Kapitel 29

7.8K 426 70
                                    




Seit Jonas einfach aus Lisas Zimmer gestürmt war, waren zwei Tage vergangen. Er hatte sich, wie erwartet, nicht bei ihr gemeldet und sie kämpfte gegen ihren Liebeskummer an, indem sie anfing eine neue Geschichte zu schreiben. Obwohl es dieses Mal nicht Autobiographisch werden würde, ging es in ihrem Buch um zwei Männer, die sich nicht binden wollten. Sich jedoch trotzdem um eine Frau bemühten. Sie wusste jetzt bereits, dass ihre Geschichte ein Happy End haben würde, auch wenn die Realität anders aussah. Aber während sie schrieb, gab sie sich vollkommen ihren Wunschträumen hin. Manchmal malte sie sich jedoch aus, wie die Geschichte wohl ausgehen würde, würde sie den liebevollen, netten Adonis anstatt den herrschsüchtigen, bestimmenden Ares das Herz der Frau gewinnen lassen.

Für einige Momente dachte sie darüber nach, ob sie Marc wohl lieben könnte. Wenn sie Jonas niemals kennengelernt hätte. Wäre sie dann womöglich jetzt in der gleichen Situation mit Marc? Wäre er ebenso aus ihrem Zimmer gestürmt, nach ihrer Liebeserklärung oder wäre er womöglich bereit gewesen, ihren Sohn und ihr eine Chance zu geben? Sofort verdrängte sie die Gedanken. Das war doch alles Blödsinn. Marc wollte sich genauso wenig binden, wie Jonas und sie durfte nicht darüber nachdenken, nur weil sie einsam war. Selbst wenn er mit ihr zusammen sein wollte, würde sie sich mit ihm nur auf eine rein pragmatische Beziehung einlassen können, in der es hauptsächlich darum ging, dass Luca eine Vaterfigur hatte und sie nicht alleine einschlafen müsste. Gefühle, zumindest Gefühle die über ihre sexuelle Anziehung zueinander hinausgingen, würden in dieser Bindung wahrscheinlich niemals aufkommen. Zumindest nicht so, wie sie für Jonas empfand.

„Hör sofort auf, Lisa.", ermahnte sie sich selbst und hüpfte aus dem Bett. Marc hatte ihr gestern mitgeteilt, dass für heute um 9 Uhr ein Meeting angesetzt war. Lange hatte sie mit sich gekämpft und gedacht es wäre in Ordnung einfach nicht hinzugehen und sich im Nachhinein von Marc, die Inhalte berichten zu lassen, aber das war es nicht. Sie musste sich ermahnen, dass sie professionell bleiben musste. Hier ging es um ihren Job. Sie konnte nicht einfach alles schweifen lassen, nur weil sie sich in Jonas verliebt hatte und er ihre Gefühle nicht erwiderte.

Schnell zog sie eine schwarze Hose aus dem Schrank, dazu wählte sie eine weiße Bluse und darüber zog sie sich einen schwarzen Blazer, den sie bis oben hin zuknöpfte. Danach zog sie ihre Ankle Boots an und betrachtete sich argwöhnisch im Spiegel. Perfekt. Man konnte nicht einen Millimeter Haut sehen. Gekonnt drehte sie sich die Haare zu einem altmodischen Knoten, und setzte sich ihre spießige Brille auf, die sie normalerweise nur zum Autofahren benötigte. Sie wollte Jonas keinesfalls einen Grund geben, sich über sie aufzuregen. Soweit sie konnte, wollte sie sämtlichen Diskussionen mit ihm aus den Weg gehen. Als sie sich in den Spiegel blickte, fühlte sie sich 10 Jahre älter und war doch tatsächlich glücklich darüber. Hastig stopfte sie Jonas Klamotten, die sie mittlerweile gewaschen hatte und die Pilotenjacke in eine Tüte und sprintete aus der Tür. Sie war bereits spät dran und eine Auseinandersetzung wegen einer Verspätung, war das Letzte was sie gebrauchen konnte. Gerade als sie hinaustrat, sah sie wie sich der Aufzug schließen wollte. Sie rannte so schnell sie konnte auf den Fahrstuhl zu und quetschte sich hinein. Zu ihrem Entsetzen stand nicht nur Marc, sondern auch Jonas an der hinteren Brüstung im Aufzug. Warum zum Teufel musste sie sich auch so beeilen. „Morgen.", nuschelte sie und stellte sich zwei Schritte davor, mit dem Rücken zu ihnen hin. Sie spürte die Blicke der Männer in ihrem Rücken. Beinahe hätte sie sich umgedreht und in Marcs Arme geworfen. Jonas Anwesenheit war schier unerträglich für sie. Quälend langsam bewegte sich der Fahrstuhl in Richtung Erdgeschoss.

„Ist es in Ordnung wenn ich dich heute Mittag abhole, damit wir zum Hudson River können?", hörte sie Marc fragen. Sie war erleichtert darüber, nicht weiter von dieser Stille umgeben zu sein und drehte sich um 90 Grad, so dass Jonas nun schräg hinter ihr stand, sie Marc jedoch anblicken konnte. Kurz überlegte sie. Die Speedboot Tour hatte sie ganz vergessen. Aber es konnte nicht schaden, endlich wieder raus zukommen und sich nicht in ihrem Zimmer die Augen auszuheulen.

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt