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Nachdem Jimin das Auto geparkt hat, steigt er aus und knallt die Türe mit einem festen Stoß zu. Ich schnalle mich ab und steige ebenfalls aus.

Schweigend laufen wir zur Haustür hinüber wobei ich Jimin dabei beobachte, wie er seine Hausschlüssel aus der Hosentasche zückt. Mit der rechten Schulter schiebt er die Tür beiseite und läuft gradewegs rein. Hastig drücke ich meine Hand gegen die schwere Holztür, damit diese nicht wieder zufällt.

Ich folge Jimin die steilen Treppen hinauf. Die unangenehme Stille wird nur durch das Knarren einzelner Stufen durchbrochen. Auf die Lippe beißend betrachte ich seinen Rücken.

,,Jimin?", gebe ich kleinlaut von mir, ohne zu wissen was ich eigentlich sagen will. Ich möchte nicht, dass es jedesmal unangenehm und merkwürdig wird, wenn wir uns treffen. Wir sind Nachbarn und zudem hat er mich schon zweimal Nachhause gefahren.

Jimin läuft ohne etwas zu erwidern weiter.
Ich hole tief Luft.
,,Danke nochmals..Wegen dem Heimfahren und tut mir leid wegen vorh-"
,,Passt schon."
Ich nicke. Auch wenn mir bewusst ist, dass er es nicht sehen kann.

Wir biegen links in den Flur ab. Ich überhole meinen Nachbarn, sodass wir nebeneinander her laufen können.
Mit meinem Notizbuch an der Brust gedrückt, schiele ich zu ihm rüber. Sein starrer Blick ist nach vorne gerichtet. Regentropfen laufen ihm über Stirn und Wange bevor sie dann auf sein durchnässtes, weißes Shirt landen.

Für einen kurzen Augenblick halte ich die Luft an. Schlagartig weiten sich meine Augen als ich erkenne, dass sich die Konturen seiner Muskeln durch das Shirt abzeichnen.
Mir wird heiß.

Plötzlich sieht auch Jimin zu mir runter.
Stirnrunzelnd folgt er meinem Blick. Als er erkennt weshalb ich so ein Gesicht ziehe, bilden seine Lippen ein wages Lächeln. Peinlich berührt und mit glühenden Wangen wende ich meinen Blick schnell auf den Boden.

Verdammt.

Eilig haste ich zu meiner Wohnungstür, damit er nicht die Chance hat den roten Schimmer auf meinen Gesicht zu sehen.
,,Also. Bis dann.", ist das einzige was ich von mir geben kann. Zappelig schließe ich die Tür auf und betrete mein sicheres Heim.

Was er jetzt wohl von mir denkt?
Ich klatsche mir mit der Hand auf die Stirn.
Wieso ist es mir denn überhaupt so wichtig?
Wir könnten eh nie Freunde werden, geschweige denn mehr als das.
Dazu bin ich nicht fähig.

Ich streife mir die nassen Sachen vom Körper und schlüpfe in eine schwarze Leggin und einen grauen Kapuzenpullover. Erschöpft lege ich mich auf das Sofa.

Mein Blick wandert zur Hautüre. Merkwürdigerweise würde ich jetzt gerne mit jemanden reden. Einfacher Smalltalk würde mir reichen; Übers schlechte Wetter. Politische Situation. Schlechte Filme. Kardashian Hintern.
Egal über was.

Das Bedürfnis habe ich nicht oft. Als Waisenkind, welches von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht wurde, war ich schon immer eine Einzelgängerin. So habe ich schon im frühen Alter gelernt wie ich es, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, schaffe durchzuhalten.

Bis zu meinem 18. Lebensjahr musste ich den dauernden Wechsel von Familien ertragen. Danach durfte ich mich endlich von dieser Qual lösen. Lieber bin ich alleine, als für wenige Monate in einer Familie zu sein, die mich insgeheim abstoßt und mir ständig das Gefühl gibt, ich sei ihnen scheißegal.

Sie waren meist nur auf das Geld aus, welches sie für meine Verpflegung bekamen-Aber für etwas anderes einlösten.
Nachdem ich mein Highschool-Abschluss hatte, beschloss ich meinen Traum als Reporter zu folgen. Auch wenn ich äußerst gute Noten hatte, hatte ich nicht genügend Geld um auf ein College zu gehen. So kann ich ab und zu kostenlose Seminare besuchen und nur eine einfache Ausbildung als Reporterin antreten.
Aber mit genug Willenskraft werde ich auch das schaffen.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt