen, dunklen Augenringe. Trotzdem sieht man ihr an, dass sie erschöpft ist. Wer wäre es denn nicht, wenn seine einzige Schwester spurlos verschwunden ist und dann auch noch deine Nichte, für die du hättest aufpassen müssen? Ebenfalls erschöpft, lasse ich mich neben Mum auf den Boden sinken und wende meinen Blick hoch in den Himmel. Der Himmel ist wolkenfrei und die Hitze der Sonne, brennt auf die Straßen von New York. Glücklicherweise sind wir in dieser kleinen Straße geschützt, da die Häuser so hoch sind, dass die Strahlen nicht auf die Staße durchdringen.

Neben mir höre ich ein leises Schluchzen. Ich drehe meinen Kopf zu Mum und sehe, wie sie sich schnell die Tränen wegwischt, die ihre Wangen runterlaufen. Ich beuge mich seitlich zu ihr und ziehe sie in eine liebevolle Umarmung, so wie sie es bei mir früher immer gemacht hat, als ich geweint habe. Zusätzlich streiche ich Mum sanft über den Rücken und versuche gleichzeitig so gut es geht meine eigenen Tränen zu unterdrücken. Glücklicherweise kommt Dad dann schon und zieht uns beide hoch in seine Arme und murmelt uns beruhigende Worte zu.

Nachdem Mum und ich uns dann halbwegs beruhigt haben, lösen wir uns aus Dad's starker Umarmung und gehen langsam, ohne noch weitere Wörter zu sagen, zu unserem Haus zurück. Den Weg über haben wir kein Wort miteinander geredet, sondern haben nur unseren eigenen Gedanken hinterher gehangen. Als wir schlussendlich da waren, waren wir erstaunt, dass ein unbekanntes Auto vor unserem Haus steht. Wir gehen die Stufen rauf, zu der Veranda, wo gleichzeitig auch unsere Haustür ist und als wir Mrs Fling davor stehen sehen, sind wir ein bisschen erstaunt gewesen. Dass sie hier ist, kann nur seien, weil irgendetwas schlimmes passiert ist, sonst hätte sie uns die Neuigkeit wahrscheinlich mit einem Anruf mitgeteilt.

Als erstes erholt sich Dad wieder, von seinem kleinen Schock, während Mum und ich Mrs Fling immer noch anstarren, als wäre sie das achte Weltwunder.

,,Guten Tag Mrs Fling", begrüßt er sie höflich und lässt sie ins Haus eintreten, nachdem er die Tür aufgeschlossen hat. Schweigend folgen Mum und ich ihr ins Wohnzimmer, wo sie sich auf einen der Sessel setzt und uns auffordert uns auch zu setzen. Ich setze mich ebenfalls auf einen Sessel und meine Eltern setzen sich zusammen auf das kleine Sofa. Nervös kralle ich mit meinen Fingern in den weichen Stoff des Sessels und versuche mich somit ein bisschen zu beruhigen, was vergeblich ist. Außerdem scheint Mrs Fling keine Mühe zu haben, die Neuigkeit besonders schnell hinter sich zu haben, denn erstmal holt sie noch eine Akte heraus, bevor sie anfängt zu reden.

,,Ich habe Neuigkeiten für euch", sagt sie mit ihrer etwas beruhigenden, sanften Stimme.

,,Leider ist es keine erfreuliche Nachricht. Heute Mittag ist ein verlassenes Lagerhaus abgebrannt. Wir haben erwartet, dass es sich um Brandstiftung handelt und nachdem die Feuerwehr, den Brand komplett gelöscht hat, konnten wir den wahren Grund herausfinden. Anscheinend haben Personen in einem großen Raum ein großes Feuer gezündet und haben versucht Leichen zu vernichten. Wir konnten die Überreste der Leichen sicherstellen, aber dass war nicht das einzige was wir gefunden haben. Als wir die restlichen Räume durchsucht haben, haben wir drei weitere Leichen gefunden und es tut mir Leid euch mitteilen zu müssen, dass die eine Leiche, die von ihrer Schwester Susan ist", erzählt Mrs Fling ohne Unterbrechung.

Ich höre wie Mum hinter mir erschrocken nach Luft schnappt und gleich darauf in Tränen ausbricht. Dad nimmt sie sofort in seine Arme und versucht sie zu beruhigen, was kläglich scheitert. Ich dagegen kann nicht glauben, was ich eben gehört habe. Ohne noch ein Wort zu sagen oder jemanden anzuschauen, gehe ich zielstrebig zur Haustür und gehe raus auf die Straße.

OMG! Vielen vielen Dank für 1,14k Reads.
Ich möchte mich bei allen bedanken die immer für meine Geschichte Voten und Kommentare hinterlassen. Ich danke euch so sehr!
Hättet ihr gedacht, dass der Mann Claire, ihren Mann und Chloe sieht?
LOVEuLEA