Kapitel 34

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Einen Monat später arbeite Lisa wieder in dem kleinen Café. Sie hatte bereits, als sie in New York abgehoben waren versucht, all ihre Erinnerungen an Jonas in den USA zurückzulassen. Doch noch immer bestimmte er jeden ihrer Gedanken. Immer wieder überkam sie die Erinnerung, wie sie sich dazu hinreißen hat lassen, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Sie schämte sich so sehr dafür, dass sie es nicht einmal geschafft hatte, ihren besten Freundinnen davon zu erzählen. Außerdem fragte sie sich, wie das alles nur passieren konnte. Sie hatte nur wenige Tage in New York verbracht und trotzdem so tiefe Gefühle entwickelt. Ja klar, auch damals mit Kev war alles unglaublich schnell gegangen. Offensichtlich war sie also eine Frau die sehr schnell leidenschaftlich liebte. Doch auch wenn es sich mit Kev damals wahnsinnig richtig angefühlt hatte, war es mit Jonas ein noch weitaus fesselnderes Gefühl gewesen. Es war als könnten sie ohne Worte kommunizieren, als würde in ihrem Paralleluniversum die Welt nur aus ihm, ihr und Luca bestehen. Sie seufzte. Wieso hatte sie nicht gleich erkannt, dass sie die Einzige war, die so fühlte. Wie damals, als sie hinter die Affäre Kevs gekommen war, musste sie sich auch heute wieder geschlagen geben. Scheinbar war sie einfach zu naiv für die Liebe.

Luca hatte bemerkt, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmte und sie immer wieder danach gefragt. Außerdem wollte er sogar wissen, ob Jonas sie denn besuchen würde. Diese harmlose Frage, hätte ihr Herz beinahe zum Explodieren gebracht. Jonas hatte mehrmals versucht sie zu erreichen. Fast täglich rief er sie an und schickte ihr mehrere Nachrichten. Doch sie hatte es geschafft, seine Anrufe zu ignorieren und die Nachrichten zu blockieren. Für den Fall, dass etwas mit ihrem Buch sein sollte, vertraute sie darauf, dass Mike sich bei ihr melden würde. Sie wusste, sie müsste über ihn hinwegkommen und das würde sie nur schaffen, wenn sie keinen Kontakt zu ihm hatte. Mit ihrem gesparten Geld, hatte sie für Luca und sie ein kleines Häuschen am Stadtrand gekauft und Marc war dort ein immer gern gesehener Gast. Ihre Freundinnen versuchten sie ständig mit ihm zu verkuppeln, da er sich wirklich große Mühe gab, aber Lisa ließ in seiner Gegenwart keinen Zweifel daran, dass sich ihre Gefühle für ihn nicht geändert hatten. Zu ihrem Bedauern liebte sie Jonas immer noch. Marc war zwar großartig, aber ihr Herz berührte er einfach nicht. Obwohl sie ihn nicht verletzen wollte, ließ sie es ihn wissen. Es wäre unfair gewesen ihn in dem Glauben zu lassen, es gäbe eine Chance für sie. Zumindest im Moment gab es sie bestimmt nicht. Wie es in einigen Jahren aussehen würde, wusste natürlich niemand.

Gerade als sie ihre Schicht beenden wollte, klingelte ihr Handy. Sie griff danach und rechnete schon fast damit, dass es sich bei dem Anrufer um Jonas handeln würde. Aber er war es nicht. Es war eine andere New Yorker Telefonnummer. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit trotzdem groß, dass sich am anderen Ende der Leitung Jonas melden würde. Aber die Neugierde war größer, als die Angst und sie beschloss für den Fall, dass er es war, einfach wieder aufzulegen.

„Hoffman?"

„Hallo Lisa! Hier spricht Isabella, wie geht es dir?"

„Mir geht es gut, danke! Wie geht es dir?"

„Mir geht es auch gut. Ich wollte ein paar Dinge mit dir besprechen, welche dein Buch betreffen."

„Hat dich etwa Jonas vorgeschickt, um mit mir zu sprechen?"

„Glaub mir Lisa, Mr. Jennings kann sich im Moment um gar nichts selber kümmern. Er ist vollkommen außer Rand und Band. Er hätte es wahrscheinlich noch nicht mal geschafft mir den Auftrag zu geben, dich anzurufen. Natürlich hatte ich schon früher vor, mich bei dir zu melden, weil ich dich auch ziemlich vermisse, aber dann habe ich diesen Brief in Mr. Jennings Büro gefunden und wusste jetzt war die Zeit gekommen, um dich anzurufen. Ich möchte meinen Boss natürlich nicht in den Rücken fallen, deshalb hatte ich versucht mit ihm zu sprechen. Aber das ist im Moment beinahe unmöglich. Er hat seinen gesamten Vorstand gefeuert, nur weil ihm niemand mitgeteilt hatte, dass du New York verlassen wolltest."

Lisa atmete tief durch. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte nicht schuld daran sein, warum diese Männer, die sie allesamt in ihr Herz geschlossen hatte, jetzt arbeitslos waren.

Unbeirrt fuhr Isabella fort: „Mein Job steht wohl auch auf der Kippe, sollte Mr. Jennings merken, dass ich mit dir gesprochen habe. Er hat ausdrücklich verkündet, dass er nur selbst mit dir sprechen will. Aber als ich den Brief gelesen hatte, konnte ich einfach nicht anders, als dich anzurufen. Sie wollen dich mit dem International Book Award auszeichnen, Lisa. Die Preisverleihung findet nächsten Samstag hier in New York statt. Wirst du denn kommen?"

„Luca hat am Sonntag Geburtstag. Ich glaube nicht, dass er seinen Geburtstag in New York verbringen möchte."

„Aber Lisa, das ist einer der wichtigsten Buchpreise der Welt. Du kannst mit Luca doch nachfeiern. Diese Chance kannst du dir nicht entgehen lassen." Erst jetzt bemerkte Lisa, dass sie das ganze Gespräch lang, gedankenverloren auf den Boden gestarrt hatte. Als sie aufblickte, sah sie, dass Marc eingetreten war.

„Kann ich denn jemanden mitbringen?", fragte sie.

„Ganz bestimmt."

„Was muss ich dort genau machen?"

„Außer den Preis entgegenzunehmen nicht viel. Alles was sie außerdem wollen, ist, dass du eine kleine Lesung hältst. Nicht zu lange nur ein paar Minuten. Auch wenn ich Jonas nicht fragen werde, bin ich sicher, dass die Kosten für deinen Flug und deine Unterkunft Jennings Inc. übernehmen wird." Sie lachte verschmitzt.

„Aber Isabella, das würde Jonas doch bemerken."

„Jonas bemerkt gar nichts. Er ist so gut wie nicht mehr in der Firma anwesend. Kein Mensch weiß was er eigentlich macht."

„Das ist ja schrecklich."

„Ich möchte mich ja nicht in dein Leben einmischen, aber vielleicht solltest du wirklich mit ihm sprechen."

„Ich befürchte das kann ich nicht."

„Okay. Dann sehen wir uns nächsten Freitag."

„Bis dahin."

Sie freute sich über die Auszeichnung, hatte aber auch Angst davor an den Ort zurückzukehren, an dem Jonas ihr Herz gebrochen hatte. Trotzdem rang sie sich ein Lächeln ab, als sie auf Marc zuging: „Hallo Mr. Perfect. Bist du etwa wegen mir hier?"

„Nein, eigentlich komme ich nur hier her, um den schrecklichsten Kaffee weit und breit zu genießen." Er lachte.

„Natürlich bin ich wegen dir hier. Ich wollte sehen wie es dir geht."

„Marc, hast du nächstes Wochenende schon was vor?"

„Ich habe an jeden einzelnen Tag ein Date, aber für dich würde ich jedes Einzelne absagen. Ganz abgesehen davon, dass ich den gesamten Sonntagnachmittag für Luca freigehalten habe. Immerhin wird man nur einmal vier." Er grinste.

„Es fällt mir natürlich wahnsinnig schwer, dich von all dem Sex abzuhalten, der dir bevorstünde, aber glaubst du, du könntest mit mir und Luca nach New York fliegen?"

„Lisa, du willst doch nicht wirklich zurück nach New York?" Sein Blick war bohrend.

„Nur für ein Wochenende. Ich werde mit dem International Book Award ausgezeichnet."

Jetzt änderte sich sein Gesicht zu einem Grinsen: „Was? Du hast wirklich mit dieser Hausfrauenlektüre, diesen Preis gewonnen?" Sie schlug ihm auf die Schulter.

„Herzlichen Glückwunsch, Lisa. Das ist ja großartig. Natürlich komme ich mit. Der Sex lässt sich nachholen." Er zwinkerte.

„Danke." Lisa sprang ihm in die Arme.

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt