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Darauf wartend, dass Jimin die Türe öffnet, tapse ich mit den Füßen auf der Stelle. Ich scheine ein wenig nervös zu sein.

Nach gefühlten 3min bleibt die Haustüre immer noch geschlossen. Ich klopfe erneut.
Und erneut.
Und erneut.

Ich klopfe den Takt meines Lieblingssongs.
Dann den von "Alle meine Entchen". Ich nehme meine zweite Faust dazu und klopfe so schnell und fest ich kann.

Plötzlich öffnet sich die Türe und meine Fäuste landen auf einer etwas weicheren Unterlage. Ich hebe meinen Blick und treffe den Jimin's. Verlegen lächelnd versuche ich seinen verärgerten Gesichtsausdruck zu überspielen.

,,Tun dir deine Hände nicht schon weh?"
Ich schüttle den Kopf.
,,Jetzt wo du's sagst..."
Ich beiße mir auf die Lippen als ich bemerke, wie Jimin versucht sich ein Lächeln zu verkneifen. Die verräterischen Mundwinkel zucken kurz in die Höhe, ehe sie wieder zur ihrer ursprünglichen Position zurückkehren.

,,Jimin-", ich unterbreche mich als ich seinen Blick folge und fest stelle, dass meine Hände noch immer auf seiner Brust ruhen. Bevor mein Herz die Möglichkeit hat, einen Blutüberschuss in meinem Kopf zu verursachen, nehme ich meine Hände von seiner Brust.
Zeitgleich greift er jedoch wieder nach ihnen und zieht sie zurück. Mit erweiterten Augen sehe ich zu Jimin auf. Er blickt leicht schmunzelnd auf mich herab.

Ist er nicht sauer?

,,Bist du nicht sauer?", stammle ich vor mich hin.
,,Doch. Aber das heißt ja nicht gleich, dass ich dich nicht mehr mag."
Ich mustere ihn. Meine Wangen erhitzen sich.
,,Wir sollten reden.", sage ich etwas leiser. Auch seine Miene verändert sich zu der einer ernsteren. Nickend geht er beiseite, sodass ich genug Platz habe, an ihm vorbei in die Wohnung zu gelangen.

Statt ins Wohnzimmer zu gehen, steuer ich auf das Schlafzimmer zu. Ich blicke mich im Zimmer um und beim Anblick des Bettes, erinnere ich mich daran wie ich seine Wunden versorgt hatte...nach dem Vorfall im Wohnzimmer.

Ich lasse mich auf das Doppelbett fallen und schaue zur Wand hoch. Nach wenigen Sekunden wird mein Körper ein Stück weit nach oben gefedert, als sich auch Jimin neben mich fallen lässt. Wir liegen eine Weile so dran bis ich plötzlich spüre, wie sich Jimin's Hand in meiner verfängt. Seine kühlen Finger füllen den Zwischenraum der meinen. Langsam wende ich meinen Kopf zur Seite.

Ich beiße mir auf die Zunge als ich die wie Perlen aussehenden Tränen aus Jimin's Augenwinkel rollen sehe. Sein Blick wirkt paradoxerweise emotionslos.
Ich betrachte das Profil seines blassen Gesichtes;
die von der Kälte erröteten Nasenspitze,
die rosigen, leicht spröden Lippen,
die feuchten, tiefschwarzen Wimpern,
die braunen, undurchdringlichen Augen.

Sein wie in Stein gemeißeltes Gesicht wirkt so kühl. Und doch laufen ihm die heißen Tränen über Wange und Kinn.
Die Tränen, die so viel mehr zu sagen haben.
Die so viel mehr bedeuten.
Tränen als Zeichen der Flut in ihm.
Die Flut, die einen Ausweg fand.

Unbemerkt drücke ich seine Hand fester gegen meine.
Wieso kann ich ihm nicht helfen?
Wieso lässt er mich nicht helfen?

,,Jimin. Schau mich bitte an.", unterbreche ich die Stille, auch wenn ich womöglich nur sehr leise sprach. Er wendet seinen Blick auf mich.
,,Wieso weinst du?", fragt er mich mit einem leicht irritierten Blick.
Ich fasse mir an die Wange um dann fest zu stellen, dass er recht hat. Ich weiß nicht warum ich weinte.
,,Wieso weinst du?", entgegne ich abweichend. Er antwortet ebenfalls nicht und mustert mich stattdessen.

,,Was hat Taehyung gesagt?", stellt Jimin erneut eine Frage und hält dabei meinen Blick stand.
,,Nichts. Deswegen möchte ich mit dir reden."
Er erwidert nichts.
,,Ich habe ihn nach deiner Vergangenheit gefragt. Danach warum du weg gezogen bist. Aber er meinte nur, ich solle es von dir erfahren.", sage ich schon fast flüsternd.

Als er noch immer nichts hinzufügt, fahre ich fort: ,,Er macht sich sorgen. Deine Freunde machen sich sorgen. Jimin, ich mache mir sorgen.", erst jetzt spüre ich die wärmenden Tränen über meinen Kinn laufen.
Hege ich wirklich schon so tiefgreifende Gefühle für ihn? Ist meine Empathie schon so groß, dass ich seinetwegen Tränen vergieße?

,,Ich habe mich zuvor nie so für eine Person interessiert und gesorgt. Mich macht es verrückt, dich leiden sehen zu müssen und nichts dagegen tun zu können. Kannst du dich nicht ein wenig mir gegenüber öffnen? Kannst du meine Gefühle dir gegenüber nicht ein wenig mehr zu lassen? Egal was es auch sein mag, was dich so aus der Fassung zu bringen scheint, ich werde hier sein und dir zu hören. Ich werde für dich da sein. Ich will dich nicht auch noch verlieren, verdammt ich will doch nur-", als ich zum Schluss hin lauter werde, hält mich der Klos in meinen Hals vom weitersprechen ab. Ist vielleicht auch gut so.

Ich blicke Jimin unter verschwommener Sicht und mit einem wagen ,,Entschuldigung." an.
Er erwidert meinen Blick, jedoch hat sich seine gleichgültig, aussehende Miene kaum verändert.

Sein Griff lässt nach, als sich seine Hand langsam von meiner löst. Die Kälte der Luft erreicht meine Handinnenfläche. Mit sofortiger Wirkung sehnt sich meine Haut wieder nach seiner Berührung.

Aber er belässt es nicht dabei.
Denn seine kühle Hand lässt sich nun auf meine Wange nieder. Mit dem Daumen wischt er mir eine meiner Tränen weg. Ich erstarre unter seiner Berührung.

Wie elektrisiert, erwidere ich seinen Blick. Mich musternd nähert er sich schließlich an. Er stützt seinen Unterarm neben mir ab, sodass sein Gesicht und Oberkörper über meinem liegt. Nur unerträglich, wenige Zentimeter liegen zwischen uns.

Ich spüre seine kitzelnden Haarsträhnen auf meiner Stirn. Wie hypnotisiert starren wir uns in die Augen, wobei er mir erneut über die Wange streicht.
Fest schluckend blickt er auf meine Lippen herab. Doch er zögert. Ich scheine bald zu explodieren.

,,Jimin", flüstere ich wodurch er meinen Blick wieder auffängt. Flüchtig aber als ein genügender Hinweis, wechsle ich den Fokus auf seine Lippen und dann wieder zurück zu seine Augen hinauf.
Leicht schmunzelnd lehnt er sich nach vorne wobei ich die Wärme, die seine Haut wie einen Mantel umhüllt, wahrnehme.

Als seine Lippen schließlich auf meine treffen, spüre ich in meinem Körper eine Art angenehmen Stromschlag auf kommen.
Erst jetzt, nachdem sich meine Muskeln entspannen, bemerke ich, dass ich sie wohl die ganze Zeit über angespannt hatte.

Jimin's weiche Lippen verschmelzen mit der meinen. Meine Hände graben sich ihren Weg zu seinem Nacken. Als er den Kuss vertieft, entweicht mir ein leichtes Stöhnen.

Mein Stöhnen scheint für ihn eine Art Startsignal zu sein, denn mit einem Mal positioniert er sich zwischen meine Beine, um mir somit noch näher zu sein. Lediglich der dünne Stoff unserer Kleidungsstücke trennt unsere glühenden Körper.

Die zarten Schmetterlingsküsse an meinem Schlüsselbein, wandeln sich zu einem gierigen Saugen. Hungrig nähern sich Jimin's Lippen meinem Hals. Erneut gebe ich ein Stöhnen von mir, als er anfängt mich zu liebkosten.

Die wachsende Lust in mir verleiht mich dazu meinen Unterleib gegen seinen zu drücken, woraufhin ihm ebenfalls ein grollendes Stöhnen entweicht. Jimin löst sich schwer atmend von mir und sieht warnend auf mich herab.
,,Das machst du lieber nicht nochmal."
Grinsend erwidere ich seinen Blick.
,,Und was wenn doch?"
,,Dann..kann ich mich wohl nicht mehr zurück halten.", mit diesen Worten verschwindet er wieder aus meinem Sichtfeld und seine Lippen treffen erneut auf meine.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt