Kapitel 3

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Peinlich berührt sah sich Lisa in dem schick eingerichteten Wohnhaus um. „Na Baby, alles klar bei dir?" Mr. Perfect kam auf sie zu und gab ihr belustigt einen Klaps auf den Hintern. „Hören Sie, das ist mir außerordentlich unangenehm. Es tut mir leid, dass ich so ganz ohne Vorwarnung über Sie hergefallen bin, aber mein Tag war wirklich beschissen und ... und ... eigentlich gibt es keine Entschuldigung dafür. Ich wollte Sie nicht so benutzen." Er grinste ihr ins Gesicht, als wäre er einer Zahnpasta Werbung entsprungen und seine tiefblauen Augen funkelten amüsiert: „Baby, du darfst mich noch zu viel mehr benutzen, wenn du willst."

Unverzüglich spürte Lisa ihren Unterleib pochen. Um sich selbst nicht in eine noch unangenehmere Lage zu bringen, versuchte sie die Gedanken an Sex, so gut wie möglich zu verdrängen. „Außerdem würde ich es begrüßen, wenn wir beim Du bleiben könnten. Mein Name ist Marc, aber du darfst mich weiterhin Schatz nennen, wenn du willst. Jedoch bestehe ich dann darauf, dass du dich auch weiterhin verhältst, als wärst du meine Freundin, Lisa." Er betonte ihren Namen als wäre er das Süßeste, was er jemals ausgesprochen hatte. Sanft streichelte er ihr über die Backe und sofort schoss das Blut in ihre Wangen.

„Wo ist deine Mutter, Marc?", fragte Lisa und hoffte, ihm damit den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Du gehst aber ran. Gleich beim ersten Date willst du meine Mutter kennenlernen." Sie hatte ihn also nicht dazu gebracht von ihr abzulassen. Entgeistert blickte sie ihn an: „Hör zu, ich weiß, dass meine Begrüßung nicht gerade darauf schließen ließ, aber das hier ist kein Date. Könntest du bitte einfach deiner Mutter, dieses signierte Exemplar meines Buches geben? Vielen Dank!" Sie wollte sich gerade von Marc wegdrehen, als er sie an der Taille festhielt. Sofort schrie alles in ihr: Berühr ihn!!! Doch glücklicherweise hatte sie sich einigermaßen unter Kontrolle.

„So einfach kommst du mir nicht davon, Baby. Ich denke, du schuldest mir etwas, dafür, dass ich dich vor deinem Ex gerettet habe. Zumindest zum Dinner kannst du noch bleiben. Ich verspreche, ich beiße nicht und wenn du es wirklich willst, werde ich mich körperlich auch weit von dir fernhalten." Sie nickte zögernd und sein Lächeln wurde wieder größer. „Aber Baby, für den Fall, dass du mich doch willst, musst du es nur sagen. Es wird mir die größte Freude bereiten, dich gleich hier am Esstisch zu vögeln." Er deutete auf die Sitzecke neben ihnen und Lisas Gesicht verfärbte sich augenblicklich dunkelrot. Marc grinste sie immer noch an: „Für so schüchtern hätte ich dich gar nicht gehalten." Amüsiert fügte er hinzu: „Aber du brauchst dir keine Sorgen machen, wir lassen es langsam angehen. Lass uns erst mal essen." Sie wollte protestieren, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.

Er stellte einen Teller mit Pasta vor ihr ab und drückte ihr dann ein kleines Küsschen hinters Ohr, bevor er flüsterte: „Entspann dich, es ist alles in Ordnung. Wir werden nichts tun, was du nicht auch willst." Sämtliche Alarmglocken in ihr schrillten. Sie musste schnellstmöglich dieser Situation entfliehen. Auch wenn sie bereits jetzt die Nässe in ihrem Höschen spürte. „Marc, es tut mir leid, wenn ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe, aber ich werde nicht mit dir schlafen." Erleichtert darüber, dass es ihr ohne viel Mühe über die Lippen gekommen war, atmete sie aus. Er grinste schon wieder: „Wie wär's dann mit einem Blowjob?" Entsetzt ließ Lisa die Gabel in ihre Nudeln fallen und Marc lachte laut: „Ach Baby, lass dich doch nicht verarschen. Heute wird gar nichts geschehen, ich möchte dich einfach nur kennenlernen." Sie traute ihm nicht über den Weg und was noch schlimmer war, sie traute sich selbst nicht über den Weg. Sie schaffte es ja nicht einmal in dieser peinlichen Situation ihren Blick von seinem perfekten Körper zu nehmen. Er grinste ihr ins Gesicht und Lisa sah ertappt zu Boden. Sie wusste wie gefährlich dieser Mann war und verdrängte deshalb zum wiederholten Male sämtliche unanständige Gedanken, die sich in ihrem Kopf gebildet hatten.

„Schmeckt es dir denn?" Erleichtert über den Themenwechsel nickte sie. „Du bist ja nicht gerade gesprächig, Baby. Wie soll ich dich denn so kennenlernen?" Lisa zuckte nur mit den Schultern, was ihr abermals ein Lachen von Marc einbrachte. „Willst du mir nicht erzählen, warum du vor deinem Ex Mann davongelaufen bist, als wäre der Tod hinter dir her?"

Sie dachte kurz darüber nach, ob sie ihm wirklich ihre Privatangelegenheiten anvertrauen sollte, entschied dann aber, dass es besser sei, als in peinlicher Stille zu essen. „Scheinbar war Kev hier, weil ihm mein Boss ein Vermögen dafür geboten hat, mein Buch mit mir zu promoten. Leider hat er mich unter einem falschen Vorwand, davon zu überzeugen versucht. Er meinte, er wolle mich zurück und sich ab sofort, um unseren Sohn kümmern. Für einen kurzen Augenblick, habe ich ihm sogar geglaubt." Traurig blickte Lisa in ihre Nudeln.

„Hey Baby, du wirst diesem Arschloch doch nicht wirklich nachtrauern, immerhin hat er dich mit deiner Kollegin betrogen."

„Du hast mein Buch gelesen?"

Er zuckte belustigt mit den Schultern.

„Weißt du irgendwie dachte ich wirklich, er liebt mich noch. Doch dann habe ich festgestellt, dass seine Liebe schon wieder nur gespielt war. Irgendwo in den vereinigten Staaten, wartet seine neue Freundin auf ihn und er hätte sie, für die Zeit in der wir das Buch promotet hätten, mit mir betrogen. Er ist wirklich ein riesen Arschloch. Aber was mich noch wütender macht, ist, dass mein Verleger einfach hinter meinem Rücken gehandelt hat. Ich habe den Verlag, vertraglich alle Rechte an der deutschen Geschichte gegeben, aber ich werde mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass sie mein Buch in eine andere Sprache übersetzen dürfen. Ich werde mir selbst jemanden suchen, der die Story ins Englische übersetzt." Entschlossen blickte sie Marc in die Augen, doch so schnell der Mut aufgekeimt war, so schnell verschwand er auch wieder. „Leider habe ich keine Ahnung, wie so etwas funktioniert. Ich weiß nicht, ob ich mir zuerst einen Übersetzter oder einen Verlag suchen muss, der daran interessiert ist, mein Buch zu veröffentlichen." Lisa stocherte in ihrer Pasta herum und blickte in ein amüsiertes Gesicht, als sie wieder aufsah. „Da hast du ja Glück, dass du genau mir in die Arme gelaufen bist."

„Was meinst du damit?"

„Naja, es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte Ahnung davon wie das alles abläuft, aber ich kenne jemanden der das weiß." Er zückte sein Handy und hielt es sich ans Ohr. „Hallo Jonas, hier spricht Marc. Ja genau, der Marc. Ich habe eine kurze Frage, du verlegst doch Bücher in den USA, richtig? Eine gute Freundin von mir hat einen Bestseller geschrieben und sie hatte vor, ihn ins Englische übersetzen zu lassen. Jetzt will sie aber ihren Verlag, die Rechte an dem englischen Buch, nicht mehr überlassen. Kannst du mir sagen wie sie vorgehen sollte, um sich selbst jemanden zu suchen, der ihr Buch übersetzt und verlegt." Er hörte kurz zu und zwinkerte dann in ihre Richtung. „Der Titel ihres Buches lautet: „Vergiss deinen Ex." Im Flüsterton fügte er hinzu: „Obwohl sie das heute scheinbar, für ein paar Augenblicke verdrängt hatte." Lisa schnaubte verächtlich, riss sich dann aber wieder zusammen, immerhin half ihr Marc gerade dabei, ihre Karriere nicht komplett in den Sand zu setzen.

Er beendete den Anruf und blickte sie siegessicher an: „Jonas ist äußerst interessiert an deinem Buch."

„Und wer ist dieser Jonas?"

„Eigentlich brauchst du nicht viel über ihn zu wissen. Er ist ein erfolgreicher Verleger. In der Oberstufe, war er mit mir in einem Jahrgang. Er wäre bereit dir ein Angebot auf Provisionsbasis, für jedes verkaufte englische Exemplar, zu unterbreiten. Jedoch möchte er dich dafür, für die Zeit, in der die Geschichte übersetzt wird, in seiner Nähe in New York haben. Der Flug und die Unterkunft, gehen auf Kosten seines Verlages. Du musst nur sagen, dass du bereit bist und ich lasse Jonas deine Kontaktdaten zukommen, um mit dir in Verbindung zu treten."

Sofort wollte sie verneinen. Sie konnte nicht weg aus Wien. Luca hatte hier all seine Freunde. Andererseits war New York City bei weitem nicht so weit von Pittsburgh entfernt, wie Wien. So hätte ihr Sohn vielleicht doch die Möglichkeit, endlich eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen.

Es war ihr zu unsicher und eigentlich wollte sie nicht, doch sie hatte auch nichts mehr, was sie hier hielt und durfte nicht so selbstsüchtig sein. Sie würde ihre Freundinnen vermissen, doch sie musste an Luca denken. Entschlossen nickte sie.

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt