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Nach Minuten des Schweigens, breche ich die unangenehm, herrschende Stille.
,,Ist das dein Nebenjob? ..Also im 24h-Laden?", frage ich zögernd und versuche ihn dabei nicht allzu interessiert anzustarren. Wir halte an einer rot-aufleuchtenden Ampel an.

,,Nein."
Ich nicke.
,,Also gehst du nicht auf's College oder machst eine Ausbildung? Du bist jung. Willst du nicht lieber etwas anderes machen? Ich mein..du willst mir doch nicht weis machen, dass das dein Traumberuf ist?", sprudelt es aus mir raus. Ich mustere ihn großäugig.
,,Geht dich nichts an.", brummt er ohne mich dabei anzusehen.
Enttäuscht drehe ich meinen Kopf zu Seite und beobachte die vorbei huschenden Gebäude aus dem beschlagenen Autofenster.
Er hat recht. Ich sollte meine Neugier besser im Zaun halten.

,,Das vierte Haus, rechts."
,,Hier?"
Ich nicke.
Jimin hält den Wagen vor der schmalen Backstein-Wohnung an.
,,Danke."
Ich packe den Zucker unter meinem Arm und steige daraufhin aus, kurz bevor ich mich nochmal nach Jimin umdrehe. Er sieht mich stirnrunzelnd an. Rückwärts laufend, winke ich ihm mit einem aufgesetzten Lächeln zu.
,,Doch kein Straftäter.", flüstre ich mir selbst zu.

Seufzend gehe ich an den kaputten Aufzug vorbei und nehme die alten Ebenholztreppen. Im dritten Stock biege ich schwer atmend ab und laufe gradeaus zu Mrs. Huston's Appartement. Ich warte bis sich meine Atmung normalisiert hat, bevor ich wie üblich drei Mal an der Türe klopfe.

,,Du hast etwas vergessen."
Ich drehe mich erschrocken um und zucke zusammen als ich Jimin direkt vor mir stehen sehe. Mit meinen Händen stütze ich meinen Körper an der Wand ab.

Meine Beine fühlen sich wie Blei und mein trockener Hals verhindert, dass ich auch nur einen Ton rausbringen kann. Wieso reagiert mein Körper über?

Bilder schießen mir durch den Kopf.
Verdrängte Erinnerungen.

Ich habe eine meiner Panikattacken.

Wie gewohnt kneife ich meine Augen zusammen und versuche meine Atmung zu kontrollieren. Mit dem Rücken an der Wand gelehnt, rutsche ich auf die Knie hinunter. Ich verdecke meine Augen, in der Hoffnung die Tränen stoppen zu können.

Als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter wahr nehme, zucke ich erneut zusammen.
,,Nein. Nicht anfassen.", wimmer ich und schüttle die Hand ab. Ich schiele durch meine Finger hindurch und erkenne Jimin der mit angewinkelten Beinen mir direkt gegenüber hockt.

,,Malia?"
Ich richte meinen Blick auf Mrs. Huston die mich mit großen Augen anstarrt. Ihr Blick wandert von mir zu Jimin.
,,Was ist passiert?", knurrt die alte Frau und schaut Jimin dabei mit zusammengezogenen Brauen an. Peinlich berührt schüttle ich den Kopf.
,,Ist schon Okay. Ich habe mich nur erschrocken.", versichere ich der alten Dame.

Ich wische mir die Tränen von der Wange und lächle sie schwach an. Mrs. Huston nickt zögernd und reicht mir daraufhin die Hand. Ich nehme sie dankvoll an und stehe dabei mit einem schwankenden Gleichgewichtssinn auf.

Auch Jimin richtet sich auf, sein Blick auf mir ruhend. Ich wage es vor Scham nicht seinen Blick zu erwidern. Stattdessen beiße ich mir auf die Unterlippe und richte meinen Fokus auf den Boden, wobei mir auffällt, dass er meine schwarze Handtasche hält.
,,Oh.", entgegne ich als mir klar wird, dass ich sie wohl in seinem Auto vergessen haben muss. Ich nehme sie ihm ab.
,,Danke", flüster ich und entgehe dabei seinem starren Blick.

Ich sammle die zwei Zuckerpackungen vom Boden auf und reiche eine davon Mrs. Huston.
,,Ach, Dankeschön! Das wäre doch nicht nötig gewesen."
Ich lächle und schüttle dabei den Kopf.
,,Keine Ursache. Ich geh dann Mal.", sage ich in der Hoffnung , der unangenehmen Situation endlich aus dem Weg gehen zu können.
,,Ist auch alles okay?"
Ich nicke erneut.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt