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Hetzend stampfe ich zum großen Eingang der Bibliothek. Ich bin etwas zu spät, hoffentlich nimmt mir's Clara nicht übel.

Schnaufend lehne ich mich gegen die mit Holz veredelte Tür. Ich halte nach Clara Ausschau doch als ich sie nirgends entdecken kann, beschließe ich drinnen in der Bibliothek nach ihr zu sehen.

Beim Öffnen der Türe kommt mir eine angenehme Wärme entgegen, welche meine Stimmung zeitgleich hebt. Ich erlaube mir die Einrichtung zu betrachten und lasse die hohen Decken, das gedämpfte, gelbliche Licht, die angenehme Stille und den etwas modrigen Geruch von Büchern auf mich wirken.

Die Stille wird mit einem Mal unterbrochen, als sich die Türe öffnet und eine etwas durch den Wind aussehende Clara herein tritt. Als ihr verwirrter Blick auf mich trifft, lächelt sie mich entschuldigend an.
,,Malia! Es tut mir so leid, ich hab verschlafen.", unterbricht ihre helle Stimme die zuvor herrschende Ruhe. Eine der zwei Bibliothekarinnen sieht mit einem warnenden Blick her.

,,Verschlafen? Wir haben 14:18Uhr?", entgegne ich etwas leiser. Clara grinst mich Schulter zuckend an. Auch ich komme ihr mit einem Grinsen entgegen.
Wer Bitteschön schläft schon in den Nachmittag hinein?

Nachdem wir uns ein Fleckchen ausgesucht haben, setzen wir uns gemeinsam an einem der Tische hin. In meinem Rucksack, greife ich nach den Unterlagen und meinem dunkelgrau, eingerahmten Laptop. Auch Clara zückt ihren mit bunten Stickern bestickten MacBook;
Hasen, rosa Blumen und Glitzerpünktchen.

Während wir die Themen des jeweils anderen besprechen, denken wir laut nach.
,,Also wir haben einen kleinen Diebstahl und Vandalismus hier in der Nähe, den Kriminalfall aus Nottingham, den Mord aus York und noch die Steuerhinterziehung des Ministers.", zählt Clara unsere Ergebnisse auf.

,,Ich würde sagen wir fokussieren uns auf zwei der Themen.", schlage ich vor. Sie nickt mir zu und tippt daraufhin etwas in ihrem Laptop ein.
Wir besprechen sowohl die Schwierigkeiten als auch Vorteile der einzelnen Themen bis wir uns für den Kriminalfall und den Mord aus York entscheiden.
Wir haben nach Interesse gewählt, was womöglich nicht am Vorteilhaftesten war.

,,Puh, das sind aber zwei komplexe Themen die wir uns rausgesucht haben.", sage ich wage lächelnd. Clara zwinkert mir euphemistisch zu.
,,Ja aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.", sie streckt mir wie neulich den Daumen entgegen.

Jeder von uns übernimmt eines der Themen, wobei ich mir den Mord ausgesucht habe. Schließlich habe ich ihn vorgestellt. Nachdem wir unser nächstes Treffen vereinbart haben, mache ich mich auf den Nachhauseweg.

-

Ich schließe die Haustüre auf und stelle meinen Rucksack ab. Geschwind schlüpfe ich aus Stiefel und Mantel. Ich öffne meinen vom Schnee durchweichten Zopf und schüttle die wellig, nassen Haare zurecht.

Meine voll aufgedrehte Heizung wärmt die kleine Wohnung, weshalb sich meine Körpertemperatur der angenehmen Umgebung schnell anpasst.
Im Schlafzimmer zwänge ich mich aus der klebenden Jeans und Pullover und steure daraufhin wie gewohnt in Unterwäsche auf die Küche zu und schalte dort die Kaffeemaschine ein.

Während das dröhnende Geräusch der zermalmenden Kaffeebohnen in meinem Ohr säuselt, betrachte ich meine Armhärchen, welche sich trotz warmer Luft aufgestellt haben.
Über meine Gänsehaut streichend, beobachte ich den duftend, brühenden Kaffee, der aus der kleinen Öffnung der Maschine in meine Tasse fließt. Ich greife nach der Tasse und tapse zum Wohnzimmer um meinen Abend vor dem Fernseher zu verbringen.

Wie gewohnt schalte ich den Lichtschalter an. Doch mitten im Wohnzimmer halte ich abrupt still und bemühe mich meine Kaffeetasse nicht aus der Hand fallen zu lassen.

Mein braunhaariger Nachbar liegt mit geschlossenen Augen und ausgestrecktem Arm zufrieden, schlafend auf meinem Sofa. Ich beiße mir auf die Zunge und stelle die Tasse schweigend auf dem Wohnzimmertischchen ab.

In meinem Zimmer greife ich nach einem schwarzen Filzstift und kehre dann zurück ins Wohnzimmer. Dabei scheine ich den Fakt, das ich noch immer in nichts weiterem als Unterwäsche gekleidet bin, zu ignorieren.
Vor der Couch lehne ich mich ein Stück weit runter, bereit Jimin eine Lektion zu erteilen. Doch als ich den Stift gerade an seiner entspannten Stirn ansetzen möchte, umgreift seine Hand mein Handgelenk. Vor Schreck lasse ich den Stift fallen und werde zeitgleich von Jimin auf das Sofa gezogen.

Halb auf ihn, halb auf dem Sofa liegend, schaue ich verwundert in die halb-offenen Augen Jimin's. Dieser sieht mit einem leichten Schmunzeln auf mich herab.
"Was sollte das?", ertönt die noch vom Schlaf gebrochene Stimme. Ich erröte beim rauen Klang seiner Worte.

,,Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht einfach einbrechen sollst, Jimin.", knurre ich ihn an. Noch immer umklammern seine Hände meine Handgelenke.
,,Und ich hab dir gesagt, dass mir das egal ist, Malia.", sein Blick wandert von meinem Gesicht zu meinem halbnackten Körper hinab.

Schlagartig weiten sich meine Augen und mit einem Sprung versuche ich mich von Jimin zu lösen. Dieser hält mich jedoch davon ab und positioniert mich stattdessen in eine noch unangenehmeren Lage;
Nun bin ich diejenige die auf dem Sofa liegt. Jimins Knie ist zwischen meinen Beinen positioniert und das andere neben mein Rechtes. Seine Hand ruht, ihn stützend, neben meinem Kopf während die andere noch immer mein Handgelenk umklammert.

Jimin leckt sich kurz über die Lippen.
Der Braunschopf lässt meine Hand los und fährt mit seinem Zeigefinger einzelne Konturen meines Gesichts, und dann meines Körpers nach. Ganz vorsichtig und sanft.
Ich erstarre und spüre wie sich nun auch die letzten meiner Härchen aufstellen.
Als ich seine Fingerkuppen an meiner Taille hinab an meiner Hüfte gleiten spüre, ziehe ich die Luft scharf ein. Spielerisch zupft er mit dem Zeigefinger seitlich an meinem Slip.
Mir entfährt ein leichtes seufzen, woraufhin seine Berührung erstarrt.
Ich öffne meine Augen. Ich will mehr.

Jimins Hand fährt zurück zu meinem Schlüsselbein. Er streicht mir eine Haarsträhnen aus dem Gesicht und bückt sich daraufhin nach vorne, sodass ich seinen warmen Atem an mir spüre. Ungewollt entweicht mir ein weiteres Seufzen.
Neckend schmunzelnd sieht Jimin auf mich herab. Dann nähert er sich erneut und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Unsere Blicke treffen sich für einen Moment.

Jimin stellt sich auf, nimmt meine Kaffeetasse vom Tisch und setzt sich nichts-sagend auf den mir gegenüberliegenden Sessel.

Ein wenig verzweifelt, beschämt und gereizt schließe ich meine Augen.

Das leise Kichern Jimin's bringt mich in Verlegenheit, sodass ich aufspringe und wie ein Kleinkind in mein Zimmer flüchte. Hastig ziehe ich mich um und spritze mir im Badezimmer kaltes Wasser ins Gesicht.

Wütend betrachte ich mein Spiegelbild.
Er hat mit mir gespielt. Er wollte mich in Verlegenheit bringen.
Warte nur ab, Jimin. Ich werde es dir irgendwann zurück zahlen.

Ich stampfe zurück ins Wohnzimmer und reiße Jimin die Tasse aus der Hand.
,,Heyyy", entgegnet er empört doch das zufriedene Grinsen verweilt auf seinem amüsierten Gesicht. Enttäuscht stelle ich fest, dass er den Kaffee schon ausgetrunken hat. Ich lege die Tasse in die Spüle und kehre dann beleidigt ins Wohnzimmer zurück.

Ich setze mich, Jimin ignorierend, auf das Sofa und schalte den Fernseher an.
,,Bist du jetzt beleidigt?", fragt er, noch immer grinsend. Ich antworte ihm nicht und versuche seine Provokation stattdessen zu ignorieren.

,,Weißt du, das ist die Reaktion, die ich mir erhofft habe."
Ich rümpfe meine Nase und mache den Ton des Fernsehers lauter. Ich schalte zu Criminal Minds.
,,Dir liegt etwas an mir. Sonst wärst du nicht sauer."

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt