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Jimin

Ich schrecke auf. Der Schrei schallt wie ein undeutlicher Echo nach. Ich versuche meine vom Schlaf geschwächten Sinne zu aktivieren.

Es ist Nacht. Ich bin nicht Zuhause.
Wie's aussieht bin ich Gestern Abend auf Malia's Sofa eingeschlafen.

,,Malia-", ich schiebe mir die Strickdecke vom Leib und fahre zusammen als ein weiterer Schrei folgt. Stürmend gehe ich dem Schrei nach. Ich reiße die Türe des Schlafzimmers auf und versuche im schwachen Licht der Nacht, das Geschehen zu analysieren.

Malia liegt zusammengekauert auf dem Bett. Schlafend, schlecht träumend. Die Bettdecke liegt am Boden. Ihr zierlicher Körper zitterte vor Kälte, oder vielleicht auch vor Angst.

Ich näher mich dem Bett an und lasse mich vor Malia erleichtert auf den Knien fallen.
,,Gott sei Dank.", flüstere ich.
Auch wenn ich sie nicht leiden sehen möchte, bin ich doch froh darüber, dass nichts weiter passiert ist. Meine Hand nähert sich ihrem Gesicht doch ich halte mich im letzten Moment zurück.

Unschlüssig darüber wie ich jetzt handeln soll, erinnere ich mich daran was Malia mir erzählt hatte; Sie hätte Alpträume und bekomme dann oftmals eine Angstattacke.

Mich aufstützend lege ich mich neben dem braunhaarigen Mädchen hin. Ich nehme sie in die Arme und platziere meinen Kinn auf ihren Kopf.
,,Malia.", fange ich leise sprechend an.
,,Alles ist gut. Du bist nicht Allein. Ich bin hier.", flüstere ich ihr immer wieder zu und wiege sie dabei in meinen Armen. Plötzlich krallen sich ihre Hände in mein Shirt und sie zieht mich erschrocken zu sich.

Sie ist aufgewacht.
Und sie weint.

Ich spüre die warmen Tränen an meiner Brust, ihren leicht bebenden Körper, das unterdrückte Wimmern und die Wärme ihrer Anwesenheit.
,,Ich bin hier.", wiederhole ich mich bis sie sich schließlich beruhigt. Als ich mir sicher bin, dass sie wieder schläft, stehe ich auf und decke sie mit der Decke aus dem Wohnzimmer und ihrer heruntergefallenen zu.

Ich schleiche mich raus und verlasse das Appartement.

Malia

Ich wache auf.
Mir ist heiß.
Blinzelnd versuche ich den Ursprung der Hitze fest zu stellen. Ich schiebe die zwei Decken von mir und setze mich ermüdet auf. Ich erkenne die Strickdecke, mit der ich Jimin zugedeckt habe. Wieso liegt sie hier?

Tapsend steure ich aufs Wohnzimmer zu. Das graue Sofa steht leer. Jimin ist wohl früher aufgewacht und dann scheinbar gegangen. Ein kleiner Stich im Magen lässt mich kurzzeitig zusammen zucken.
Ich bin allein.

Im Badezimmer wasche ich mir Haare und Gesicht nur halbherzig. Die braunen, verstrubbelten Strähnen ignoriere ich gekonnt.
Ich mache mir ein schnelles Frühstück und setze mich dann damit an meinem Schreibtisch um den Mord-Fall zu überarbeiten. An mein Brötchen kauend versuche ich mich auf den Bericht vor mir zu konzentrieren. Doch das mulmige Gefühl in meinem Bauch, lässt mich nicht weit kommen.

Ich schiebe mein Essen beiseite und atme tief ein. Einzelne Tränen fließen mir vom Augenwinkel die Wange hinunter.
Was ist nur mit mir los?
Wieso fühle ich mich nur so unwohl?
...so einsam?

Ich schaue mich in meinem Zimmer um und mir kommt plötzlich das ganze Appartement zu wieder.

Lieblos.
Leblos.

Die Tränen wische ich mir geschwind weg. Ich laufe zur Haustür und verlasse die Wohnung. Mein Blick schweift zur Tür meines Nachbars.
Ich will zu Jimin.
Ich will bei Jimin sein.
Ich brauche Jimin jetzt.

Ich bin so schwach.

Wie gewohnt klopfe ich dreimal gegen die dunkelbraun gestrichene Tür. Es dauert eine Weile bis sie Jimin öffnet. Ich lächle ihn schwach an. Er lächelt nicht zurück.
Stattdessen runzelt er die Stirn.
,,Was", erwidert er.

Nicht jetzt Jimin. Bitte verhalte dich nicht gerade jetzt wie ein Arschloch. Bitte.
,,Ehm, hast du schon gefrühstückt?", entgegne ich stattdessen und versuche mir einen Klos im Hals zu verhindern.
,,Malia, ich hab noch was zu erledigen."
Ich halte kurz inne und versuche das gefälschte Lächeln stand zu halten.
,,Achso ja klar, kein Ding..."

Die Tür verfehlt nur knapp mein Gesicht.

Ich schließe die Augen und Presse mir die Hände auf meinen Mund als mir ein Schluchzen entweicht.
Ich muss hier weg.

Ohne groß darüber nach zu denken stürme ich den Hauptflur entlang und verlasse die Wohnung.
Ich renne.

Ich renne und ignoriere dabei die schmerzende Kälte die sich durch meine dünne Bluse beißt. Ich renne und ignoriere die verwirrten Blicke der Menschen um mich herum.
Ich renne und ignoriere die Tränen und das unangenehme Schluchzen.
Ich renne und ignoriere meine Sorgen, und meinen Kummer.
Ich renne bis ich schwer atmend an halte und ich mich im Park auf die feuchte Wiese fallen lasse. An dem Baum neben dem Teich lehne ich mich an. Mit meinem Kopf in den Nacken gelegt, starre ich in den grauen Himmel.

Ich vermisse dich, Allie.

"Und wenn du dann eine berühmte Reporterin bist, adoptierst du mich und wir verlassen Mama und Papa. Und wir reisen ganz viel.", ich lachte über Allies Bemerkung und nahm mir noch eine handvoll Chips. Wir sahen uns einen Disneyfilm an, da Mr und Mrs Donovan heute Abend nicht zuhause waren. 

Mr Donovan ist sehr sensibel was seinen geliebten Fernseher angeht, deswegen versiegelte er die Programme mit einem Code, damit wir nicht in der Lage dazu waren, fern zu sehen. Doch ich beobachtete ihn heimlich dabei, wie er den Code einst eingegeben hatte.
Seit dem ist es Allies und mein Geheimnis.

,,Und wo willst du hin reisen?", fragte ich sie.
Sie drückte ihren Zeigefinger gegen die Unterlippe und sah nachdenklich nach oben.
,,Irgendwo, wo's warm ist. Nicht immer so viel Regen, wie hier.", entgegnete sie überzeugt. Ich nickte.

Vielleicht war es mir ja wirklich einmal möglich Allie aus dieser schrecklichen Familie zu befreien und sie mit mir mit zu nehmen. Damals hatte ich schon angefangen Pläne zu machen wie ich das Jugendamt dazu überzeugen würde.

Plötzlich erklang das rostige Geräusch des Schlüssels im Türschloss. Geschockt stupste ich Allie an und deutete ihr nach oben ins Zimmer zu gehen. Sie sollten eigentlich noch nicht so früh zurück sein.

Mit großen Augen stand sie auf und rannte rechtzeitig die Treppen hinauf. Erleichtert atme ich aus.

Als erstes nahm ich den Geruch von Alkohol war. Dann das glucksende Kichern von Mrs. Donovan.
Im Wohnzimmer angekommen hielten beide still und sahen mich ungläubig an. Ihr Blick schweifte von mir, zu den Chips, zum Fernseher hinüber. 

Als nächstes nahm ich den dumpfen Schlag in meinem Gesicht war. Und dann das Ziehen an meinen Haaren.
Ich lag am Boden gezerrt. Die Tritte in meiner Magengrube lenkten mich vom stechenden Schmerz meines Gesichtes ab. Mit verschwommener Sicht und rauschendem Gehör nahm ich Worte wie "nutzlos" und "undankbar" war.

Das war das erste Mal, dass ich von Mr Donovan geschlagen worden bin. Doch das einzigst traumatisierende an diesem Abend war Allies Gesichtsausdruck während sie vom Treppengeländer aus zusah.








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Soo das war Kapitel 19!
Hinterlasst doch n'paar Kommis und ne kleine Rückmeldung!
Würde mich mega freuen : )
Vergesst nicht zu Voten!
xx

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt