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,,Du siehst echt bescheuert aus.", angestrengt verkneife ich mir ein spöttisches Lachen und begutachte Jimin in den Elefantenonesie.
,,Heey der war schon so reduziert, dass er fast schon geschenkt war. Außerdem sind die Dinger wirklich gemütlich.", Jimin greift nach den grauen Plüschohren seines Onesies und zieht leicht dran. Ich schüttle schmunzelnd den Kopf.

Wir befinden uns in Jimin's Appartement.
Seit dem Vorfall in dem Club sind nun zwei Wochen vergangen, in denen ich mich vollkommen auf's Lernen konzentriert habe. Nur wenige Male habe ich Jimin zu Gesicht bekommen, denn seine Anwesenheit hätte mich nur abgelenkt.

Doch den heutigen Abend wollen wir nach Langem wieder gemeinsam verbringen. Ich habe ihn zugegebenermaßen vermisst. Es war eher spontan als Jimin vor meiner Tür stand und mich als Elefant gekleidet blöd angrinste.

Wir bestellten uns zwei Pizzen und faulenzen derweil im Wohnzimmer seines Appartements. Ich erzählte ihm von meinem Projekt und den nervigen Angestellten, die uns Auszubildenden wie Dreck behandeln.
Er lauschte interessiert, was mich persönlich überrascht. Jimin wirkt viel konzentrierter als sonst. Seine Gedanken scheinen nicht mehr so oft abzuschweifen und es gelingt ihm sich vollkommen auf mich zu fokussieren.
Ist etwas in den letzten zwei Wochen passiert?

,,Ist etwas in den letzten zwei Wochen passiert?"
Jimin sieht mich ein wenig perplex an.
,,Nein, warum?"
,,Naja du bist irgendwie anders...glücklicher?", ich zucke mit den Schultern. Auf Jimin's Lippen bildet sich ein spielerisches Lächeln, als er sich nach vorne beugt und mir ins Ohr flüstert.

,,Das liegt daran, dass ich dich vermisst habe.", ich spüre wie sich meine Nackenhärrchen aufstellen und drücke ihn dann mit erhitzten Wangen ein Stück weit von mir weg.
,,Ich dich aber nicht.", ich strecke ihm die Zunge entgegen und lasse mich dann zurück auf die Couch fallen.

Lüge, denke ich.
,,Lüge.", er setzt sich ebenfalls hin und mustert mich ein wenig enttäuscht.
,,Wo bleibt denn die Pizza? Ich habe Hunger.", versuche ich abzulenken und stöhne dabei kurz auf.
,,Ich weiß, wie wir uns die Zeit bis dahin vertreiben könnten...", und erneut erhasche ich das dreckige Grinsen in seinem Gesicht. Augen rollend schnipsle ich gegen seine Stirn.

,,Denk nicht einmal daran. Musst du immer so zweideutige Anspielungen machen?"
Jimin schüttelt den Kopf.
,,Das hab ich doch garnicht gemeint.", er steht auf und marschiert in Richtung Schlafzimmer. Als er wieder zurück kommt, hält er mir einen weiteren Onesie entgegen.
Es ist ein Elefant. In rosa.

Peinlich berührt nehme ich ihm den Pyjama ab.
,,Wer denkt hier jetzt zweideutig?", entgegnet Jimin zwinkernd.
„Aber wenn du willst, können wir auch das machen woran du dachtest.", Jimin greift nach meiner Hüfte und zieht mich an sich. Mit einer Drehung löse ich mich von seinem Griff.

,,Ist der...für mich?", lenke ich erneut ab. Er nickt.
,,Vergiss es.", kopfschüttelnd falte ich den Onesie wieder zusammen.
,,Ach komm schon! Ich hab ihn doch extra für dich gekauft."
,,Nop.", ich erwidere seinen herausfordernden Blick.
,,Solltest du aber.", als er mir erneut näher kommt, blicke ich ihn verwirrt an.

,,Drohst du mir gerade etwa?", frech grinsend kommt er immer näher.
,,Park Jimin, halte dich fern von mir!", vom Sofa springend, hetze ich in die Küche. Jimin folgt mir mit schnellen Schritten und versperrt mir den Ausgang. Mit weit aufgerissenen Augen starr ich ihn an.

Langsam kommt er auf mich zu wodurch ich ihm rückwärts tapsend ausweiche. Doch plötzlich stößt mein Rücken gegen etwas hartem. Schnell drehe ich mich um und entdecke den silbernen Kühlschrank hinter mir.

Leider habe ich keine Zeit mehr auszuweichen, sodass Jimin seine beiden, starken Arme um meinen Kopf ab stellt. Ich erhasche seinen lüsternen Blick auf mir. Ich ziehe die Luft scharf ein.
,,Na, ziehst du's jetzt an?", brummt die plötzlich tiefe Stimme Jimin's wie ein zischendes Säuseln in meinem Ohr. Schwer schluckend schüttle ich den Kopf.

,,Lass das, Jimin. Das ist nicht lustig."
Grinsend erwidert er meinen Blick. Sein Gesicht nähert sich meiner Halsbeuge. Ich spüre wie sich die Wärme seines Körpers, die seinen Körper umgibt, sich mit der meiner vermischt.
,,Find ich schon.", flüstert er mir entgegen, ehe er in mein Ohrläppchen beißt.

Piepsend stoße ich ihn von mir weg und nutze die Chance um weg zu rennen. Jimin ist mir schon dicht hinter den Fersen, als es plötzlich klingelt. Vor Erleichterung schnaufend eile ich zur Tür.
Das muss die Pizza sein.

,,Hi, Malia."
,,Taehyung?"
Mein Blick wandert von Tae zu dem Jungen neben ihm. Ein Paar dunkle Augen mustern mich interessiert. Ein wenig schüchtern streiche ich mir eine meiner Haarsträhnen hinters Ohr.
,,Hey. Ich bin Yoongi.", ich nicke dem Jungen kurz zu und lasse sie daraufhin hinein treten. Da Jimin sich noch scheinbar in der Küche befindet, übernehme ich kurz die Gastgeberrolle.

Die zwei Jungs betreten das Wohnzimmer, woraufhin sich Jimin von der offenen Küche aus umdreht und daraufhin sein Lächeln schlagartig erlischt.
,,Doch keine Pizza.", entgegnet er grimmig.
Er scheint genauso hungrig wie ich zu sein.

Langsam kommt Jimin auf uns zu und sieht die beiden Jungs emotionslos an. Oder versucht es zumindest.
Mit der Zeit habe ich gelernt auf Kleinigkeiten acht zu geben, die mir trotz seiner starren Miene verraten, was wirklich in ihm vorgeht.

Sein herunter gezogener, rechter Mundwinkel und die kleine Sorgenfalte zwischen den Brauen, erlauben mir fest zu stellen, dass er momentan bedrückt ist. Bedrückt und traurig.
Warum?
Wer ist dieser Junge?
Einer seiner Freunde?

,,Wieso seid ihr hier? Sind die anderen etwa auch da?", Jimins Blick bleibt dabei auf Yoongi gerichtet. Tae schüttelt den Kopf.
,,Nein. Du weißt, dass sie viel zu tun haben. Sie haben auch noch ein Privatleben. Dennoch werden sie sich bald die Zeit nehmen um dich zu besuchen.", Tae lächelt leicht.
,,Jimin, du fehlst ihnen. Du fehlst uns. Wir sind deine Freunde. Wir müssen über...die ganze Sache reden. Wieso hast du es uns nur so lange verschwiegen?", sprudelt es plötzlich aus dem nervös wirkenden Taehyung heraus.
Yoongi stupst ihn beruhigenderweise an. Tae räuspert sich kurz.

,,Willst du etwa so tun als ob wir nie existiert hätten? Denn wir sind keines Wegs im Stande dazu.", kommt nun auch Yoongi zu Wort.
Seine Stimme ähnelt einem leisen Brummen und ist angenehm tief. Fast schon beruhigend.

,,Ihr wisst, dass ich mit meiner Vergangenheit abschließen möchte.", Jimmin's Stimme zittert leicht. Reflexartig lege ich meine Hand zwischen seine Schulterblätter.
,,Ja und wir wissen, dass man die Vergangenheit nicht zurück lassen kann. Das steht nicht im Bereich des Möglichen, Jimin. Wir wollen dich nicht zurück lassen. Wir wollen dir aber helfen mit der Vergangenheit besser zurecht zukommen."

Freunde.
So etwas tun also Freunde für einen.

,,Soll ich...gehen?", erklingt meine unangebrachte Stimme.
,,Nein.", sagt Jimin und wirft mir einen flüchtigen Blick zu. Ich schlucke schwer als mir die glasigen Augen auffallen. Er braucht mich wohl als emotionale Stütze. Ich nicke.

,,Malia, was hältst du von der ganzen Sache? Was meinst du was Jimin deiner Meinung nach machen sollte?", fragt mich Taehyung.
Nervös kratz ich an dem Saum meines Oberteils.

,,Ich möchte, dass Jimin glücklich ist. Ich finde es Okay von der Vergangenheit Abstand zu nehmen. Aber nicht von allem. Nur von den negativen Aspekten. Ich weiß zwar nicht was passiert ist, aber meiner Meinung nach solltest du deinen Freunden gegenüber nicht so abweisend sein. Ich finde es verständlich, dass du umgezogen bist aber das soll nicht bedeuten, dass du alles und jeden stehen und liegen lassen sollst. Das...wäre wohl egoistisch.", ängstlich vor Jimin's Reaktion versuche ich seinen Blick aufzufangen.

,,Sie hat recht.", Yoongi schenkt mir flüchtig ein erwärmendes Lächeln, ehe er sich wieder von mir abwendet.
Ich erkenne wie sich Jimin's Kiefer anspannt und er wohl einem inneren Konflikt unterliegt.

Meine Hand greift wie von Allein nach seiner, wobei ich seine geballte Faust löse und sich meine Finger mit der seine verwickeln. Er scheint sich daraufhin ein wenig zu entspannen.
Sein Blick wandert zu mir und ist nun viel weicher und wärmer als zuvor. Ich vermag schon ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu entdecken. Ich erwidere das Lächeln.

Dann lässt er meine Hand los, dreht sich um und verlässt das Appartement ohne noch ein Sterbenswörtchen zu verlieren.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt