Kapitel 28

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Lisa lehnte sich an die Tür und ließ sich langsam abwärts gleiten. Die Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie wusste nicht mehr, was sie von all dem halten sollte. Was war nur mit diesen Männern los. Warum behaupteten beide, der jeweils andere wäre nicht gut genug für sie? Warum glaubten sie trotzdem beide, besser für sie zu sein. Und das, obwohl sich keiner von den Zweien binden wollte. Lange konnte sie nicht darüber nachdenken, dann wurde sie von einem Klopfen aus den Gedanken gerissen. Langsam stand sie auf, strich sich die Kleidung glatt und öffnete. Es stand tatsächlich Jonas vor der Tür. Schnell versicherte sie sich, dass Marc nicht in der Nähe war, bevor die Streiterei abermals losgehen würde.

Er blickte sie schuldbewusst an: „Es tut mir leid, Lisa. Kann ich bitte hereinkommen." Widerwillig stieß sie die Tür ein Stück weiter auf.

„Was ist das zwischen dir und Marc? Es geht dabei doch gar nicht um mich, oder?"

Entsetzt sagte er: „Natürlich geht es um dich. Worum sollte es denn sonst gehen?"

„Zwei Männer, die unter keinen Umständen eine Beziehung eingehen wollen, streiten sich also um eine Frau? Ist es das, was du mir weiß machen willst?"

Er schüttelte energisch den Kopf, dann nickte er.

„Was soll das bitte bedeuten?"

„Es heißt, darum geht es nicht, aber gleichzeitig geht es auch darum?"

„Würdest du mir das, gnädiger Weise erklären?"

„Verstehst du nicht, dass du einfach viel zu gut für ihn bist?"

„Aber das ist doch Scheißegal. Er will mich doch sowieso nicht."

Jonas atmete tief ein.

„Warum liegt dir so viel daran, dass ich nicht mit ihm schlafe? Du willst mich doch auch nicht. Also kann es dir doch egal sein."

Er trat an sie heran und legte ihr den Arm auf den Rücken.

„Natürlich will ich dich."

„Ja, um Sex mit mir zu haben. Warum erwartest du von mir, dass ich zwar mit dir schlafe, aber von allen anderen Männern fernbleibe? Wie soll ich denn jemals wieder jemanden kennenlernen, der wirklich an mir interessiert ist?"

„Aber ich bin doch wirklich an dir interessiert."

„Wirklich Jonas? Du kannst dir also vorstellen mit mir zusammen zu sein und gemeinsam mit Luca glücklich zu werden."

Er schüttelte energisch den Kopf. „Warum ist das denn unbedingt notwendig? Wir können doch so glücklich sein, wie wir es zuvor waren und zusätzlich miteinander schlafen."

Sie schnaubte entsetzt. „Und wenn ich jemanden kennenlerne, dann hören wir einfach auf miteinander zu schlafen, oder wie stellst du dir das vor?"

„Warum willst du denn unbedingt jemanden kennenlernen? Ich meine, ich gebe dir doch was du brauchst."

„Nein Jonas, das tust du nicht."

Jetzt sah er empört aus. „Was meinst du damit?"

„Du liebst mich nicht. Und ich will jemanden kennenlernen, der mich liebt. Dann will ich mit ihm zusammen sein und gemeinsam mit Luca eine Familie werden. Was ist daran so schwer zu verstehen?"

„Ich weiß nicht, wie man liebt."

„Ich weiß." Sie wurde von all ihrem Schmerz überrollt und brach in Tränen aus.

„Nein, Süße. Nicht weinen. Bitte nicht."

Er nahm sie in den Arm und küsste ihr das Gesicht. Jede einzelne Träne fing er mit seinen Lippen auf. Sie schmiegte sich fest an seine Brust und er streichelte ihr über die Haare. Abrupt ließ sie ihn los und trat einen Schritt von ihm weg.

„Jonas, es tut mir leid, aber das geht so nicht. Ich kann das nicht. Ich will nicht mehr mit dir schlafen."

„Warum? Willst du etwa mit Marc schlafen?" Er wirkte vollkommen schockiert.

„Nein, aber ich kann auch nicht länger mit dir schlafen. Ich hätte mir das wahrscheinlich vorher überlegen sollen, ich weiß, aber da wusste ich noch nicht wie das alles enden würde."

„Was meinst du mit enden?"

„Vielleicht sollte ich einfach wieder nach Österreich zurückfliegen, sobald Luca aus Pittsburgh zurückkommt. Keine Sorge, natürlich trete ich nicht aus dem Vertrag zurück. Dein Verlag behält selbstverständlich, weiterhin die Rechte an der englischen Geschichte." Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah in entschlossen an.

„Aber das kannst du nicht machen."

„Natürlich kann ich. Es war ohnehin eine schlechte Idee herzukommen. Diese zwei Wochen in New York, waren beinahe so schlimm, wie die Zeit, in der ich mich von Kev getrennt habe. Ich habe keine Kraft mehr."

„Aber ich habe doch versucht, dir das zu geben, was dir am Wichtigsten ist. Für Luca ist gut gesorgt und er kann zu seinem Vater."

„Mit dem Vertrag mit Jennings Inc., werde ich auch so genug Geld verdienen, um Luca das ein oder andere Flugticket nach Pittsburgh kaufen zu können."

„Es tut mir leid, Süße. Ich wollte dir nicht so viel abverlangen. Bitte geh nicht. Sag mir doch einfach, was ich machen muss, damit es dir hier besser geht."

„Was ich brauche kannst du mir nicht geben."

„Das stimmt nicht. Ich würde dir alles geben."

„Das glaube ich dir sogar, alles was man mit Geld kaufen kann. Aber das ist es nicht, was ich von dir will."

Sie griff um ihren Hals und riss sich die Kette herunter, die er ihr bei ihrem Date geschenkt hatte. Dann drückte sie, sie ihn in die Hand.

„Verdammt nochmal, ich habe mich in dich verliebt, Jonas. Alles was ich will, ist das du meine Liebe erwiderst, aber das wirst du nicht und deshalb kann ich es nicht mehr länger in deiner Nähe sein."

„Aber es gibt doch auch dafür eine Lösung.", stotterte er etwas unbeholfen.

„Und die wäre?"

„Wir können es doch einfach langsam angehen lassen und dann sehen was sich daraus entwickelt."

„Jonas, ich habe nur eine einzige Frage in diesem Zusammenhang. Kannst du dir vorstellen irgendwann in der Zukunft mit mir und Luca zusammen zu leben?"

Er bekam keine Luft mehr. Ihr Liebesgeständnis ließ sein Herz fest gegen seinen Brustkorb schlagen. Beinahe hätte er ihr alles versprochen, nur um weiterhin in ihrer Nähe sein zu können, aber es wäre ein Lüge gewesen und er konnte sie auch nicht so verletzen. Er konnte ihr nicht sagen, dass er niemals das Gleiche empfinden würde und schon gar nicht konnte er ihr sagen, dass er niemals der Ersatzvater für ihren Sohn sein konnte. Sie hatte das alles nicht verdient. Diese ganze Situation, in die er sie gebracht hatte, alles das, war so falsch. Der Gedanke daran, dass sie seinetwegen verletzt sein könnte, brach ihm das Herz.

Anstatt zu antworten stürmte er aus ihrem Zimmer. Was hätte er auch sagen sollen? Es gab keine Worte dafür, um zu erklären was er fühlte. Eigentlich wusste er ja noch nicht mal selbst, was er fühlte. Aber er wusste, dass er egal was passieren würde, niemals ein guter Vater für Luca sein könnte.

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt