Kapitel 36

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Lisa stand hinter der Bühne und bemühte sich, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sie war so nervös, dass sie sich schon überlegte wieder abzuhauen. Als sie plötzlich die Stimme eines Verantwortlichen vernahm: „Mrs. Hoffman, ihr Name wurde aufgerufen, sie müssen rausgehen." Er schob sie vor den Vorhang. Ihr wurde gesagt, sie würde zuerst den Preis bekommen und dann sollte sie ein paar Seiten aus ihrem Buch vorlesen. Doch als sie vor dem Pult stand traute sie ihren Augen kaum. Tatsächlich überreichte ihr Mike den Preis, während in der ersten Reihe sämtliche Vorstandsmitglieder des Verlages standen und laut pfiffen und applaudierten. Zu ihrer noch größeren Verwunderung machte sie in der Menge sogar Kev aus. Sie war so überrascht, dass sie für einen kurzen Moment sogar ihre Aufregung vergaß. Doch bevor sie zu lesen begann, wollte sie sicher sein, dass Jonas nicht hier war. Schnell blickte sie sich um. Weit und breit war nichts von ihm zu sehen. Woraufhin sie ihre Vorlesung ganz gut über die Bühne brachte.

Danach machte sie sich auf zu der Bar, um mit dem Vorstand zu plaudern. Aber dazu kam es nicht, weil Kev sie zuerst abfing. „Hallo Engel."

„Hallo Kev. Was machst du hier?" Sie betrachtete ihn eingehend und stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass er eine Jacke mit dem Aufdruck Jennings Inc. trug.

„Jonas wollte mich erst für morgen einfliegen lassen, aber als ich hörte, dass du mit dem International Book Award ausgezeichnet werden würdest, wollte ich einfach dabei sein."

Bei Jonas Namen hüpfte ihr Herz fest gegen ihre Brust. Jonas? Er wusste also, dass sie hier war? War er deswegen nicht hier? Was hatte das alles mit Kev zu tun? Er wollte ihn morgen einfliegen lassen. Was wahrscheinlich so viel bedeutete wie, er wollte, dass Kev zu Lucas Geburtstag hier war. Aber sie hatte gedacht, dass Kev jetzt ohnehin vorhatte für seinen Sohn zu sorgen. Immerhin zahlte er jetzt regelmäßig und rief ihn von Zeit zu Zeit an. Manchmal skypten die beiden sogar und arbeiteten an Lucas Englisch. Warum also sollte sich Jonas in diese Beziehung einmischen. Das war unlogisch, außer ... der Schriftzug auf Kevs Jacke sprang ihr wieder in die Augen. Moment mal.

„Kevin, bitte sag mir, dass du dich nicht von Jonas dafür bezahlen lässt, dass du dich um deinen Sohn kümmerst."

Er blickte sie entschuldigend an: „Ganz so ist es nicht."

„Wie ist es dann?" Sie fauchte ihm ins Gesicht. Sie war nicht nur wütend auf Kev, sondern auch auf Jonas. Wie konnte er sich nur so einmischen.

„Jonas bezahlt nicht nur mich. Er sponsert das ganze Football Team. Dafür wollte er aber, im Gegenzug, dass alle Spieler einen Vertrag unterschrieben, in dem sie versprachen, sich um die Zahlungen für ihre Kinder zu kümmern."

„Was?" Ihre Stimme quietschte.

„Nicht so wie du denkst. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er Interesse daran hätte, mit uns ein Sponsoring einzugehen. Wir brauchten das Geld wirklich dringend und ich kannte niemanden der reicher ist als er. Daraufhin hat er mir gesagt, dass er im Gegenzug dafür etwas haben will. Es war ihm ganz egal, ob wir wirklich irgendwohin den Aufdruck Jennings Inc. drucken ließen. Mir war sofort bewusst, dass es ihm nur um Luca ging. Natürlich dachte ich nicht, dass er das restliche Team ebenfalls zwingen würde, sich um ihre Kinder zu kümmern, aber da er uns ein gutes Angebot gemacht hatte, kam uns das nur fair vor.

„Kevin Hoffman, ich habe keine Ahnung wer du bist. Die ganze Zeit in der wir verheiratet waren und die Zeit davor, war eine einzige Lüge. Du würdest ohne mit der Wimper zu zucken deine Seele an den Teufel verkaufen. Niemals hätte ich gedacht, dass es ausgerechnet einen Mann wie Jonas Jennings braucht, damit dein Sohn das Gefühl hat, dass du ihn liebst. Hat Jonas dich etwa auch darum gebeten, dass du Luca öfter anrufst? Wusstest du eigentlich, dass morgen Lucas Geburtstag ist oder musste dir das auch Jonas sagen? Weißt du, wenn du nicht der Vater meines Sohnes wärst, wäre ich froh darüber nie wieder mit dir zu sprechen. Du solltest dich schämen."

Damit machte sie kehrt und ging auf den Vorstand zu.

„Hey Leute, wie geht es euch? Was macht ihr denn alle hier?"

Mike meldete sich, wie immer, als erster zu Wort: „Wenn du so eine tolle Auszeichnung bekommst, müssen wir doch hier sein, um dich zu unterstützen. Immerhin sind wir doch sozusagen dein Verleger."

Erstaunt blickte sie ihn an: „Isabella meinte, Jonas hat euch alle gefeuert."

Mike lachte laut: „Ja hat er auch. Er ist vollkommen ausgerastet nachdem du weg warst, hat uns beschimpft und dann vor die Tür gesetzt. Es hat aber keine zwei Tage gedauert, bevor er uns alle angerufen und sich entschuldigt hat. Eingestellt wurden wir beim Verlag aber nicht mehr. Er hat den Verlag geschlossen."

„Wie bitte? Warum?"

„Um ehrlich zu sein, wahrscheinlich deshalb, weil es noch nie eine sehr gewinnbringende Idee war. Er steht einfach auf Bücher und hatte nur deshalb überhaupt die Idee dazu, deutsche Bücher in seiner Firma ins Englische zu übersetzen. Ich denke, dass er damit kein Vermögen verdienen würde, wusste er immer. Aber immerhin hat er ein paar Buchdruckmaschinen im Bürogebäude herumstehen und meiner Meinung nach, hat er nur weitergemacht, weil er sonst nicht gewusst hätte, was er damit anfangen sollte. Aber jetzt hat er ein neues Projekt gestartet und uns alle wieder eingestellt. Natürlich nicht nur für den neuen Zweig, sondern auch für unsere alten Tätigkeiten außerhalb des Verlages. Mit seinen Buchdruckmaschinen druckt er jetzt hauptsächlich Schulbücher für Kinder auf dem gesamten Globus. Mit dem Projekt Eros, will er dafür sorgen, dass Kinder auf der ganzen Welt, die Chance auf eine gute Ausbildung haben."

„Eros.", wiederholte sie flüsternd.

„Aber wenn er mit dem Übersetzen aufgehört hat, weil es nicht gewinnbringend genug war, warum macht er dann jetzt etwas, woraus er überhaupt keinen Nutzen ziehen kann?"

Mike lachte: „Er zieht seinen Nutzen daraus. Es macht ihn glücklich der Welt etwas zurückzugeben. Das ist der Grund warum wir alles zugestimmt haben. Es ist ein tolles Projekt und wir sind stolz darauf, ein Teil davon zu sein."

„Das ist wirklich großartig. Scheint ganz so als wäre Jonas, tief in seinem Inneren, doch ein guter Kerl."

Er lachte noch lauter: „Ja das ist er wohl."

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt