Kapitel 33

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Jonas saß auf einer Bank im Central Park. Er wusste, dass er ein entsetzliches Bild abgab. Vermutlich dachten die vorbeigehenden Menschen sogar, er sei einer der vielen Obdachlosen, die hier herumlungerten. Ohne noch mal in seine Wohnung zu gehen, war er aus dem Gebäude geflohen. Beinahe hätten ihn die Wände erdrückt, wenn er nicht endlich nach draußen gekommen wäre.

Sie liebte ihn. Tatsächlich ihn. Obwohl sie Marc haben konnte, wollte sie Jonas. Er hatte sie teilweise schrecklich behandelt und trotz allem hatte sie sich wirklich in ihn verliebt. Es zu hören, war das Schönste was ihm jemals zu Ohren gekommen war. Fast wünschte er, er hätte es aufgenommen, so dass er es immer wieder abspielen hätte können. Die ganze Nacht war er wach in ihrem Bett gelegen und hatte sie beobachtet. Sie war so wunderschön während sie schlief und er war derjenige, dem diese perfekte Frau, ihr Herz geschenkt hatte. Es war ihm zu schön vorgekommen, um wahr zu sein. Während er ihr beim Schlafen zugesehen hatte, hatte er sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, wenn er, nachdem ihr Jahresvertrag ausgelaufen war, gemeinsam mit ihr zurückging nach Österreich. Er hatte nicht überhört, dass sie damals sagte, sie würde niemals wieder heiraten. Ob sie sich vielleicht trotzdem von ihm überzeugen lassen würde, seinen Nachnamen zu tragen? Sie würden eine Familie sein.
Solange die Wirkung des Alkohols anhielt, war ihm das, wie das schönste Geschenk auf Erden vorgekommen. Er sah sie in einem kleinen Häuschen, wie sie im Garten mit ihrem Hund herumtollten. Je mehr der Effekt des Alkohols nachließ, umso mehr kam Luca in seinen Gedanken vor. Erst noch, wie er sich freundschaftlich auf seine Schultern hing und mit ihm Fußball spielte. Eine ganze Zeit lang, war ihm dieser Gedanke erstrebenswert vorgekommen. Für eine Weile hatte er den unglaublichen Wunsch, diesen kleinen Jungen glücklich zu machen und er hat sich darauf eingelassen, diesen Gedanken weiterzuspinnen. Zum ersten Mal hatte er zugelassen zu glauben, dass er nicht perfekt sein müsste und es trotzdem schaffen würde in ihre Familie zu passen. Doch dann hatte Luca, ihn, in seinen Gedanken, Daddy genannt und augenblicklich war die Seifenblase zerplatzt. Er konnte kein Vater sein. Er würde alles kaputtmachen. Wahrscheinlich wäre er wohl der nächste, der nach Kev, die beiden alleine zurücklassen würde.

Jonas Herz hatte es fast nicht verkraftet von einem Vater, den er liebte, verlassen zu werden. Wäre er auch noch von einem Zweiten verlassen worden, wäre er heute womöglich ein vollkommen gebrochener Mann. Dieses Schicksal sollte Luca keinesfalls ereilen. Lisa sollte sich von allen Männern fernhalten und sichergehen, dass sie keine Beziehung zu ihrem Sohn aufbauten. Das wäre das Beste für alle. Er würde sich nicht ändern, nur weil sie ihn liebte. Auch wenn er es zu gern getan hätte, er wusste ja gar nicht was Liebe ist. Klar, er liebte seine Mutter und seine Schwester, aber jede Liebe die über ein familiäres Verhältnis hinausging, hatte er bisher abgeblockt. Außerdem hatte er auch noch niemals jemanden kennengelernt, der wirklich sein Herz berührte. Bis jetzt. Er gestand sich ein, dass Lisa etwas in ihm ausgelöst hatte, aber was es genau war, wusste er nicht. Was er jedoch wusste war, dass er sich von Luca fernhalten müsste. Ja, er war nicht sein Sohn und er hatte eigentlich keine Verpflichtungen ihm gegenüber. Aber er würde nicht so ein Arsch sein wie Kev.

Mit diesem Gedanken war er aus Lisas Zimmer gestürzt. Am Weg zum Aufzug hatte er sich seine Klamotten vom Vortag übergeworfen. Das Hemd war zerknittert und hatte Whiskeyflecken am Kragen. Seine Krawatte hatte er achtlos in die Hosentasche gesteckt. So war er als erstes zur Bank. Die Bankkunden hatten ihn betrachtet wie einen Aussätzigen und als er vor seinem Kundenbetreuer stand, konnte auch der sein Entsetzen nicht verbergen.

„Alles okay, Mr. Jennings?" Hatte er gefragt. Jonas hatte nur genickt und geantwortet: „Ich möchte bitte ein Sparkonto auf den Namen Luca Hoffman eröffnen." Daraufhin hatte er erstmal 100.000 Dollar darauf eingezahlt und einen Dauerauftrag über 1000 US Dollar, die pro Monat dorthin überwiesen wurden, abgeschlossen. Er würde Luca dieses Sparbuch übergeben, wenn er New York verließ und hätte somit wenigstens finanziell für ihn gesorgt. Luca würde niemals in die gleiche Lage wie er kommen und nicht wissen wie er überleben sollte.

Bilingual Love (Jennings Inc. Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt