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,,Malia?"
,,Hmm?"

Allison und ich legten uns wie an jedem warmen Wochenende mit einer Decke und einer großen Flasche Eistee unter dem Baum des kleinen, grünen Grundstücks hinterm Haus. Auch wenn meine Gräserallergie es vielleicht nicht zu lassen wollte, lagen wir gemeinsam Arm an Arm da und zählten zusammen die Blätter des Baumes, welche uns vor blendenden Sonnenstrahlen schützten. Gelegentlich schliefen wir dabei ein oder fingen an darüber laut nach zu denken wie es wohl wäre eine Raupe zu sein.

,,Was weißt du über Liebe?",fragte Allie mich und malte dabei mit dem Zeigefinger die Umrisse der vereinzelnden Wolken am Himmel nach.
Ich überlegte kurz bevor ich antwortete.
,,Nicht viel. Ich denke es gibt verschiedene Arten von Liebe und jeder scheint seine eigene Definition dafür zu haben.", erklärte ich ihr wobei ich meinen Kopf zur Seite drehte.

Mit gerunzelter Stirn führte sie ihre Luftmalerei fort.
,,Difinitiun?"
Grinsend pflückte ich ein Grashalm ab und fing an es zu einer Art Konfetti zu verarbeiten. Ich vergaß manchmal, dass sie erst 4 war.
,,Das bedeutet soviel wie eine Erklärung."
Nickend fuhr sie fort:
,,Und was ist deine Difinitiun von Liebe?"
Seufzend schloss ich die Augen. Gelegentlich stellte sie mir komplexe Fragen über die ich mir persönlich nie Gedanken gemacht hätte.

,,Naja. Ich denke es heißt einfach so viel wie jemanden sehr, sehr gern mögen. Dass die Zuneigung zu der geliebten Person auch wirklich groß ist und man den Mensch auch gerne um sich hat und...ach keine Ahnung, Allie. Das ist eine sehr schwierige Frage."
,,Hast du schon Mal jemanden geliebt?", fuhr sie fort.
,,Nein.", ich nahm eines ihrer Gold-Haarsträhnen und wickelte es um meinen Zeigefinger und Daumen.
,,Und du?", sie wendete sich mir daraufhin zu  und machte mir die Haargeste nach.
,,Ich glaube schon.
Dich. Vielleicht noch Papa und Mama.", antwortete sie.

Neugierig fokussierte ich das engelartige Mädchen vor mir.
,,Und was ist deine Definition von Liebe?"
Sie erwiderte meinen Blick.
,, Jemand der dich glücklich macht."
Lächelnd wuschelte ich ihr durch das Haar.
,,Na dann gehört doch Eis bestimmt auch noch zu deiner Liste oder?", nickend ahmte sie mein Lächeln nach.
,,Oh ja!"

Ich liebte dich auch, Allie.

-

Unter Stress gesetzt laufe ich in Höchstgeschwindigkeit durch die Gängen der Universität um den Hörsaal meiner Vorlesung auf zu suchen. Als ich mir bekannte Gesichter erblicke, die auch schon bei der letzten Vorlesung dabei gewesen waren, folge ich diesen unauffällig bis ich endlich gemeinsam mit einigen Studenten und Auszubildeten den großen, hellen Hörsaal betrete.

Aus freiem Stücke setze ich mich in die erste Reihe. Ich möchte Konversationen so gut es geht aus dem Weg gehen und da nur die Wenigsten gerne vorne vor dem Professor sitzen, stehen die Chancen dazu gut.

Nach wenigen Minuten beglückt uns auch Mr Smith mit seiner Anwesenheit. Durch das Jackett und dem weißen Hemd an seinem großen, schmalen Körper, wirkt er seriöser als es sein Charakter zu lassen möchte. Auch die schulterlangen Haare die zu einem kleinen Zopf reichen, tragen dazu bei, dass er noch eine gewisse Lässigkeit ausstrahlt.

Mr Smith nimmt die Hand aus der Hosentasche und sieht nasenrümpfend auf die versilberte Armbanduhr hinab. Daraufhin stellt er sich vor den Pult und setzt sich dabei so hin, dass sein eines Bein in der Luft baumelt und das andere auf den Boden für Stabilität sorgt. Anscheinend haben ihn nur die wenigsten bemerkt wodurch ein Tumult und die vereinzelnden Lacher im Hintergrund noch nicht erstarrt sind.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt